Kapitel 34

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Grayson PoV.

Seit ich Amber und Hailey das letzte Mal gesehen habe, sind schon wieder fünf Tage vergangen. Keine Ahnung, wie es den beiden geht oder was sie die letzten Tage gemacht haben. Ich will mich Amber aber auch nicht aufdrängen. Deshalb habe ich sie die letzten Tage in Ruhe gelassen, um ihr die Chance zu geben, über alles in Ruhe nachzudenken. Bis heute früh. Um zehn nach sechs klingelt mein Handy. Und wer mich kennt weiß, dass ich normalerweise vor halb; um neun das Bett nicht verlasse. Mit einzelnen Ausnahmen. Heute ist eine davon. Noch im Halbschlaf greife ich nach meinem Telefon, welches auf dem Nachtschrank herumtanzt, da ich den Vibrationsalarm anhabe. „Hallo?", nehme ich das Gespräch, ohne zu schauen, wer überhaupt anruft, an.

„Gray...", erklingt Haileys brüchige Stimme am anderen Ende der Leitung. Alarmiert setze ich mich sofort im Bett auf, was Lexy skeptisch schauen lässt. „Hailey. Was ist passiert?", frage ich besorgt. „Mummy...", ist alles, was sie unter schluchzen herausbringt. „Was ist mit deiner Mum?", versuche ich von ihr eine Antwort zu bekommen. „Ihr geht es nicht gut. Sie ist im Bad und kommt nicht mehr raus.", erklärt das kleine Mädchen mir. „Ich bin in fünf Minuten da Hailey.", sage ich und will gerade auflegen, als sie mich aufhält. „Woher weiß ich, dass du vor der Tür stehst? Mummy sagt immer ich soll keinem Fremdem aufmachen.", kann ich ihre Sorge absolut nachvollziehen. „Wie weit kannst du sicher zählen Hailey?", suche ich nach einer einfachen Lösung für diese Problem.

Am anderen Ende fängt Hailey an zu zählen. „Eins, Zwei, Drei, Vier, ...Weiter weiß ich nicht.", sagt das kleine Mädchen. „Das ist nicht schlimm. Pass auf Hailey. Du setzt dich jetzt in die Nähe der Tür und wartest dort. Wenn ich davorstehe, klopfe ich vier Mal unten an die Tür, okay? Dann weißt du, dass ich es bin, und machst mir die Tür auf." „Verstanden.", sehe ich Hailey vor meinem inneren Auge überzeugt nicken. „Ich lege jetzt auf Hailey. Ich bin gleich da. Hörst du.", appelliere ich ein letztes Mal an sie, bevor ich schließlich, nach einer Zustimmung von ihr, auflege. Ich ziehe mich schnell an, gehe mit Lexy nochmal kurz raus und sammle meine sieben Sachen zusammen, die ich brauche. „Ich komm nachher wieder Lex.", sage ich zu ihr, als ich ihren Kopf kraule, wobei sie mich mit schiefgelegtem Kopf ansieht.

Ich starte das Auto und fahre geradewegs zu Ambers Wohnung. Vor der Wohnungstür hocke ich mich hin und klopfe vier Mal unten an. Es dauert ein paar Sekunden bevor die Tür sich langsam öffnet und Haileys kleine Gestalt zum Vorschein kommt. Ohne jegliche Worte kommt sie auf mich zu, klammert sich an mein Bein und beginnt zu weinen. Ich nehme sie hoch und drücke sie an meine Brust. Wenn es sie so sehr mitnimmt, muss es Amber wirklich nicht so besonders gut gehen. „Ist deine Mum noch im Bad?", wispere ich ihr ins Haar. „Ja.", spüre ich ihr Nicken. „Na dann gehen wir mal nachschauen. Weißt du was deine Mum hat?", streichle ich über ihre hellbraunen Haare. „Nein. Sie sagt mir nichts.", klingt ihre Stimme total weinerlich. „Hat deine Mum heute aber schon mit dir gesprochen?", produziert mein Gehirn gleich Bilder, in denen Amber bewusstlos im Badezimmer auf dem Boden liegt.

„Ja. Hat sie. Sie meinte ich soll Chiara anrufen, aber ich wollte lieber dich anrufen.", gesteht sie mir kleinlaut. „Ist nicht schlimm Engelchen.", drücke ich ihr einen Kuss auf den Hinterkopf und lasse sie vor dem Bad runter. „Gehst du dich fertigmachen? Du musst doch bestimmt in den Kindergarten.", spreche ich mit ihr. „Okay.", nickt sie eifrig und geht davon. Dann klopfe ich an die Badtür und warte auf eine Antwort. „Amber?", frage ich besorgt nach. „Ja?", kommt es schwach von der anderen Seite. Ich drücke die Türklinke herunter und bin ehrlich überrascht, dass sie sich öffnen lässt. Als ich eintrete, sitzt Amber an der Duschwand angelehnt und hält sich ihren Bauch. Ihre ganze Körperhaltung ist angespannt und verkrampft. „Hey.", hocke ich mich neben sie und mustere sie von oben bis unten.

Bis auf, dass sie etwas blass aussieht, kann ich äußerlich nichts feststellen, was ihr fehlt. Bis ich das Blut auf ihrer grauen Jogginghose sehe. „Hast du zufällig deine Tage?", frage ich, ohne abwertend klingeln zu wollen. „Woher weißt du das?", sieht sie mich etwas überrascht an. „Deine Hose.", deute ich mit meinem Kopf zwischen ihre Beine. Amber wirft selbst einen prüfenden Blick nach unten und sieht peinlich berührt auf den Boden. „Das muss dir nicht unangenehm sein. Das passiert eben manchmal." Sie erwidert darauf nichts. „Geht es dir immer so schlecht, wenn du deine Tage hast?", will ich besorgt von ihr wissen. „In seltenen Fällen schon. Aber das hält nur die ersten ein, zwei Tage an.", gibt sie schüchtern zu. „Was machst du normalerweise, wenn es dir so schlecht geht?"

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt