Kapitel 40

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Amber PoV.

Es vergeht eine ganze Woche in der Grayson und ich uns nicht sehen. Wir haben gestern nur miteinander geschrieben, um auszumachen, dass wir heute mit dem Schwimmunterricht beginnen. Da es eher ungünstig ist Hailey mitzunehmen, habe ich Chiara gefragt, ob sie nicht auf meine Schwester aufpassen kann. Deswegen bin ich gerade auf dem Weg meine Schwester aus dem Kindergarten abzuholen. Heute aber in gemächlichem Tempo, da ich es nicht allzu eilig habe. Als ich um die nächste Ecke biege, lehnt dort ein Typ, mit ins Gesicht gezogener Kapuze, an der Hausfassade und scheint auf jemanden zu warten. Vollkommen unbeeindruckt laufe ich weiter, als er mich plötzlich anspricht. „Wie geht es der schönen Dame heute?"

Perplex drehe ich mich zu ihm um und mustere ihn ein wenig genauer. Er ist einen guten Kopf größer als ich. Hat schwarze Haare, blaue Augen und eine muskulöse Statur. Außerdem trägt er einen drei Tage Bart. Dennoch ist er mir unbekannt und ich weiß nicht, warum er mich angesprochen hat. Deshalb drehe ich mich, ohne zu antworten um und setze mich wieder in Bewegung. „Du hast den Unfall ja überlebt." Wie zu Eis erstarrt, bleibe ich abrupt stehen. Was hat er da gerade gesagt? Das kann doch nicht wahr sein? Völlig schockiert drehe ich mich erneut zu dem Typen um. Dieser grinst mich einfach nur an und scheint keineswegs eine andere Reaktion von mir erwartet zu haben. „Was...was wollen sie?", stottere ich. „Ich glaube du hast mich verstanden. Ich wollte lediglich sehen, wie es dir geht."

„Da muss ich sie leider enttäuschen. Ich hatte keinen Unfall.", versuche ich möglichst selbstbewusst rüberzubringen. „Oh. Dann habe ich mich wohl geirrt. Obwohl nein. Du saßt in dem Auto.", versucht er mich aus der Reserve zu locken. Aber darauf lasse ich mich garantiert nicht ein. „Und selbst wenn ich einen Unfall gehabt hätte, geht sie das rein gar nichts an. Mir geht es nämlich sehr gut." „Das ist eine glatte Lüge. Und soll ich dir auch sagen warum?" „Warum?" „Wir sind uns auf einer Party begegnet. Du hast dich mit mir unterhalten und ich habe deiner Freundin Bescheid gegeben, dass es dir nicht gut geht. Dann seid ihr nachhause gefahren." Ungläubig schüttele ich den Kopf. „Das kann gar nicht sein." „Ich muss dich leider enttäuschen. Das kann nämlich sehr gut sein."

„Und wann soll das gewesen sein?", will ich mit neuem Mut von ihm wissen. Das kann nicht sein, dass ich auf der Straße einen Typen treffe, der behauptet ich hätte mich mit ihm auf „meiner" Geburtstagsparty unterhalten. „Am 18. Februar. Dieses Jahr. Du hattest Geburtstag nicht wahr. Du warst auf einer Party im Club Contour. Mit deiner Freundin Daphne. Erinnerst du dich?" Woher weiß der Typ das alles? Das macht mir irgendwie Angst. „Du hast mit dem Barkeeper einen Shot gekippt. Was wars es gleich?", tut er so als müsse er überlegen. „Ach ja. Wodka. Hab ich recht?" Wieder schüttele ich meinen Kopf. Was hat der Mann bitte für ein Problem? „Ich weiß nicht, wovon sie reden. Es tut mir wirklich leid, aber ich muss weiter. Schönen Tag noch.", verabschiede ich mich.

Er scheint etwas dagegen zu haben, denn er packt mich unsanft am Arm und dreht mich wieder zu sich um. „Was?", bluffe ich ihn an. „Wir sind noch nicht fertig mit unserer Unterhaltung." „Doch sind wir. Ich kenne sie nicht, deswegen werde ich jetzt gehen." Bevor ich es überhaupt realisiert habe, drückt er mich grob an die kalte und dreckige Hauswand hinter mir. Dabei hält er meine Hände über meinem Kopf mit einer seiner Hände zusammen. Ohne eine Chance mich zu wehren, streicht er mit seinem schwieligen Zeigefinger über meine Wange. Sofort fühle ich mich schmutzig. „Soll ich dir sagen, warum ich das damals getan habe?" Weil ich seine Antwort nicht hören will, schüttele ich heftig meinen Kopf. „Es war Daphnes Idee. Erinnerst du dich an deine Freundin Daphne?"

Mit großen Augen sehe ich ihm direkt ins Gesicht. „Natürlich erinnerst du dich. So lange ist es ja noch nicht her. Sie hat mich damals bezahlt, damit ich ihr ins Auto fahre. Natürlich auf der Beifahrerseite. Am Magnolia Boulevard West. Um deinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen." „Warum?", frage ich vollkommen neben mir. Er zuckt lässig die Schultern. „Wir wollten unserem alten Freund eins auswischen." „Was?" „Sagen wir mal so, du hast einfach die falsche Freundin. Deine Chiara hat einen Bruder und mit dessen Freund habe ich noch eine Rechnung offen. Du kamst da gerade ziemlich gelegen." Redet er etwa von Grayson? „Aber Grayson kannte ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht."

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt