Kapitel 6

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Amber PoV.

Mein Arzttermin liegt jetzt schon drei Tage zurück. Was heißt, dass heute Samstag ist. Deswegen sind Hailey und ich beide zuhause. Natürlich haben wir erstmal ausgeschlafen. Naja. Hailey ist früh um sieben wach gewesen. Ausgeschlafen stand sie in meinem Schlafzimmer und hat sich noch mit zu mir ins Bett gelegt. Gedankenverloren habe ich ihr den Kopf gestreichelt. Während sie meinem Bauch gestreichelt hat und ihr Kopf auf meinem rechten Arm lag.

Einige Zeit später, nachdem wir uns vom warmen Bett trennen konnten, haben wir uns ein leckeres Frühstück zubereitet und dieses gegessen. Daraufhin ist Hailey in ihrem Zimmer verschwunden und hat dort gespielt. In der Zeit saß ich auf dem Sofa und habe ein neues Buch angefangen zu lesen. Als die Rückenschmerzen unaushaltbar wurden, war ich gezwungen vom Sofa aufzustehen. Mit dem Gedanken der Besserung drehte ich ein paar Runden im Wohnzimmer. Die erhoffte Besserung blieb natürlich aus.

Deswegen sind Hailey und ich gerade in dem großen Park in der Nähe unserer Wohnung spazieren. Wegen den kalten Temperaturen sind wir dick angezogen. Geschneit hat es zwar noch nicht, aber die Temperaturen wären auf jeden Fall vorhanden. Am Anfang war meine Schwester von meinem Vorschlag überhaupt nicht begeistert, als ich ihr dann aber gesagt habe mir tut es gut zu laufen, hat sie sofort eingewilligt. Manchmal muss man zu unfairen Mitteln greifen, um zu kriegen was man möchte.

Meine Schwester hat hauptsächlich zugestimmt, weil sie genau weiß, dass es mir in letzter Zeit nicht besonders gut geht. Vor allem, wenn ich mich kaum bewegen kann oder wenn ich starke Schmerzen im Rücken habe. Dann versucht Hailey mich mit ihren vier Jahren immer so gut es geht abzulenken. Erstaunlicherweise klappt es in ungefähr 70% aller Fälle doch recht gut.

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Ihre kleine, warme Hand halte ich in meiner. „Wo wollen wir hin Mummy?"
„Einfach ein bisschen laufen. Dann gehen meine Schmerzen vielleicht weg." „Ist es sehr schlimm?" „Nein meine Maus. Es ist schon etwas besser geworden.", antworte ich ihr ehrlich. Ich brauche Hailey nichts vorzumachen. Sie durchschaut mich sofort. Dafür kennt sich mich einfach zu gut. „Möchtest du vielleicht ein bisschen auf den Spielplatz gehen?", will ich von ihr wissen. „Oh ja. Darf ich?", fragt sie begeistert. „Sonst hätte ich dich nicht gefragt. Los, dann gehen wir mal auf den Spielplatz." Wir setzen unseren Weg Richtung Spielplatz fort.

Plötzlich taucht vor uns ein stämmiger Mann auf, der unser Gespräch unterbricht. Sein Gesicht wird durch eine heruntergezogene schwarze Mütze und einem hochgezogenen schwarzen Schall verdeckt. Der Mann trägt nur schwarze Kleidung. In der heutigen Zeit an sich nichts ungewöhnliches, aber trotzdem beschleicht mich ein unwohles Gefühl. Vor allem wegen seinem verdeckten Gesicht.
Da mir die ganze Situation an sich schon eigenartig vorkommt, drehe ich mich mit Hailey um, um in die entgegengesetzte Richtung weiterzugehen.

Doch da erwartet uns noch eine Überraschung. Denn hinter uns steht auch noch ein Mann. Dieser trägt dieselben Sachen, wie der Typ vor uns. Das bedeutet wohl, dass die beiden zusammengehören. Aber was wollen die? „Das ist sie doch?", ruft der eine Typ dem anderen zu. „Ja. Wir haben sie gefunden.", antwortet dieser. „Was wollen sie von mir?", will ich verwundert wissen. Darauf bekomme ich, wie erwartet, keine richtige Antwort bzw. eine mit der ich nichts anfangen kann. „Wir wollen gar nichts. Was unser Chef will ist etwas anderes."

„Und was wäre das?", frage ich so naiv, wie ich nun mal bin. „Dich mitnehmen." „Warum?" „Wir werden nur dafür bezahlt unsere Befehle auszuführen, nicht dir die Pläne unseres Auftraggebers zu offenbaren.", antwortet er gehässig. Unbewusst baue ich mich schützend vor meiner kleinen Schwester auf. Hailey scheint den Ernst der Lage zu verstehen und umklammert meine Hand fester. Sagt oder fragt jedoch nichts. Was wahrscheinlich auch besser so ist.

Langsam kommen die beiden Männer uns abwechselnd links und rechts näher. Eigentlich bin ich kein ängstlicher Typ, aber diese Entschlossenheit ist furchterregend. Außerdem weiß ich nicht, was sie mit uns vorhaben. „Wir machen dir ein außerordentlich nettes Angebot. Du kommst mit uns mit, ohne dich zu wehren und die Kleine...", dabei zeigt er auf meine Schwester, „lassen wir in Ruhe.". „Nein.", wimmert Hailey ängstlich.

Eigentlich gefällt mir dieses „Angebot", wie sie es nennen überhaupt nicht. Aber die Vorstellung, was sie Hails antun könnten, wenn ich nicht mitgehe und mich wehre, macht mir viel mehr Angst. Ich beuge mich, soweit es mit meinem schmerzenden Rücken geht zu ihr herunter. „Alles wird gut mein Schatz. Ich gehe jetzt mit diesen Männern mit und du läufst nachhause. Von dort rufst du mit dem Telefon Chiara an. Du weißt, wie es funktioniert. Hast du mich verstanden?", flüstere ich. Hailey schaut mich mit Tränen in den Augen an, bevor sie schwach nickt.

Ich richte mich wieder auf und sehe zu den beiden Männern. „Ich gehe mit. Aber ihr lasst die Kleine in Ruhe." „Das haben wir doch gesagt.", kommt es gelangweilt von einem der Beiden. „Ihr müsst es mir versprechen." „Gut. Versprochen.", verdreht der andere genervt seine Augen. Ich glaube ihnen kein Wort, aber eine andere Wahl habe ich momentan nicht. Obwohl ich es eigentlich nicht soll, fasse ich meiner Schwester unter die Arme und hebe sie hoch. Mein Rücken protestiert zwar, aber darauf achte ich in diesem Moment nicht wirklich. Es ist mir egal.

Aus meiner Jackentasche fische ich unseren Türschlüssel, welchen ich ihr zeige. „Mit dem Schlüssel schließt du die Haustür auf.", halte ich ihr einen Schlüssel hin. „Und der ist für unsere Wohnungstür.", suche ich den Zweiten am Schlüsselbund. So viele weitere sind auch nicht dran, das heißt, dass sie das hoffentlich hinbekommt. Hailey ihre Augen sind gefüllt mit Tränen und sie weint so doll, dass sie mir nicht antworten kann, sondern einfach nur nickt und sich an mich drückt.

Zum Abschied drücke ich ihr noch einen dicken Kuss auf den Mund. „Ich hab dich lieb. Vergiss das nicht. Egal was passiert.", bläue ich ihr ein. „Ich weiß. Ich liebe dich auch ganz doll.", schluchzt sie zuletzt. Langsam stelle ich sie wieder auf dem Boden ab und versuche mich von ihr zu lösen. Jedoch lässt sie es nicht zu. Deshalb bin ich gezwungen ihre Hände von meinen Oberschenkeln zu entfernen und, wenn auch widerwillig, einen Schritt zurückzutreten. Mit bedachten Schritten laufe ich zu den beiden Männern herüber, welche sogleich jeweils einen Arm von mir umfassen, bevor sie mich regelrecht abführen.
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Neues Kapitel.

Ich hoffe es gefällt euch.

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt