Kapitel 28

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Amber PoV.

Gerade bin ich auf dem Weg meine kleine Schwester vom Kindergarten abzuholen. Ich habe Chiara versprochen, heute im Café vorbeizuschauen. Deshalb stehe ich leicht unter Zeitdruck. Endlich angekommen, beeile ich mich nach oben zu gehen, um Hailey zu holen. Zu meiner Verwunderung wartet sie heute noch nicht auf mich, sondern ist anderweitig beschäftigt.

An der Tür werde ich freundlich von Haileys Erzieherin begrüßt. Nach einem kurzen Gespräch ruft sie meine kleine Schwester. Diese erscheint aber nicht sofort. Vielleicht hat sie einfach jemand neues zum Spielen gefunden. Als Hails schließlich an die Tür gelaufen kommt, begrüßt sie mich mit überschwänglicher Freude. „Ist alles gut?", ist ihre erste Frage. Da ich aber vermeiden möchte, dass alle anderen umstehenden Leute unser Gespräch mitverfolgen, antworte ich nur, „Das sag ich dir, wenn du dich umgezogen hast. Okay?". „Na gut."

Nach meinen Worten hat sie es plötzlich ganz eilig zu gehen und fängt an zu drängeln. „Wann gehen wir endlich?", sieht sie mich mit einem Schmollmund an. „Gleich." Um nicht unhöflich rüberzukommen, verabschiede ich mich von ihrer Erzieherin, bevor wir zu Hails Garderobe laufen. Dort zieht sie sofort Schuhe und Jacke an. Wobei ich ihr bei letzterer mit dem Reißverschluss helfe. „Jetzt musst du meine Frage aber beantworten.", drängelt sie ungeduldig.

„Mir geht es gut meine Maus. Mein Rücken schmerzt etwas, aber ansonsten ist alles in Ordnung.", drücke ich ihr einen Kuss auf die Stirn. Seit die Fäden vor vier Tagen gezogen wurden, trage ich den Stützgürtel eigentlich täglich. Auch weil der Arzt meinte, wegen meiner neu genähten Narbe ist es ganz gut. „Weißt du, wo wir jetzt noch hingehen?", mache ich sie neugierig. „Nein. Wo denn?" „Zu Chiara ins Café. Was hälst du davon?" „Ja. Bitte. Kann ich da ein Crêpe essen?" „Na klar meine Maus. Dann lass uns langsam aufbrechen."

Gesagt, getan. Zwanzig Minuten später betreten wir das Café. Da Chiara gerade ein paar Kunden bedient, setze ich mich zusammen mit meiner kleinen Schwester an einen freien Tisch, der in ihrem Bereich liegt. Deshalb dauert es auch nicht allzu lang bis sie uns bemerkt und herüberkommt. „Hey ihr zwei. Wie geht es euch?" „Super.", antwortet Hailey ihr eifrig.

„Und dir?", fragt Chiara mich. „Ganz gut. Es war eine etwas kurze Nacht, aber ansonsten ist alles in Ordnung."
„Na dann ist ja gut. Was kann ich euch bringen?", geht sie ihrem Job nach. „Ich möchte bitte ein Crêpe mit Schokoeis." Über Haileys schnelle Antwort muss meine Freundin schmunzeln. „In Ordnung. Das bring ich dir gleich Prinzessin und du?", denkt sie auch an mich. „Ich würde ein Stück Erdbeertorte nehmen und eine heiße Schokolade dazu.", lächle ich sie mild an. „Kommt sofort." Damit verschwindet sie in Richtung Küche.

Nachdem ich meine Jacke ausgezogen habe, fange ich an mit meiner Schwester zu reden. „Was hast du heute Schönes erlebt?" „Wir haben einen neuen Jungen in die Gruppe bekommen.", fängt meine Schwester eifrig an zu erzählen. „Und ist er nett?", frage ich weiter. „Er ist sehr nett. Kann ich ihn heiraten?" Mit dieser Frage überrumpelt sie mich so sehr, dass ich mich verschlucke und anfange zu husten.

Es dauert eine Weile, bis ich mich von dieser Hiobsbotschaft erholt habe und anfangen kann zu sprechen. „In deinem Alter kann man noch nicht heiraten mein Schatz. Und außerdem kennst du ihn gerade mal einen Tag.", versuche ich ihr diese Idee sofort auszureden. „Woher weißt du das eigentlich mit dem Heiraten? Weißt du was das heißt?", stochere ich weiter herum. „Wenn zwei Menschen sich ganz doll mögen, dann heiraten sie irgendwann. Oder wenn man beschließt ein Baby zu bekommen.", verblüfft sie mich erneut mit ihrer Aussage. Denn von mir hat sie diese Sachen ganz sicher nicht.

„Und woher weißt du das?" „Warum hast du nicht geheiratet? Du hast ja schließlich auch mich.", spricht sie einfach weiter, als hätte ich ihr soeben keine Frage gestellt. „Weil mir zum Heiraten jemand fehlt. Außerdem heiraten nicht alle Menschen. Manche sind auch so glücklich. Noch dazu bist du meine kleine Schwester. Nicht mein Baby." Irgendwie muss ich ihr verständlich machen, dass nicht jeder in seinem Leben heiratet. Ansonsten werde ich mir das die nächsten Wochen, wenn nicht sogar Jahre, immer anhören müssen.

Bevor ich wieder meine vorherige Frage aufgreifen kann, kommt Chiara mit unserer Bestellung zurück. Vor Hailey stellt sie den Crêpe mit Schokoladeneis ab und vor mir die Erdbeertorte mit der heißen Schokolade. „Bitte sehr." „Danke.", erwidern sowohl Hailey als auch ich. Da sie gerade niemanden bedienen muss, setzt sich meine Freundin kurz zu uns an den Tisch. „Über was habt ihr euch gerade so angeregt unterhalten?", fragt sie neugierig.

Als wäre es mit vier Jahren das normalste der Welt sagt Hailey stolz, „Ich möchte heiraten.". Erstaunt schaut Chiara mich an, während ich nur hilflos mit den Schultern zucke. „Warum das denn Prinzessin?" „Da ist so ein Junge, den finde ich ganz toll. Den möchte ich gerne heiraten."
„Woher hast du das denn?", stellt meine Freundin ihr meine Frage, die sie vorhin nicht beantwortet hat. „Grayson hat es mir erklärt." Mit offenem Mund und geweiteten Augen sitze ich daneben und versuche ihr Gesagtes zu verstehen. Doch das funktioniert nicht.

Bis vor ein paar Tagen hatte sie panische Angst vor ihm und dann passt er einmal auf sie auf und erklärt ihr was es heißt zu heiraten. Bei meinen Gedanken fällt mir nichts Besseres ein, als ungläubig meinen Kopf zu schütteln. Das Verhältnis zwischen den beiden verstehe ich nicht. Nicht mal ansatzweise. Erfreulicherweise sieht Chiara nicht weniger geschockt aus. Was mich zum Glück nicht ganz so dumm dastehen lässt. Wahrscheinlich kann sie es ebenfalls nicht begreifen.

Da ich nicht weiß, was ich darauf erwidern soll, sage ich gar nichts. Deswegen übernimmt Chiara das Reden. „Warum hat er dir das denn erzählt?" Sie zuckt mit den Schultern, während sie sich ein großes Stück Crêpe mit Eis in den Mund schiebt. „Er hat doch aber nicht einfach so mit dem Thema angefangen?", hakt meine Freundin weiter nach. Mit vollem Mund fängt Hailey an zu reden, „Er hat mich nur gefragt, wo mein Daddy ist.". Erzählt sie als sei es nicht weiter dramatisch. Dabei breche ich geradezu in Panik aus.

„Was hast du ihm geantwortet?", werde ich merklich unruhiger. „Nur das er nicht mehr bei uns lebt.", sieht sie mich reuevoll an. Erleichtert atme ich aus. „Du hast nicht gesagt, dass du meine Schwester bist?" „Nein.", schüttelt Hails ihren Kopf. „Dann ist alles gut mein Schatz." Wegen meiner komischen Frage sieht mich Chiara jetzt verwundert von der Seite an. Es dauert auch nicht besonders lang, bis sie redet, „Warum ist das wichtig?". „Ist es nicht. Ich wollte es nur wissen.", winke ich ab.

Bevor sie weiter nachfragen kann, wird sie wieder zur Arbeit gerufen. „Wir reden später.", hört sich ihr Gesagtes eher nach einer Drohung an. Glücklicherweise gibt es kein später, da sie die restliche Zeit, in der wir noch im Café sitzen alle Hände voll zu tun hat. Hailey und ich verabschieden uns nur kurz von ihr, bevor wir uns langsam auf den Weg nachhause machen.
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Sorry das erst heute ein neues Kapitel kommt. Aber ich hab in den letzten zwei Tagen fleißig weitergeschrieben, um die Handlung voranzubringen.😅

Ihr könnt also gespannt sein.😉

Ich wünsche euh noch einen schönen Tag und genießt das tolle Wetter.😊

LG lenlavie

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt