Kapitel 14

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Grayson PoV.

Ich bin gerade auf dem Weg zur Wohnung meines Kumpels, um seine Schwester abzuholen. Ich hoffe, dass Chiara sich an meine Worte gehalten hat. Sie muss so unauffällig wie nur irgendwie möglich sein, sonst kriegen wir ihre Freundin da niemals raus. Eigentlich weiß ich nicht mal genau, warum ich ihr überhaupt dabei helfe. Wenn der Plan schief geht, haben wir ein großes Problem. Sie und ich. Keiner legt sich freiwillig mit Hudson an. Nicht einmal ich. Obwohl ich mir sonst von kaum jemandem etwas sagen lasse. Und das soll schon was heißen.

Vor dem Wohnkomplex halte ich mein Auto am Straßenrand an. Ich stelle den Motor ab und steige aus. An der Tür drücke ich auf die Klingel und warte, dass mir jemand aufmacht. Keine Minute später bin ich auf dem Weg nach oben. An der Wohnungstür wartet Ash schon auf mich. Auf dem Arm hat er das kleine Mädchen, welches vorübergehend bei ihnen wohnt. Das Kind scheint zu schlafen, denn die Augen des Mädchens sind geschlossen. Wieder einmal grüble ich, woher ich sie kenne. Denn ihr Gesicht kommt mir irgendwie bekannt vor.

Zur Begrüßung schlagen Ash und ich mit der Hand ein. „Chiara ist gleich so weit. Sie wollte nur nochmal ins Bad."
„Okay.", ist meine nüchterne Antwort darauf. „Siehst gut aus Mann! Anzug ist man von dir ja gar nicht gewohnt.", sagt er. „Tja. Es gibt für alles ein erstes Mal."
„Stimmt.", kommt seine Bestätigung. „Danke Grayson. Danke das du meiner Schwester hilfst. Ich selbst habe Amber auch erst zweimal gesehen. Sozusagen kenne ich sie auch nicht." „Wir werden sehen, wie es ausgeht. Versprechen kann ich aber nichts." „Ich weiß.", kommt es von ihm.

Mein Blick ist auf die Decke gerichtet, als ich einen anderen auf mir spüre. Als ich wieder zu Ash schaue, sieht dieser mich aber nicht an. Es ist das kleine Mädchen, welches mich mit offenen Augen beobachtet. Sie hat vorhin gar nicht geschlafen. Die Kleine ist die ganze Zeit über wach gewesen, da bin ich mir sicher. Als die Kleine bemerkt, dass ich sie ansehe, wendet sie sofort ihren Blick ab und drückt sich näher an Ash. Ich weiß das sie Angst vor mir hat. Das sieht man ihr sofort an. Ich weiß aber nicht wieso. Ich habe aber gar keine Zeit diese Gedanken näher zu ergründen, denn da kommt Chiara in den Flur gelaufen.

Sie trägt ein extrem kurzes Kleid. Es reicht ihr nur knapp bis zur Mitte der Oberschenkel. Viele würden jetzt sagen viel zu kurz. Dem stimme ich auch absolut zu. Jedenfalls für die Öffentlichkeit. Im privaten Sinne kann man schon mal darüber nachdenken. Aber für unser Vorhaben, muss ich zugeben, gibt es nichts Passenderes. Wobei ich nicht wissen will, wo sie das aufgetrieben hat. Und ihr Bruder wahrscheinlich auch nicht. „Sorry das es so lang gedauert hat. Jetzt bin ich aber fertig. Wir können gehen." „Na dann mal los. Auf in den Kampf.", versuche ich die Stimmung aufzulockern. Es funktioniert nicht. Ich kann Chiaras Angespanntheit von hier aus erkennen.

Bevor sie zu mir herüberkommt, geht sie nochmal zu der Kleinen. Als Chiara sieht, dass das Mädchen wach ist, spricht sie mit ihr. „Grayson und ich fahren jetzt. Ash passt auf dich auf, okay? Du musst keine Angst haben. Ich bringe deine Mum wieder nachhause zu dir." Die Augen des Kindes fangen an zu leuchten. „Wirklich?", kommt es ungläubig von ihr. „Wirklich. Ash bringt dich nachher ins Bett. Versuch wenigstens etwas zu schlafen. Versprichst du mir das?", will sie wissen. „Versprochen." Zum Schluss drückt sie dem Kind noch einen Kuss auf die Stirn.

Im Auto angekommen fange ich an zu reden. „Du hälst dich an unsere Abmachung. Du machst nichts, was nur in irgendeiner Weise Aufsehen erregt. Verstanden." „Ai, ai Sir." „Das ist nicht lustig Chiara. Ich meine das echt ernst. Ansonsten haben wir ein großes Problem und dann weiß ich nicht, ob wir deine Freundin da rausholen können.", blicke ich ihr ernst in die Augen. Sie hat braune. Genau wie ihr Bruder auch. Eigentlich ist sie sogar sehr attraktiv. Aber sie ist nicht mein Typ. Hinzukommt, dass sie die kleine Schwester meines Kumpels ist. Das würde er mir nie verzeihen und unsere Freundschaft wäre sofort beendet. Und darauf kann ich wirklich getrost verzichten.

*******

Das Gebäude, in dem die Auktion stattfindet, ist eine verfallenen Lagerhalle. Natürlich hat Hudson diese Location nur für den heutigen Tag angemietet. Ansonsten würde es nicht lange dauern, bis die Bullen auf der Matte stünden. Mein Auto stelle ich auf dem großen Parkplatz vor der Halle ab. Nach dem Aussteigen trete ich neben Chiara und biete ihr meinen Arm an, damit sie sich einhaken kann. Mit einem nervösen Lächeln nimmt sie mein Angebot an.

Langsam bewegen wir uns auf den Eingang zu. Dort wird uns die Tür sofort geöffnet. Nachdem ich meinen Namen gesagt und meine Begleitung vorgestellt habe, werden wir reingelassen. Der Innenraum der riesigen Halle gleicht der Außenfassade des Lagerhauses. Außerdem liegt ein unangenehmer Geruch in der Luft. Dieser erinnert mich an einen feucht-kalten, modrigen Keller. Hudson hat wirklich nur das Allernötigste in die Lagerhalle gebracht. Ich schätze mal er will schnell abhauen können, falls etwas Unerwartetes passiert.

Chiara gräbt ihre Nägel schmerzhaft in meinen Unterarm. Ich weiß, wie diese Situation auf sie wirken muss. Ich bin sowas schon durch meinen Stripclub gewohnt. Solche geschlossenen Veranstaltungen richte ich selbst nicht aus, aber die ein oder andere habe ich früher schonmal besucht. Dabei war ich meistens nur zum Spaß dort und nicht, weil ich irgendwelche Mädchen für meinen Club gekauft habe. Auf so ein Niveau begebe ich mich nicht. Das ist selbst für mich zu billig.

„Es ist echt unheimlich hier.", kommt es eingeschüchtert von Chiara, welche neben mir steht und noch immer meinen rechten Arm umklammert. „Ich habe dir gleich gesagt, dass das nichts für dich ist.", antworte ich leise. „Wir beeilen uns Amber zu finden und verschwinden dann schleunigst von hier. Allzu lange möchte ich hier nicht bleiben.", schlägt sie vor. „In Ordnung. Dann sehen wir uns jetzt erstmal unauffällig um. Vielleicht finden wir sie von selbst. Wenn wir sie gefunden haben, dann suche ich Hudson und führe mit ihm ein nettes Gespräch. Und dann sehen wir weiter."

„Okay.", erwidert die junge Frau neben mir. Langsam setzen wir uns wieder in Bewegung. Erst jetzt kommen wir in den Hauptraum. Ich bin echt schlecht im Schätzen, aber allein in diesem Raum befinden sich locker 120 bis 150 Leute. Überwiegend Männer, wie sollte es auch anders sein. Der Großteil der Männer ist bestimmt schon Mitte, Ende dreißig. Die ältesten sind um die 60 Jahre. Was echt unmoralisch ist, weil der Großteil dieser Männer garantiert nur hier ist, um sich ein Mädchen mitzunehmen. Denn diese Treffen haben ihren Sinn garantiert nicht in One-Night-Stands.

Mittlerweile haben wir alle Haupträume abgelaufen. Amber haben wir noch nicht gefunden. Jedenfalls gehe ich davon aus, denn Chiara hat noch nichts dergleichen gesagt. Eigentlich habe ich gar keine Ahnung nach wem ich Ausschau halten soll. Natürlich weiß ich, dass das Mädchen, nach dem wir suchen eine Narbe am Rücken hat, aber das wars dann auch schon wieder. Trotzdem habe ich so jemanden hier noch nicht gesehen. Das heißt wir müssen nach unten in die Kellerräume, denn ich bin mir hundertprozentig sicher, dass es hier eben solche gibt.

Natürlich teile ich Chiara mein Vorhaben mit. Sie ist von dieser Idee allerdings alles andere als begeistert. Jedenfalls so lange bis sie einsieht, dass wir ihre Freundin hier oben nicht mehr finden werden.
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Neues Kapitel.

Auch wenn es schon ganz schön spät ist, wollte ich noch was hochladen.
Bei The Fate of Life geht es die Woche auch noch weiter.

LG lenlavie

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt