Kapitel 26

112 8 1
                                    

Grayson PoV.

Nach Chiara ihrem Anruf habe ich mich gleich auf den Weg zum Loft gemacht. Jetzt soll ich auch noch den Babysitter für dieses kleine Mädchen spielen. Wobei die Kleine doch eigentlich Angst vor mir hat. Naja. Erstmal abwarten.
Vor dem Wohnkomplex halte ich an und das laute Motorengeräusch meines grauen Ford Mustangs erstirbt. Schwungvoll öffne ich die Autotür, um auszusteigen. Vorher greife ich aber noch nach meinem Handy und meinen Zigaretten. Nur für den Fall, dass es doch länger dauert als geplant.

Mit einem Knopfdruck verschließt sich das Auto hinter mir. Das Licht leuchtet nochmal auf und die Spiegel klappen sich ein. Danach mache ich mich auf zur Eingangstür. Als ich auf die Klingel drücke, ertönt sofort der Türsummer damit ich sie öffnen kann. Heute verzichte ich auf den Fahrstuhl und nehme stattdessen die Treppen. Mit immer drei Stufen auf einmal, erklimme ich diese. Im richtigen Stockwerk angekommen, laufe ich Richtung Tür, die zu meiner Verwunderung schon offen ist. Es steht aber niemand dort.

Deshalb trete ich in die Wohnung ein und verschließe die Tür hinter mir. Von den Stimmen geleitet, komme ich ins Wohnzimmer. Als Chiara mich bemerkt, springt sie sofort vom Sofa auf und kommt auf mich zu. „Hey. Danke das du so schnell kommen konntest. Dann fahren wir jetzt ins Krankenhaus. Du weißt ja wo alles ist und..." „Atmen nicht vergessen.", unterbreche ich Chiaras Rede. „Ich werde das schon hinkriegen. Es ist nur ein Kind, keine ganze Gruppe.", rede ich beruhigend auf sie ein.

Meine Augen suchen das kleine Mädchen, welches sich an ihrer Mum festhält und weint. Vielleicht wird das ganze doch nicht so einfach, wie gedacht. Dafür das Amber extreme Schmerzen hat, sieht sie aber noch sehr gut aus. Auch wenn ich in ihren Augen die pure Angst erkennen kann. Die kann sie nicht verstecken. Jedenfalls nicht vor mir. Ich habe mir im Laufe meines Lebens eine sehr gute Menschenkenntnis angeeignet, die mir häufig zugutekommt. Das Mädchen mit den grauen Augen wirkt nur von außen so gelassen. Innerlich dreht sie gleich durch. Dass sie ihr Kind gleichzeitig noch beruhigen muss, hilft ihrer Angespanntheit nicht wirklich.

Müsste sie das ganze Prozedere mit ihrer Narbe nicht schon kennen? Eigentlich ja schon. Sie war vor nicht allzu langer Zeit doch erst im Krankenhaus? Aber ich hab schließlich auch keine Ahnung von was ich hier genau rede. Bei mir musste noch nie etwas genäht werden. Worüber ich auch eigentlich sehr froh bin. Bei dem Bild, was sich mir gerade bietet, frage ich mich abermals, wo der Vater von dem Kind ist. Amber hat ihn weder erwähnt noch sonst irgendwas in der Art angedeutet. Noch dazu kommt sie mir ziemlich jung vor. Jedenfalls dafür, dass sie schon ein Kind hat, dass um die drei oder vier Jahre sein müsste. Ich würde sie vielleicht auf 22 oder 23 schätzen. Älter aber auch nicht.

„Gut. Dann sollten wir wohl langsam los.", richtet Chiara ihre Worte an mich. „Bist du soweit?", fragt sie ihre Freundin. Diese nickt schwach, „Ja.". Sogar aus ihrer Stimme kann man ihre Angst raushören. Na, wenn das mal gut geht. Chiara geht zurück zu dem anderen Mädchen und hilft ihr aufzustehen, wobei das kleine Mädchen ein Stück zur Seite muss. Trotzdem klammert es sich im nächsten Moment wieder an Ambers Oberschenkel. Ich sehe noch nicht, dass das Kind sie einfach so gehen lässt, dafür hängt sie zu sehr an ihrer Mum.

Während Chiara ihrer Freundin hilft, nehme ich die Tasche, die ich vorhin im Flur gesehen habe. Und trage diese mit nach unten. Dieses Mal fahren wir aber mit dem Fahrstuhl in die Tiefgarage, denn Chiaras Auto steht immer hier unten. Genauso wie Ash seins, wenn er nicht arbeiten ist, versteht sich. Am Auto angekommen, setzt sich Amber schonmal rein und verabschiedet sich von ihrer Tochter. Als das erledigt ist, kommt Chiara mit dem Mädchen an der Hand auf mich zu.

„Ich hol noch ihren Kindersitz aus dem Auto, damit du den Ash nachher geben kannst, wenn er zuhause ist. Okay?" „In Ordnung. Gibt es sonst noch irgendwas, was ich wissen sollte?", will ich von ihr wissen. „Nein, eigentlich nicht. Falls Ash nicht pünktlich zuhause ist, rufst du ihn nochmal an. Und wenn er gar nicht weg kann, dann meldest du dich bei mir. Dann komm ich nachhause. Verstanden." „Ai, ai Chef." „Das ist nicht lustig.", schaut sie mich ernst an. „Das habe ich auch nie behauptet.", versuche ich zu schlichten.

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt