Kapitel 23

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Amber PoV.

Nachdem Chiara das Zimmer verlassen hat, beeile ich mich, so schnell es mit meinem Rücken eben geht, mich fertig zu machen. Ich hoffe Hailey geht es gut und sie ist nicht sauer oder enttäuscht von mir. Das wäre für mich nach ihrem Tod, der zum Glück nicht eingetreten ist, das Schlimmste was mir passieren könnte. Ich weiß nicht was ich machen soll, wenn sie mir böse ist. Das würde ich jetzt nicht aushalten. Was ist, wenn sie mich nicht sehen will? Beruhig dich Amber. Das bringt rein gar nichts. Und du findest es bestimmt nicht heraus indem du dir nur alle möglichen Reaktionen ihrerseits vorstellst und sie nicht selbst entscheiden lässt.

Frisch geduscht, mit einem langen Pullover und einer bequemen Leggings verlasse ich zwanzig Minuten später das Badezimmer. Heute habe ich zwar noch leichte Unterleibsschmerzen. Die sind aber nichts im Vergleich zu gestern. Dafür schmerzt mein Rücken, wie die erste Zeit nach der OP. In einem gemächlichen Tempo mache ich mich auf den Weg ins Wohnzimmer. Von dort höre ich schon Stimmen und eine davon gehört meinem kleinen Engel. An der Tür bleibe ich kurz stehen und sehe die drei auf dem Teppich sitzen. Sie lachen zusammen. Und allein dieser Anblick erfüllt mich mit einer solchen Wärme, dass mir wieder Tränen in die Augen steigen.

Chiara scheint meinen Blick zu bemerken, denn sie richtet sich an Hailey. „Ich habe eine Überraschung für dich." „Wirklich? Was für eine?", fragt meine Maus mit strahlenden Augen. „Schau mal zur Tür.", flüstert Chiara ihr zu. Am Anfang scheint meine kleine Schwester nicht zu verstehen, was meine Freundin von ihr will. Doch, nachdem Chiara sie in meine Richtung gedreht hat, rennt die Kleine auch schon los. „Mummy.", in ihrem Tunnelblick übersieht sie die Teppichecke und stolpert prompt drüber, sodass sie längs auf dem Boden liegt. Voller Sorge sehe ich sie an. Aber Hailey scheint das nicht im Geringsten zu stören. Sie rappelt sich schnell auf und rennt sofort weiter.

Bei mir angekommen schließt sie ihre kurzen Arme um meine Oberschenkel und fängt an zu weinen. Ich kann mich nicht zurückhalten und nehme sie auf den Arm hoch. Sogleich schlingt sie ihre kurzen Arme um meinen Nacken und weint an meiner Brust weiter. Mit einer Hand halte ich sie fest, während ich mit der anderen über ihren Hinterkopf und ihren Rücken streichle. „Hallo mein Schatz.", wispere ich in ihr Haar. „Du...du bist wieder...da.", stottert Hailey. „Ja. Und ich gehe auch nicht mehr weg meine Maus. Das verspreche ich dir.", gleichzeitig drücke ich ein paar Küsse auf ihr Haar.

Meine Schwester hebt ihren Kopf und schaut mich aus verweinten Augen an. Durch ihre Tränen kommt das grün, was sie von ihrem Dad hat, nur noch mehr zum Ausdruck. Sehnsüchtig schaut sie mich an und ich weiß sofort, was sie von mir will. Deshalb zögere ich nicht lang und gebe ihr einen Kuss auf den Mund. Als ihr Kopf wieder an meiner Brust liegt schaukle ich sie ein bisschen hin und her. Währenddessen sehe ich zu Ash und Chiara. Letztere schaut mich zwar mit einem strengen Blick an, sagt ausnahmsweise aber mal nichts dazu. Wahrscheinlich kann sie sich einfach denken, wie es mir gerade geht.

Zusammen mit meiner Schwester auf dem Arm gehe ich langsam zum Sofa und setze mich mit ihr auf meinem Schoß darauf. Hailey weint immer noch leise und auch mir laufen weiterhin Tränen über die Wangen. Mir fällt ein schwerer Stein vom Herzen, bei der Erkenntnis, dass sie mich sofort umarmt hat und nicht sauer zu sein scheint. „Hast du dir wehgetan?", frage ich fürsorglich und sehe mir nebenbei ihre Arme und Beine nach Verletzungen an, indem ich ihre Ärmel und Hosenbeine ein Stück nach oben schiebe. „Nein.", schüttelt sie den Kopf. Nachdem ich überzeugt bin und ich nichts finde, drücke ich meine kleine Schwester wieder an mich.

„Wie ging es dir die letzten Tage?", will ich von ihr wissen. „Nicht gut, bis Ash mich im Park gefunden hat. Dann war ich froh bei Chiara zu sein. Dich habe ich aber am meisten vermisst." „Ich weiß. Ich habe dich auch ganz doll vermisst. Aber jetzt bin ich...wieder hier bei dir." „Wie geht es dir Mummy?", streichelt sie sanft über den Schnitt auf meiner Wange. „Mir geht es gut.", beruhige ich Hailey. „Wirklich?"
„Wirklich." „Was ist mit deinem Rücken? Tut er weh?" „Ein bisschen. Aber das halte ich schon aus.", erzähle ich ihr die Wahrheit. „Darf ich den mal anschauen?" „Heute nicht mein Schatz. Einen anderen Tag.", wimmle ich ihren Wunsch ab, da ich selbst nicht so genau weiß, wie er aussieht und ehrlichgesagt auch Angst habe ihn mir anzusehen. „Okay.", haucht sie leise und drückt sich wieder an meine Brust.

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt