Kapitel 36

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Amber PoV.

Vor Schmerzen gekrümmt, liege ich zusammengerollt auf der Seite und habe meinen Kopf im Kissen vergraben. Ich hasse diese Scheiße. Wer hat sich das Ganze eigentlich ausgedacht? Warum muss man das weibliche Geschlecht so quälen in dem man ihnen solch einen Fluch anhängt? Auch, wenn ich die Augen geschlossen habe, spüre ich Graysons intensiven Blick auf mir. Verzweifelt versuche ich die Wärmflasche an meinen Bauch zu drücken. Doch es hilft nichts. „Meinst du die Apothekerin hat recht, mit dem was sie gesagt hat?", bringe ich unsicher über die Lippen und sehe vom Kissen zu Grayson nach oben. „Ich kann es dir nicht garantieren. Aber es würde schon Sinn ergeben.", sucht er nach meinem Blick. „Sicher?", bin ich noch nicht ganz überzeugt.

„Ganz sicher. Ein Orgasmus hat eine entkrampfende Wirkung. Deswegen hilft er meistens. Jedenfalls sagte das die Apothekerin, da ich es dir ehrlichgesagt nicht aus erster Hand berichten kann. Ich bin nämlich leider kein Mädchen.", entlockt Grayson mir mit dem letzten Teil seines Satzes ein leises Lächeln. Das stimmt, er ist kein Mädchen. Das finde ich aber nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Denn wenn das, was er sagt, wirklich stimmt, wäre es für ihn ein leichtes mir diesen besagten Orgasmus zu verschaffen. Vorausgesetzt ich will mit ihm schlafen und er mit mir, trotz dass ich meine Tage habe. Aber das ist wahrscheinlich reines Wunschdenken. Außerdem weiß ich nicht genau, ob das so die beste Idee ist. Gut. Er hatte auch schon seine Finger in mir, aber miteinander zu schlafen ist immer noch ein Schritt weiter. Wobei ich nicht leugnen kann, dass mir die Vorstellung, nicht gefällt.

Aber das ist schon ein bisschen extrem. Am besten ich verbanne den Gedanken in die Tiefen meines Gehirns und hole ihn nicht wieder raus. Das ist wahrscheinlich für alle Beteiligten gar nicht schlecht. Mein Gott. Worüber du schon wieder nachdenkst?, schüttle ich innerlich über mich selbst meinen Kopf. „Rein rhetorisch gesehen. Wie würde man das am besten anstellen?", schaffe ich es nicht meinen Mund zu halten und lege meinen Kopf nochmal auf dem Kissen zurecht. „Was meinst du? Einen Orgasmus zu bekommen?", scheint Grayson meine Unwissenheit prächtig zu amüsieren. „Ja.", gebe ich deswegen kleinlaut zu. „Dafür gibt es verschiedene Methoden. Von Selbstbefriedigung bis richtigen Sex ist eigentlich alles dabei. So gesehen, kannst du dir aussuchen, was dir davon am meisten zusagt.", klingt seine Stimme vollkommen ernst.

Währenddessen krümme ich mich sowohl vor Schmerzen als auch vor Scham. Wie kann er das einfach so nüchtern aussprechen, ohne, dass es ihm unangenehm ist? „Egal. Vergiss einfach das ich gefragt habe.", drücke ich mein Gesicht wieder ins Kissen und schließe meinen Augen in der Hoffnung, dass ich unsichtbar werde und Grayson es auf sich beruhen lässt. In einiger Entfernung höre ich es rascheln, zwinge mich aber meine Augen weiter geschlossen zu halten. „Das muss dir nicht unangenehm sein Amber. Wir sind erwachsene Leute. Wir sollten es schaffen darüber zu reden, ohne uns vor Verlegenheit zu krümmen.", schlägt mir Graysons warmer Atem mit einem Mal entgegen, weshalb ich schockiert meine Augen aufreiße. Der große Mann hat sich vor das Sofa gehockt, um mit mir auf Augenhöhe zu sein.

Ich richte meinen Kopf neu aus, damit ich ihm ins Gesicht sehen kann, wobei mir der silbern glitzernde Ring an seiner Unterlippe nicht entgeht. Noch dazu versetzt er meine Gedanken zurück zu unserem Kuss, vor gut einer Woche. An das Gefühl des kühlen Metalls an meinem Mund, seine vollen Lippen auf meinen und seine Hand an meinem Po. Ich spüre förmlich, wie mir die Röte ins Gesicht schießt. Noch dazu läuft mir ein wohliger Schauer über den Rücken und zwischen meinen Schenkeln wird es ziemlich feucht. Wobei ich nicht sagen kann, ob es Erregung ist oder Blut, welches an meinem Tampon vorbeiläuft. Augenblicklich springe ich vom Sofa auf, was meinen Rücken heftig protestieren und mich dadurch nach vorne stolpern lässt.

Bevor ich jedoch mit dem Boden Bekanntschaft mache, hat Grayson seine Hände unter meine Arme geschoben, um mich aufrechtzuhalten. „Hab dich.", drückt Grayson mich an seine sich schnell hebende Brust. „Danke.", nuschle ich gegen seinen Pullover. Und auch meine Stimme klingt etwas atemlos, weil ich mich selbst erschreckt habe. Durch meine tiefen Atemzüge steigt mir sein Duft in die Nase. Zigarette und teures Parfüm. Nur das heute noch eine mir unbekannte Note dabei ist. Trotzdem riecht er zum Anbeißen gut. „Alles okay?", streicht er mir zart über meinen Hinterkopf. „Ja. Ich bin nur zu schnell aufgestanden und das fand mein Rücken nicht so besonders toll." „Wo wolltest du denn so schnell hin?", sieht er fragend auf mich herunter. „Ins Bad. Ich...", weiß ich nicht, wie ich das formulieren soll, ohne im Boden zu versinken. „Versteh schon.", spüre ich sein Nicken an meinem Kopf.

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt