Amber

Kapitel 10

Chiara PoV.

Pünktlich nach dem Frühstück klingelt es erneut an der Tür. Diesmal bin ich mir ziemlich sicher, dass es Grayson ist. Meine Vermutung bestätigt sich, als Ash zusammen mit Gray die Küche betritt. „Morgen.", begrüßt Grayson mich. „Guten Morgen.", kommt es von mir zurück. Dann wandert sein Blick durch die Küche und bleibt schließlich an Hailey hängen. Er sieht verwundert aus. Verübeln kann ich es ihm nicht. Er sieht in unserer Wohnung sonst eigentlich keine Kinder.

Noch immer verwirrt wechselt sein Blick zwischen meinem Bruder und mir hin und her. „Möchtest du einen Kaffee?", biete ich ihm freundlich an. „Gerne. Außerdem ist es das Mindeste nachdem ihr mich so früh aus dem Bett geholt habt.", geht er auf mein Angebot ein. Jedoch nicht ohne sich zu beschweren. Was natürlich nicht ernst gemeint ist, sondern einfach seine Art. Aus einem Küchenschrank hole ich eine weitere Tasse. In diese schenke ich Kaffee ein und stelle sie auf den letzten freien Platz am Tisch. Hailey ist seit Graysons Ankunft sehr still geworden. Deshalb frage ich sie besorgt, „Was ist los?". „Nichts.", kommt es leise von ihr.

Weil die Kleine mit frühstücken fertig ist, räume ich schnell ihr Geschirr weg. „Möchtest du ein bisschen fernsehen Prinzessin?" Schüchtern nickt sie. „Na dann komm mit." Behutsam hebe ich sie vom Hocker und lasse sie auf meinem Arm sitzen. An die anderen beiden gewandt spreche ich, „Ich komm gleich wieder. Ich schaffe sie nur schnell ins Wohnzimmer.". „Mach das.", kommt es von meinem Bruder. Damit verschwinde ich aus der Küche.

Auf dem Sofa im Wohnzimmer lasse ich das kleine Mädchen wieder herunter. Bevor ich den Fernseher anschalte, wende ich mich an die Kleine. „Was ist los Hailey?" „Ich habe den Jungen schonmal gesehen. Wer ist er?", offenbart sie mir. Von ihrer Aussage überrascht antworte ich ihr, „Das ist Grayson. Ein guter Freund von Ash. Wo hast du ihn denn gesehen?". „Letzte Woche. Mummy und ich waren noch einen Crêpe essen. Warum ist er hier?", will die Kleine von mir wissen. „Er wird uns bei etwas helfen. Deshalb ist er hier." „Hat es was mit Mummy zu tun?"
„Ja mein Schatz. Das hat es.", streiche ich ihr über die Wange. „Kennt meine Mummy diesen Mann?", fragt sie eingeschüchtert. „Nein. Amber kennt ihn nicht, aber das ist nicht schlimm."
„Will er meiner Mummy was Böses?"

„Nein. Will er nicht. Jetzt mach dir nicht so viele Gedanken darüber.", versuche ich alle eventuell folgenden Fragen abzuwimmeln. „Ich mach dir jetzt den Fernseher an. Du kannst Paw Patrol schauen und wenn was ist, kommst du einfach rüber. Du brauchst keine Angst vor ihm zu haben. Grayson ist nett, auch wenn du ihn vielleicht gruselig findest. Falls du auf die Toilette musst, weißt du ja, wo sie ist. Und wenn du etwas trinken willst, kommst du wieder in die Küche. Wenn wir mit Grayson gesprochen haben, fahren wir zu dir nachhause und holen für dich ein paar Anziehsachen und was zum Spielen. Einverstanden?" „Ja." „Na dann ist alles gut." Wieder drücke ich ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann lasse ich sie allein im Wohnzimmer sitzen.

Zurück in der Küche unterhalten sich die beiden Jungs und trinken nebenbei ihren Kaffee. „Frag einfach.", fordere ich Grayson auf. „Wer ist dieses Kind? Und warum ist es hier?", stellt er seine ersten Fragen, die glücklicherweise mein Bruder beantwortet. „Das ist Hailey. Die Tochter von Chiaras Freundin." „Und wo ist diese Freundin?", hakt er nach. Diesmal antworte ich ihm, damit er nicht schlecht von Amber denkt. „Sie ist hier, weil meine Freundin Amber von fremden Männern mitgenommen wurde."

„Warum ist sie denn einfach so mitgenommen wurden? Sie hätte sich doch dagegen entscheiden können?"
„Diese beiden Männer haben ihr versprochen Hailey in Ruhe zu lassen, wenn sie freiwillig mitgeht. Und das hat sie auch gemacht." „Und jetzt findet ihr sie nicht wieder. Aber was hat das Ganze mit mir zu tun?", kommt es verwundert von links. Wieder antwortet mein Bruder. „Das ist eine längere Geschichte..." „Dann fang an. Ich hab nicht ewig Zeit.", unterbricht er Ash schlechtgelaunt. Wahrscheinlich, weil er so früh aufstehen musste. Grayson ist nämlich kein Morgenmensch. So gar nicht.

„Na schön. Gestern waren Amber und Hailey im Park spazieren, als plötzlich zwei Männer aufgetaucht sind und sie mitgenommen haben. Die Kleine habe ich nachmittags weinend im Park gefunden und sie mit hergenommen. Zu dem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, dass sie und meine Schwester sich kennen. Das kam dann erst zuhause raus." „Und jetzt wissen wir nicht, wo wir sie suchen sollen und die Zeit drängt.", füge ich dem Gesagten meines Bruders noch hinzu.

„Und wie soll ich euch jetzt genau dabei helfen?", kommt es immer noch verwundert zurück. „Die Kleine meinte, dass die Männer gesagt haben, dass ihre Mum viel Geld einbringen würde. Und das Einzige was mir dazu einfiel war Prostitution.", sagt Ash daraufhin. „Und ich soll jetzt was genau in eurem Plan machen?" „Wir glauben, dass sie von irgendeinem Verkäufer entführt wurde und jetzt verkauft werden soll und weil Ash meinte, dass du in dieser Branche die besten Connections hast, wollten wir dich fragen, ob du uns beim Suchen hilfst?" „Wann wurde die Mutter mitgenommen?" „Gestern Nachmittag."

„Wie sieht sie aus?" „Braune mittellange Haare, graue Augen, mit einer großen Narbe auf dem Rücken." Seine Augen werden merklich größer, „Was?". „Sie hatte vor zwei Monaten einen Autounfall. Eine Freundin und sie waren feiern und wurden auf dem Heimweg von einem Auto gerammt. Sie hat sich zwei Lendenwirbel gebrochen und ist noch nicht wieder gesund. Sie ist gerade mal eine Woche wieder zuhause. Davor war sie in der Reha gewesen, um sich von ihrer OP zu erholen.", werde ich hysterisch. „In Ordnung. Nochmal langsam. Sie hatte einen Autounfall und ist immer noch verletzt?" „Richtig.", bestätigt Ash die Aussage seines besten Freundes.

„Okay. Ich helfe euch. Ich werde ein paar Anrufe tätigen und versuchen etwas über dieses Mädchen...," „Amber" unterbreche ich ihn. „über Amber herauszufinden. Ich kann euch aber noch nichts versprechen. Das was ich weiß ist, dass der Großteil entführter Mädchen und Frauen auf Auktionen an den Höchstbietenden verkauft werden. Ich gehe deswegen stark davon aus, dass es auch bei Amber der Fall sein wird. Ich ruf mal einen Kumpel an und frag ihn, ob er weiß, wann so eine Auktion demnächst stattfindet."
„Danke.", antworte ich ihm ehrlich aufrichtig.

Ich weiß, dass Grayson sich normalerweise aus solchen Geschäften raushält. Bei ihm im Club arbeiten nur Leute, die das freiwillig wollen und nicht, weil sie zu irgendwas gezwungen werden. Deshalb bin ich ihm umso dankbarer, dass er sich für uns und vor allem für Hailey schlau macht. Hauptsächlich für Hailey, aber auch für Amber. Nicht auszumalen, wenn wir keine Hilfe von Grayson hätten. Dann würden wir meine Freundin so schnell nicht wieder finden.

Wir... Ich schulde ihm dafür wohl einen sehr großen Gefallen. Naja, falls es klappen sollte. Worauf ich inständig hoffe, denn sonst wäre es vorbei. Innerlich bete ich gerade zu Gott, dass er uns hilft meine Freundin unbeschadet, noch möglichst vor irgendwelchen Taten zu finden, von denen sie sich nicht mehr so einfach erholt. Und ich bete sonst nie.

Während der Freund meines Bruders in der Küche telefoniert, gehen wir zu Hailey ins Wohnzimmer. Diese sitzt zusammengekauert auf dem Sofa, schaut aber kein Paw Patrol. Stattdessen hat sie ihren Kopf in den kleinen Händen vergraben und weint leise. Mist, sie hat alles was wir gesagt haben gehört. Auch wenn ich mir sicher bin, dass sie nicht mal die Hälfte verstanden hat. Sie weiß, dass es um Amber ging. Das reicht schon.
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Heute gibt es mal wieder ein neues Kapitel.

Ich hoffe es gefällt euch.
Viel Spaß beim Lesen.