Kapitel 5

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Amber PoV.

Es vergehen zwanzig Minuten, bis ich aufgerufen werde. Wie auch das letzte Mal steht eine junge Arzthelferin im Wartebereich und führt uns in den Behandlungsraum. „Sie können schon mal ihren Rücken frei machen und sich hinlegen. Der Arzt kommt gleich.", erklärt sie mir. „Danke.", sage ich. Chiara nimmt meine kleine Schwester an die Hand und zieht sie auf die andere Seite der Liege. Währenddessen lege ich mich auf die Arztliege und ziehe meinen Pullover nach oben. Auf einen BH verzichte ich in der letzten Zeit, da es mit meinem Rücken nicht funktioniert. Deshalb ziehe ich auch nur übergroße Pullover an. Das fällt durch die Jahreszeit aber auch nicht auf.

Meinen Kopf drehe ich in Richtung Chiara und Hailey. Meine kleine Schwester sieht mich an und greift gleichzeitig nach meiner Hand, die sie mit ihren beiden kleinen, warmen Händen umschließt. Darauf bin ich echt neidisch. Während meine Hände nämlich durchgängig kalt sind, hat Hails immer warme. Dann sehe ich zu Chiara. Diese schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln, was mich irgendwie beruhigt. Kurz darauf betritt der Arzt den Raum. Freundlich begrüßt mich Dr. Brown. „Wie geht es ihnen heute?", will er von mir wissen.

„Gut. Hin und wieder zieht es mal unangenehm oder es sticht kurz, aber sonst ist alles in Ordnung." „Das freut mich zu hören." Dann richtet der Arzt seine Worte an meine Schwester und meine Freundin. „Und heute mit Besuch." „Stimmt. Ich bin Chiara Taylor. Freut mich sie kennenzulernen." „Die Freude liegt ganz meinerseits. Und du bist?", wendet er sich an meinen kleinen Sonnenschein. „Hailey, Sir.", antwortet sie höflich. So wie ich sie erzogen habe. „Freut mich.", sagt der Arzt zu ihr.

„Dann wollen wir uns mal ihre Narbe anschauen und die weitere Vorgehensweise besprechen. Einverstanden?" „Natürlich.", lächle ich. „Dann mal los." Der Arzt holt sich Handschuhe, die er anzieht, bevor er wieder zu mir kommt. Dann wendet er sich meinem Rücken zu. In Höhe der Schultern fängt er an das große Pflaster zu lösen. Was ein wenig ziept. Mittlerweile hat Chiara Hailey auf den Arm genommen, damit sie auch was sehen kann.

Meine kleine Schwester schlägt sich plötzlich die Hände vor den Mund und sieht geschockt aus. „Das sieht ja schlimm aus.", sagt sie leise. Durch Haileys Reaktion bin auch ich leicht beunruhigt. „So schlimm ist es nicht.", beruhigt Dr. Brown Hailey. Der Arzt scheint mir meine Beunruhigung ebenfalls anzusehen, da er anfängt auf mich einzureden. „Das sieht nicht schlimm aus. Für mich sieht die Narbe schon sehr gut nach der kurzen Zeit aus. Sie müssen bedenken, dass die OP erst zwei Monate zurückliegt."

Aber auch diese Aussage beruhigt mich nicht wirklich. Trotzdem versuche ich mich zusammenzureißen. Dr. Brown lässt das Thema fallen, um sich wieder meinem Rücken zu widmen. „Ich taste ihren Rücken jetzt nochmal ab und sie sagen mir, wenn sie Schmerzen verspüren." „In Ordnung." Schon fängt der Mann an meinen Rücken rund um die Narbe abzutasten. An einigen Stellen drückt er etwas doller, was mich zusammenzucken lässt. „Tat das weh?"
„Ein bisschen. Aber das geht schon."
„Gut.", ist alles was er dazu sagt.

Nach ungefähr 10 Minuten ist er endlich fertig damit. „Gut dann können sie sich jetzt wieder anziehen und dann besprechen wir die weitere Behandlung." Ich nicke nur. Bevor ich mich langsam und vorsichtig aufrichte. Hailey, die noch immer auf Chiaras Arm ist, zieht meinen Pullover wieder nach unten. Als Dank für ihre Hilfe drücke ich ihr einen Kuss auf die Stirn, „Danke meine Maus.". „Bitte.", flüstert sie. Wir begeben uns in Richtung Tisch. Dr. Brown nimmt auf seinem Stuhl Platz, während wir uns auf der gegenüberliegenden Seite niederlassen. Dabei gibt Chiara mir Hailey, um sie auf meinen Schoß zu setzen.

Gleich kuschelt sich meine kleine Schwester an meine Brust und hält sich an meinem grauen Pullover fest. Der Arzt räuspert sich, sodass ich meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn richte. „Gut. Wie schon gesagt. Ich bin eigentlich positiv überrascht, wie gut die Heilung der Narbe schon fortgeschritten ist. Deshalb lassen wir das Pflaster ab jetzt weg. Es besteht auch nur noch eine geringe Gefahr, dass die Narbe wieder aufgeht."

AmberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt