Chiara PoV.
Als ich die Tür zu unserer Wohnung öffne, stürzt Ash auf mich zu. „Bist du eigentlich völlig durchgedreht? Weißt du was ich mir für Sorgen gemacht habe? Ich dachte dir bzw. euch ist sonst was passiert. Wo verdammt nochmal warst du?", überrumpelt er mich mit seinen vielen Fragen. Dabei verstehe ich sein Problem nicht. Ich habe ihm doch vorhin erzählt, dass ich mit Hailey zu Ambers Wohnung fahre, um ein paar Sachen zu holen. Im Flur stelle ich die Taschen ab, die mein Bruder jetzt erst zu bemerken scheint.
Statt noch etwas zu sagen, umarmt er mich stürmisch. Hailey steht verloren neben uns. Deshalb ziehe ich sie mit einem Arm an mich heran. Sofort umfasst sie mein Bein und hält sich daran fest. Einige Zeit später lösen wir uns voneinander. Dann beantworte ich ihm seine Fragen. „Ich war mit Hailey in Ambers Wohnung. Wir haben ein paar Sachen geholt. Das habe ich dir doch aber gesagt Ash." „Ich weiß. Daran habe ich aber nicht mehr gedacht. Du hast so schnell nach unserem Gespräch die Wohnung verlassen, dass ich dachte du tust etwas Dummes." „Nein habe ich nicht."
Auf einmal krallt sich das kleine Mädchen regelrecht in mein Bein. Den Grund bemerke ich kurze Zeit später. Grayson steht lässig, mit verschränkten Armen in Brusthöhe, am Türrahmen zum Wohnzimmer gelehnt. Er ist also immer noch hier. Beruhigend streiche ich der Kleinen über Kopf und Rücken. „Mach das nie wieder. Einfach so abhauen, meine ich." „Ist gut. Auch wenn ich gar nicht abgehauen bin.", lenke ich schließlich ein. Denn ich habe jetzt ganz bestimmt keine Lust auf eine sinnlose Diskussion, die eh zu nichts führt.
Ash nimmt die Taschen, welche ich mitgebracht habe in die Hand und bringt sie wahrscheinlich in mein Zimmer. Hailey hat mein Bein noch immer nicht losgelassen. Deshalb nehme ich die Kleine kurzerhand auf den Arm. Dann richte ich meinen Blick auf Grayson. „Du bist ja immer noch hier?", frage ich verwundert nach. „Stimmt. Dein Bruder und ich haben...", bevor er seinen Satz beenden kann, stoppe ich ihn. „Spar es dir. Ist auch egal." Natürlich hört er nicht auf mein Gesagtes.
„Ich wollte sagen, dass dein Bruder und ich an einem Plan gearbeitet haben. Ich habe mich nochmal erkundigt. Ich erklär es dir im Wohnzimmer.", ist das Letzte was er sagt, bevor er sich umdreht, um zu verschwinden. „Möchtest du lieber in mein Zimmer spielen gehen?" „Nein. Ich möchte nicht allein sein. Bitte." „Natürlich nicht. Dann kommst du mit und spielst im Wohnzimmer mit deinem Spielzeug. In Ordnung?", schlage ich vor. „Ja.", kommt es leise von ihr.
Zusammen mit der Kleinen folge ich Grayson also ins Wohnzimmer. Auf dem Teppich lasse ich das Mädchen runter. Dann gebe ich ihr den Rucksack, welchen ich noch über der Schulter hängen habe. Sie nimmt ihn mir aus der Hand und sucht sich etwas zum Spielen heraus. „Kannst du mit mir spielen?" „Natürlich Prinzessin.", küsse ich sie auf ihre weiche Stirn. Letztendlich zieht sie das Spiel „Kleine Fischlein" aus dem Rucksack. Bei Amber zuhause haben wir das schon öfter gespielt, deshalb weiß ich wie es geht.
Als Ashton wieder im Wohnzimmer erscheint, hat er etwas zu trinken für Hailey in der Hand. Das Glas gefüllt mit Saft übergibt er ihr. „Danke.", bedankt sie sich leise. Als sie nichts mehr trinken will, nimmt er es ihr wieder aus der Hand und stellt es auf dem Couchtisch ab. Dann setzt er sich zu Grayson aufs Sofa. Dieser beobachtet Hailey schon die ganze Zeit aufmerksam. Ich bin mir nicht sicher, ob er die Kleine wiedererkennt. Wahrscheinlich eher nicht. Aber ich will ihn nicht unbedingt danach fragen.
Die Kleine scheint es gar nicht mitzubekommen oder aber sie ignoriert es einfach. Wobei ich glaube, dass ersteres eher zutrifft. „Du bist dran.", erinnert mich das Kind an unser Spiel. Deshalb lenke ich meine Konzentration wieder auf das Mädchen und das Spiel vor mir. Nachdem wir eine Runde gespielt haben, rede ich mit Hailey. „Kannst du jetzt allein was spielen? Wir müssen noch ein paar Sachen besprechen." „Geht es um Mummy?" „Ja. Es geht um deine Mum."
„Okay. Dann ja.", erlaubt sie mir. „Danke Prinzessin.", gebe ich ihr erneut einen Kuss auf den Kopf. Anstatt mich jedoch zu den beiden Jungs aufs Sofa zu setzen, bleibe ich in Haileys Nähe. Die beiden sehen mich zwar kurz verwundert an, sagen aber nichts dazu.
„Also, was habt ihr besprochen, als wir weg waren?", will ich wissen. Grayson fängt an zu sprechen. „Ich habe vorhin nochmal mit Jack telefoniert. Er hat in Erfahrung gebracht, dass morgen eine Auktion stattfindet. Der Veranstalter ist Hudson Garcia. Es ist aber eine geschlossene Veranstaltung." „Das heißt wir kommen dort nicht rein." „Du nicht. Ich schon. Manchmal öffnet ein Name doch alle Türen.", schaut er mir in die Augen.
„Ich will aber mitkommen. Du hast Amber noch kein einziges Mal gesehen. Wie willst du sie finden? Wenn sie überhaupt dort ist.", versuche ich ihn zu überzeugen. „Das kriege ich schon hin. Außerdem glaube ich nicht, dass es dort so viele Mädchen mit einer frischen Narbe am Rücken gibt." „Das ist nicht lustig." „Das habe ich auch nie behauptet." „Ich komme trotzdem mit.", beharre ich weiter auf meiner Idee. „Selbst wenn du mitkommen würdest. Was nicht heißt, dass ich die Idee gut finde. Wie soll ich dich bitte in diese geschlossene Veranstaltung reinschmuggeln?", will er von mir wissen.
„Keine Ahnung.", zucke ich verzweifelt mit den Schultern. „Lass mich kurz nachdenken!", fordert er mich auf. In der Zeit in der Grayson nachdenkt, schaue ich zu Hailey. Der fehlende Mittagsschlaf ist ihr deutlich anzusehen. „Komm her.", sage ich liebevoll zu ihr. Schon etwas schwach vor lauter Müdigkeit kommt sie zu mir herübergekrabbelt. Ich ziehe sie an mich heran. Daraufhin legt sie ihren Kopf an meinen Arm. „Bist du müde?", frage ich sie leise und streiche sanft ein paar lose, hellbraune Strähnen aus ihrem Gesicht.
Schwach nickt sie. „Willst du ins Bett?" „Nein.", schüttelt sie den Kopf. „Ash kannst du mir mal die Decke herwerfen?" „Klar." Die Decke landet neben mir auf dem Teppich. Behutsam hebe ich Hailey auf meinen Schoß. Das kleine Mädchen legt sogleich erschöpft ihren Kopf an meine Brust. Die Decke nehme ich in die Hand, lege sie der Kleinen über den Rücken und streichle ihr sanft darüber. Ich spüre, wie die Atmung des Kindes immer gleichmäßiger wird, bis sie einschläft.
„Der einzige Weg dich in diese Veranstaltung reinzubekommen ist, wenn du dich als Teilinhaberin ausgibst. Dann könnte man dein Erscheinen noch damit erklären, dass du mitbestimmen willst, wer in unseren Club kommt.", fängt Grayson nach gefühlten Ewigkeiten an zu reden. „Das ist doch eine super Idee. Können wir das so machen? Ich mach auch alles was du willst.", flehe ich ihn regelrecht an. „Meinetwegen. Aber du machst nichts Dummes. Egal was du da siehst. Du achtest nicht darauf, sondern hälst einfach die Füße still. Verstanden?", folgen seine Bedingungen.
„In Ordnung. Ich verspreche es." Ich mache alles, wenn wir Amber da nur irgendwie rausbekommen. „Okay. Dann hole ich dich morgen um viertel vor acht ab. Zieh aber was Kurzes an. Sonst fällst du dort sofort auf." „Zur Kenntnis genommen. Viertel vor acht. Kurze Klamotten. Sonst noch etwas?" „Nein. Das wars." „Gut." Nach unserem Gespräch steht Grayson auf. „Ich muss jetzt langsam los. Schließlich muss ich den Club heute noch aufmachen. Nicht vergessen wir sehen uns morgen Abend.", wiederholt er seine Worte.
„Ich habe es verstanden. Ich werde dich nicht enttäuschen." „Dann ist ja gut.", kommt es zum Schluss noch von ihm, bevor er sich auch von meinem Bruder verabschiedet und anschließend das Loft verlässt. „Meinst du das ist eine gute Idee?", fragt Ash mich. „Nicht die Beste, aber eine andere haben wir im Moment nicht. Und wir haben auch nicht so viel Zeit einen Masterplan auszutüfteln." „Ich weiß. Ich hoffe nur das nichts schief geht.", fasst er seine Sorgen in Worte. „Das hoffe ich auch.", pflichte ich ihm bei, mit Blick auf Hailey.
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Neues Kapitel. :)
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Amber
RomanceWas ist, wenn ein einziger Tag dein gesamtes Leben verändert. Das erfährt Amber am eigenen Leib. Eigentlich sahen ihre Pläne für die Zukunft anders aus. Doch auch wegen ihrer kleinen Schwester versucht sie alles dranzusetzen, ihr vorheriges Leben w...