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"Hey, wurdest du versetzt?" Der Kellner trat an seinen Tisch und schenkte ihm einen mitleidigen, fragenden Blick. Er hatte blaue Haare und sah ziemlich hübsch aus, musste Mark feststellen, während der Typ seinen Block herausholte. "Kann ich dir noch etwas bringen?"

"Nein danke. Alles in Ordnung", winkte Mark ab. Nickend zog sich der Blauhaarige zurück und Mark kramte seinen kleinen Zeichenblock aus seinem Rucksack. Immer wieder starrte er in der Gegend herum, um ab und an einige Striche auf die Seite zu kritzeln. Was am Ende bei dieser Skizze herauskommen sollte, wusste er selbst nicht. Aber es leerte seinen Kopf und war wie ein Sonntag für seine Seele. Die Zeit verflog, bis er das Büchlein neben sich legte und sein Notebook aus dem Rucksack zog.

Er fing an, Stellenanzeigen zu suchen und diese auf einer neuen Seite in seinem Büchlein aufzulisten. In der Uni hatte er sich noch nie so viel Mühe gemacht, aber das hier war viel wichtiger. Er hatte schon 24 Stellen gefunden, da stand der Kellner wieder vor ihm. "Sicher, dass du nichts willst?"

Ein Blick auf die Uhr verriet Mark, dass es schon bald halb vier war und ein Blick aus dem Fenster, dass es in Strömen regnete. "Eine heiße Schokolade bitte", bat er und lächelte den Kellner freundlich an, was dieser sofort erwiderte. Er schrieb sich schnell etwas auf seinen Block und nickte dann. "Sonst noch was?"

"Nein, danke", winkte der Brünette ab. Der Blauhaarige verschwand mit einem "Okay, kommt sofort" und Mark checkte sein Handy. Eine Nachricht von Johnny. SOS, stand da einfach nur. Drei Nachrichten von Jungwoo, eine von Jaehyun, zwei von Jeno. Und ein weitergeleitetes Bild von seiner Mutter. Stimmt, heute war ja Fronleichnam. Er beantwortete alle Nachrichten; kontrollierte fünf Mal, dass er auch bloß keine vergessen hatte, wie es ihm gerne mal passierte.

Grinsend überlegte der Kanadier, was Johnny dieses Mal für ein schwerwiegendes Problem hatte, bei dem ausgerechnet Mark ihm helfen könnte. Von Jungwoo wusste er ja schon, dass Johnny irgendetwas suchte, Taeil heute Abend kochen würde und dass jetzt das Wohnzimmer von Johnny bearbeitet wurde; und von Jaehyun, dass "der Typ echt nerve". Das Fenster konnte es nicht sein, das bekam Johnny mittlerweile selbstständig ganz geöffnet. Nach einem zweistündigen Kampf gemeinsam mit allen WG-Mitbewohnern und Google.

Niemand wollte wissen, was Johnnys Handy von ihm dachte, wenn er Dinge wie "Fenster ganz öffnen" oder "Wie enteist man einen Kühlschrank" googelte. Neugierig auf das heutige Desaster wählte Mark den Kontakt seines Mitbewohners aus und ließ es tuten.

"Mark!", erklang die gehetzte Stimme Johnnys. "Johnny! Was gibt es?" Da die Muttersprache der beiden Englisch war und Johnny sich mit einigen Wörtern noch schwertat, wechselte der Ältere auf Englisch: "Weißt du, wo wir Raumerfrischer haben?"

Marks amüsiertes Grinsen fror ein. Mit so etwas Dummen hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Gut, was Raumerfrischer auf Koreanisch hieß, wusste er auch nicht, aber wegen sowas hatte er sein Guthaben verbraten? Jetzt, wo er selbst jeden Cent umdrehte, war so etwas Banales wie ein Anruf ziemlich wertvoll. "Du Pisser", antwortete er nur. "Ich hab nur hundert Freiminuten!"

"Na und? Wo haben wir jetzt Raumerfrischer?"

café dream [markhyuck]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt