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Am Samstag ‚früh' aufzustehen, war für Mark etwas wahnsinnig Ungewohntes. Obwohl sein Wecker erst um acht klingelte, gut zwei Stunden später als für die Uni, war er ziemlich müde. Gähnend tapste er in die Küche, wo dieser Ten schon Rührei zubereitete. Zu seinem Erstaunen sah Mark auch Johnny schon auf den Beinen. Normalerweise sah man Marks Mitbewohner am Wochenende nicht vor Mittag in der Senkrechten und grundsätzlich nie so aktiv.

Gerade mixte er irgendwelche Früchte zusammen, womöglich auch Leichenteile. „Guten Morgen." Sie alle begrüßten sich und Mark warf einen letzten, kritischen Blick auf die soeben von Johnny zubereitete Brühe, dann nahm er sich einen Apfel aus dem Obstkorb und schaltete die Kaffeemaschine ein. Er vertraute auf seinen altvertrauten Kaffee, bevor ihm noch so ein grünlicher Zaubertrank angedreht wurde.

Johnny und Ten sagten nichts, als Mark mit einer Kaffeetasse die Küche verließ. Im Wohnzimmer sah er Taeil an dem neuen Staubsauger herumwerkeln. Er musste ihm später noch das Geld geben, und mal den neuen Schrotti anschauen, denn dessen Einzug war gestern bei all dem Stress bei Tens Ankunft völlig untergegangen. Hinter den Zimmertüren von den anderen zwei WG-Bewohnern, Jaehyun und Jungwoo, war es noch still.

Aber Mark konnte das nur zu gut verstehen, denn Jaehyun war unter der Woche mit seinem Medizinstudium wahnsinnig beschäftigt und nutzte daher jede freie Sekunde zum Faulsein aus und Jungwoo war einfach ein fauler Mensch, wie Mark auch. Er hatte es mit seinem Studium für Tanz- und Theaterpädagogik zwar relativ entspannt getroffen, allerding schien ihn häufig auch ein Nachmittag auf der Couch oder ein Treffen mit einem Freund nach drei bis vier Stunden Uni anzustrengen.

Aber Mark würde auch noch schlafen, hätte ihn sein Wecker und ein Anruf von Jeno nicht geweckt. Und die Müdigkeit war drastisch gesunken, als die Neugierde auf diesen Jisung und seinen ersten, richtigen Arbeitstag sich wieder meldete. Trotzdem irgendwie zerknautscht schlürfte Mark seinen Kaffee, während er seinen Rucksack packte. Er warf seinen Zeichenblock, ein Wurstbrot, eine Flasche Wasser und einige Uni-Mappen, für die er noch Hausaufgaben erledigen musste, hinein. Und einen Regenschirm.

Zum Glück hatte sein Zimmer ein eigenes Bad (bei ihrem Einzug gab es einen fürchterlichen Kampf mit Jaehyun), in das er ging, um sich fertig zu machen. Die Tasse stellte er auf seinen Schreibtisch, auf das Post-It, auf das Mark beim Stalken die Adresse gekritzelt hatte. Er war gerade in seine Jeans geschlüpft und hielt seine Jacke in den Händen, da klopfte es.

Jungwoo kam hereingeschlichen, noch halb am Schlafen. „Morgen", nuschelte er, „ich habe noch was Kleines für dich." Er überreichte Mark eine kleine Tupperdose. Und gab ihm eine Flasche. „Gestern Mittag hab ich noch Brownies gebacken. Aber als ich erfahren habe, dass dieser Ten irgendwas mit Ernährung studiert und Johnny jetzt voll auf dem gesundes-Zeug-Trip ist, hab ich jegliche Spuren aus der Küche entfernt", erklärte er. „In der Flasche ist übrigens irgendein Gurkensmoothie von Johnny. Laut Ten sehr gesund."

„Okay, vielen Dank!" Ehrlich erfreut und gerührt verstaute Mark die durchsichtige Box mit orangenem Deckel und die silberne, stabile Flasche mit pinkem Bändel in seinen Rucksack. „Gerne. Viel Spaß in der Arbeit. Ah und Taeil will", Jungwoo öffnete die Tür wieder, „dass du deinen Dienstplan demnächst in die Küche legst."

„Mache ich. Danke, Jungwoo. Bis später."

café dream [markhyuck]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt