Ein paar Sekunden Stille durchzogen den Raum. Kurz darauf wurde sie von einem langen Seufzer von Finn unterbrochen, während er sich, die Arme verschränkend, auf dem Sofa zurücklehnte. Sein Blick ruhte auf Luca, ausdruckslos und ruhig.
Hilfe suchend blickte Luca mich weiterhin an. Alles in mir schrie danach, auf ihn zuzugehen, ihn in meine Arme zu nehmen, ihn zu beruhigen und nie wieder loszulassen. Doch ich konnte nicht riskieren, Finn auf irgendeine Weise zu triggern oder aufzubringen.
Die Luft war geladen mit Anspannung. Ich wusste nicht, was in Finns Kopf abging, aber wir drei anderen dachten sicher das gleiche: Wir durften jetzt bloß nichts falsch machen.
„Max, ich würde gerne mal mit dir reden." Luca sah mich bittend an und ich sah erst jetzt, dass er am ganzen Körper etwas zitterte.
Ich fühlte Finns forschenden Blick auf mir bis ich antwortete:"Das muss warten, ich muss erstmal mit Finn reden." Ich sah Schmerz und Unverständnis in seinen Augen aufblitzen, aber ich konnte in diesem Moment nicht anders als mich erst auf Finn zu konzentrieren.„Ich glaube du solltest wieder runtergehen, Luca. Du siehst echt fertig aus." meinte Finn zu dem großen blonden und lächelte leicht. Ich betete innerlich, dass Luca darauf nicht ausrasten würde.
Sebastian sah anscheinend das gleiche Problem. Er hatte die ganze Zeit schräg hinter Luca gestanden und trat nun einen Schritt nach vorne, legte seine Hand auf Lucas Schulter und schlug ruhig vor:"Ich komme mit dir, in Ordnung? Wir müssen auch noch was für die morgige Rückreise besprechen."Luca schien kurz zu zögern, doch folgte dann schweigend Sebastian aus dem Raum, ohne mich noch einmal anzuschauen. Ich hoffte, er war nicht sauer auf mich.
"Wie meinte Luca das eben? Was kann so nicht mehr weiter gehen? Was ist passiert, Finn? "
Finn fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und sah tatsächlich etwas nervös aus.„Max... ich weiß es nicht." Ich glaube, ich hatte Finns Stimme noch nie so zittern gehört.
„Aber vielleicht hat er auch endlich eingesehen, dass wir uns voneinander fernhalten sollen." Finn sah mir tief in die Augen, bis ich meinen Blick von ihm abwendete. „Fürs Erste zumindest." fügte er mit knirschenden Zähnen hinzu.Ich sah ihn wieder an. Ich merkte selber, dass ich ihn anders ansah, als noch bis vor wenigen Stunden. Wie kann man sich in einem Menschen so sehr täuschen? Wie konnte ein Mensch sich so verstellen und so viele Lügen erzählen und Menschen manipulieren?
Aber anders gefragt; welcher Blödmann fällt bitte auf so etwas rein?
Ich fühlte mich auf einmal sehr klein, machtlos und schwach. Ich hatte alle enttäuscht. Sebastian, Luca,... mich selber.Ich nahm einen tiefen Atemzug.
„Finn, ich denke wir sollten uns trennen." flüsterte ich und sah ihn unsicher an. Ich hatte es gesagt. Ein kleiner Teil der großen Last auf meinen Schultern fiel langsam ab.Finn hatte seinen Blick nicht von mir abgewendet.
„Was?" fragte er motorisch.
Ich kaute auf meiner Lippe herum.
„Bitte hör mir zu." behutsam nahm ich seine Hand in meine und hoffte, dass er meine Aufregung nicht bemerkte.„Du bist nicht mehr der, in den ich mich verliebt habe. Ich habe diese blöde Angewohnheit, mich immer in Dinge, wie diese Beziehung, hineinzustürzen.-„
Finn unterbrach mich:"Aber fühlt es sich nicht gut an?" Sein Blick war immer noch starr auf mich gerichtet, die Worte nur leise herausgepresst.
„Doch. Das hat es." Ich lächelte leicht bei der Wahrheit. „Jedoch ist es keine gute Idee. Wir haben beide gewisse Dinge, mit denen wir erst fertig werden müssen, bevor wir uns wieder in etwas hineinstürzen können. Ich hab mich in dich verliebt, Finn... aber es passt einfach im Moment nicht in mein Leben, Finn. Es tut mir Leid. Ich hoffe, du kannst mir verzeihen."
Ich nahm einen tiefen Atemzug und bereitete mich auf Finns Antwort vor. Er saß immer noch stumm vor mir, etwas in sich zusammengesackt, sodass ich etwas Mitleid mit ihm bekam.
Ich konnte nicht glauben, dass ich ihm diese Lügen aufbinden musste, nur damit alle heil davon kamen. Am liebsten würde ich die Wahrheit sagen. Am liebsten würde ich aufstehen und Finn anschreien, warum er mich so manipuliert hatte und warum er Luca so wehgetan hatte.
Doch ich wusste bereits die Antwort.
Trotzdem würde ich ihn gerne anschreien.
„Du willst mich also verlassen." holte mich Finns flüsternde Stimme zurück.
Ich sah auf. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich aggressiv auf meine Schuhe gestarrt hatte.
Finns dunkle Augen hatten sich mit Wasser gefüllt, was sie somit noch dunkler erschienen ließ.Ich wollte etwas erwidern, aber aus meiner trockenen Kehle kam kein Laut. Ich hatte alle von Sebastian vorgegebenen Stichpunkte in meinem Kopf abgearbeitet und wusste nicht, wie ich weitermachen sollte.
„Nach allem was ich für dich getan habe? Nach allem was wir durchgemacht haben? Mit Luca?" Finns Stimme wurde von Satz zu Satz lauter und schmerzvoller.
Bei Lucas Namen wurde ich hellhörig.
„Wie bitte?" erwiderte ich. Auf einmal hatte ich meine Sprache wiedergefunden.„Finn, lass mich eines klarstellen: Du hast Luca wehgetan, ihn schlecht behandelt und entführt!" Aus irgendeinem Grund hob ich beim letzten Wert meine beiden Hände für Gänsefüßchen nach oben.
„Ich habe mit Sebastian geredet." Finn runzelte seine Stirn. „Er hat mir die Augen geöffnet. Du kannst so nicht mit Menschen umgehen, Finn. Verstehst du nicht, dass du Grenzen überschritten hast? Siehst du nicht, wie viele Menschen du verletzt hast? Sebastian, Luca, ...mich?" am Ende hauchte ich nur noch.Finn sah mich an und es kam mir vor, als wären seine Augen ein Sturm aus Verwirrung, Wut und Schmerz. Sein Mund bebte, doch er blieb ruhig sitzen. Es sah aus, als würde in ihm selber auch gerade ein Sturm beben, seine Gedanken rasten bestimmt durcheinander.
Verdammt, hatte ich es jetzt verbockt?
Er wendete seinen Blick von mir ab. Ich wollte ihn dazu bringen, mich wieder anzusehen, jedoch sah ich in dem Augenblick eine Träne seine Wange hinunter rollen. Deshalb rührte ich mich nicht und wartete nur stumm darauf, dass der braunhaarige endlich etwas sagen würde.
„Ich liebe dich, Max." sagte er leise und richtete seinen Blick auf mich. „Deswegen lasse ich dich gehen."
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to be continued.
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blind love 『 mauz 』
Fanfiction[WIRD ÜBERARBEITET] 彡★ Luca gab wieder ein ironisches Lachen von sich. "Du verstehst es einfach nicht." murmelte er und sah mir wieder in die Augen. Darin lag so viel Schmerz, den ich nicht deuten konnte. "Dann erklär es mir doch einfach." flüsterte...