58. Kapitel - Die Ruhe nach dem Sturm

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Ein Stein fiel mir vom Herzen. Ich atmete so stark aus, als hätte ich seit einer halben Stunde meinen Atem angehalten.
Ich versuchte meine Gedanken zu ordnen; so viel Freude, Gedanken an Luca, Sorge um Finn...

„Ich wollte dir wirklich nicht weh tun, Finn, Ich-"

„Es ist in Ordnung, Max. Versuch nicht, es besser zu machen. Ich bin es gewohnt, dass alle mich verlassen." redete mir Finn dazwischen und seufzte.

Keine Schwäche zeigen. Keine. Schwäche. Zeigen.

„Ich hoffe du findest deinen Weg." flüsterte ich ihm zu und er hob seinen Blick und sah mich mit gerunzelter Stirn an.
Dann stand er wortlos auf, nahm sich Jacke und Tasche und von einem der Stühle und ging aus dem Raum. Ich hörte, wie er die Haustür hinter sich schloss und mit einem Mal war es sehr still im Haus.

Ich lehnte mich zurück und sah die Decke an. Ich hatte es geschafft! Und es war einfacher als gedacht verlaufen.
Ich stützte meinen Kopf in meine Hände und schloss die Augen. Ich musste mich unbedingt bei Luca entschuldigen...

In dem Moment hörte ich schnelle Schritte die Treppe hochkommen und bald darauf stand Klara schon im Raum.
Sie sah mich erstaunt an und scannte den Raum auf der Suche nach Finn.

„Er ist eben gegangen." sagte ich nur und sah sie abwartend an.
Sie wusste anscheinend nicht recht, was sie sagen sollte, bewegte sich dennoch keinen Zentimeter.

Ich stand entschlossen auf und stellte mich direkt vor Klara. Tatsächlich machte sie einen Schritt zurück, als ich mich vor ihr aufbaute.

„Ich will dich nie wieder sehen." stellte ich klar, während ich ihrem Blick standhielt. „Und wenn du jetzt nicht sofort verschwindest, haue ich dir eine rein." fügte ich leise hinzu.

Klara gab ein wütendes Schnauben von sich, murmelte „du erbärmlicher Kerl" und machte sich auf dem Weg nach draußen.

Ich hoffte wirklich, sie nie wieder sehen zu müssen. Diese Schlampe.

Erleichtert machte ich mich auf den Weg nach unten und fand mich in einem kleinen, grau gestrichenen Gang wieder. Ich ging auf die einzige offene Tür zu, aus der auch Sebastians Stimme zu hören war.

Als ich den Raum betrat, sahen Luca und Sebastian, die nebeneinander auf dem in der Ecke des Raums stehende Bett saßen, zu mir auf.
„Finn und Klara sind gegangen." eröffnete ich die Konversation, wobei meine Stimme sich in diesem Raum komisch anhörte.

Luca sah mich mit roten Augen an und ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. Sebastian nickte nur, während er nach Luca aufstand.

Langsam ging ich auf Luca zu und zog ihn in eine sanfte Umarmung. Der größere hatte sich leicht zu mir hinuntergebeugt und schlang langsam seine starken Arme um meinen Rücken. Es tat so gut, ihn einfach nur zu halten, zu spüren, zu riechen.

„Es tut mir so unendlich Leid, Luca." flüsterte ich in seinen Nacken, worauf er mich nur noch fester an sich zog.

„Ihr habt sicherlich viel zu besprechen, aber ich würde es vorziehen, hier erstmal zu verschwinden." schlug mein Bruder vor und Luca und ich lösten uns voneinander.

Ich sah Luca aufmunternd in die Augen, in denen ich Erleichterung lesen konnte.

Dann machten wir uns auf den Weg nach oben, nahmen unsere Sachen und verließen auch das Haus.
Es interessierte mich gar nicht mehr, wem dieses Haus überhaupt gehörte und warum wir hier gewesen waren, meine Gedanken galten nun ausschließlich Luca.

Während wir uns auf dem Weg zurück machten, sah ich Luca ganz oft von der Seite an, während er nur auf seine Schuhe schaute.
Ich hatte ihn eigentlich gar nicht verdient.
Würde er mir je verzeihen können? Würde er weiterhin mit mir befreundet sein wollen? Würde er sogar mit mir zusammen sein wollen?
Ich wollte es auf jeden Fall, das war mir in den vergangenen Stunden klar geworden.

blind love 『 mauz 』Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt