Kapitel 15

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Ein derart besitzergreifender Mann war mir noch nie begegnet. Silas hatte mich zwar gekauft, was mich im Grunde vermutlich tatsächlich zu seinem Eigentum machte. Aber für immer nur ihm? Das war etwas übertrieben.

Ich räusperte mich und fragte: "Könntest du bitte mein Kinn loslassen?" Er tat es wirklich und ich war mehr als nur überrascht. Sofort sah ich weg und starrte die Wand gegenüber an. Das war besser als ihm in die Augen zu sehen.

"Keine Beschwerde?" Diesmal war ich es die ihm eine Gegenfrage stellte: "Was würde das bringen?" Als wäre er von der Meinung abzubringen. Das konnte er mir nicht erzählen. "Eine kluge Frau auch noch." Innerliches Augenverdrehen.

"Wie gefällt es dir hier?" "Gut, gut." Bis auf Silas war es auch nett. Ich vermisste zwar meine Familie, aber das versuchte ich zu verdrängen. Ansonsten tat es noch mehr weh.

Ich wagte es und stellte eine Frage: "Was ist mit Luke? Gibt's was Neues?" "Nein." Zumindest eine gute Nachricht. Das erleichterte mich, hoffentlich blieb das so. Ich würde ja fragen, wann seine Mum wieder weg war. Aber Silas war gerade so schön ruhig. Das würde ich mir nicht weiter verderben.

No risk, no fun war dann doch nicht das beste Motto. Nicht im Fall eines Psychopathen.

"Du fragst gar nicht nach deinem Vater? Oder deiner Mutter?" Ich seufzte und antwortete: "Meine Mum wird sehr gut beschützt. Mein Dad hat mich verkauft. Scheinbar ist es ihm egal, wie es mir geht. Wieso sollte ich dann lange nachfragen?"

So du mir, so ich dir. Gut, um dieses Sprichwort korrekt umzusetzen, müsste ich meinen eigenen Dad verkaufen. Aber ja.

"Das sind harte Worte. Es klingt nicht danach als hättet ihr das klassische Vater und Tochter Band gehabt." "Er hat mich verkauft. Was ist daran, dass klassische Band eines Vaters zu seiner Tochter?" Antwort kam keine, aber ich brauchte auch keine. Also fuhr ich fort: "Naja, zumindest werde ich nie weiter verkauft, zumindest deiner Aussage nach." Immerhin hatte er gemeint, dass ich für immer ihm gehören würde.

Genervt antwortete er: "Ich bin kein Menschenhändler." Oh wow, wie edel von ihm. Ein Mafiaboss war er dennoch. "Gekauft hast du mich trotzdem." "Du bist der erste Mensch, welchen ich kaufte. Außerdem hast du dich nicht gesträubt und bist freiwillig gekommen."

War das sein verdammter Ernst?

Ich fuhr ihn deshalb an: "Du hast meinen Bruder entführt!" Kurz sah ich zu ihm, aber danach gleich wieder nach vorne zur Wand. Diesen Blickkontakt stand zu halten war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit.

Silas meinte: "Es dauerte mir zu lange. Für meine Geduld bin ich nicht bekannt." Wow, ja klar. Deshalb konnte man gleich jemanden entführen.

Was stimmte nicht mit ihm?

Ich schüttelte den Kopf und Silas sagte: "Sei dankbar, Ivy. Wenn ich ein Menschenhändler wäre, würdest du weiter gereicht werden und wer weiß wo landen. Und du hast es gut bei mir."

In Anbetracht der Tatsache, was man einem Menschen alles antun konnte, hatte ich es hier wirklich gut.

Antwort bekam er keine, stattdessen stellte ich eine Frage: "Nennst du meinen Dad gleich einen kompletten Menschenhändler, da er seine Tochter verkauft hat? Das ist etwas übertrieben, findest du nicht?"

"Du hast ja wirklich keine Ahnung der Geschäfte deines Vaters." Und mein Blick schnellte zu ihm.

Meinte er das ernst? War mein Dad ein Menschenhändler? Aber Silas sah nicht danach aus als würde er Scherze machen.

Glauben wollte ich es trotzdem nicht, deshalb sagte ich: "Nein, das ist ein schlechter Scherz." Er musterte mich, was bei diesem intensiven Blick fast Schmerzen auslöste. "Warum sollte ich lügen? Du bist eingesperrt und kommst so oder so nie weg. Lügen wäre sinnfrei."

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt