Kapitel 27

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Mein Brautkleid hatte Lena bezahlt. Das wäre mir unmöglich gewesen. Es war nicht so als hätte ich Geld dabei.

Die Verkäuferin hatte das Kleid noch abgesteckt. Es passte zwar gut, aber eben nicht perfekt. Und wie Lena sagte, wir wollten Perfektion.

Nach dem Einkauf des Brautkleids war ich auf Silas Zimmer gegangen. Ich brauchte meine Ruhe. Das Kleid war zwar wunderschön, aber die Gedanken an meine Mum. Ich vermisste sie viel zu sehr. Genauso meinen Bruder, ich vermisste allgemein mein altes Leben. Mein Zuhause. Das nannte sich Heimweh was ich fühlte.

Ich warf mich aufs Bett und ließ den Kummer raus. Ich war sowieso alleine und konnte mich gehen lassen. Einen Moment der Schwäche durfte jeder haben. Meinen Kopf versteckte ich im Kissen und kaum war mein Gesicht vergraben, begann mein Schluchzen.

So hatte ich mir mein Leben nie vorgestellt. Nie hätte ich gedacht, dass mein eigener Vater mich verkaufen würde. Noch weniger, dass er mich ausgerechnet an seinen größten Feind weitergab.

Was für ein Vater tat das?

Frieden Gut und Recht, aber wohl kaum so. Man konnte mir nicht erzählen, dass es keine anderen Möglichkeiten gab. Ausgerechnet ich musste dafür zahlen.

Was hatte ich getan, um das zu verdienen?

Meine Heulaktion und mein Selbstmitleidbad gingen so lange, bis keine Träne mehr da war, die vergossen werden könnte. Danach hieß es sich wzusammen zureißen und weiter zu machen.

Eine eiskalte Dusche half da am besten. Vor allem gegen die gequolenen Augen.

Zum Schlafen schnorrte ich immer ein Shirt von Silas. Erstens, da sie bequem waren und zweitens ich war irre, aber der Mann roch göttlich. Das hatte etwas Beruhigendes. Ja, ich drehte durch, der Geruch eines Psychopathens beruhigte mich.

Vor dem Mann selbst hatte ich Angst, aber sein Geruch war entspannend für mich. Eine kleine Sucht. Allerdings sollte ich dankbar dafür sein. Immerhin könnte ich von Drogen abhängig sein, aber war ich nicht. Ja, ich sollte mich glücklich schätzen, dass ich Junkie eines simplen Shirts war, dessen Besitzer zwar ein psychotisches Individuum war. Aber hey, es könnte schlimmer sein.

Ich kam aus dem Badezimmer und im ersten Moment erstarrte ich. Ich war vollkommen bewegungsunfähig und starrte Silas an. Er lag mit geschlossenen Augen auf dem Bett. Nur in einer Boxershort, sonst nichts und er war nicht zugedeckt.

Er war nie anwesend, dann war er es und das halbnackt. Mit dem Anblick konnte ich schlecht umgehen und hielt mir eine Hand vor die Augen. Entsetzt fragte ich: "Könntest du dir wenigstens etwas anziehen?!" Ich war lauter geworden, da ich mit dieser Situation derart überfordert war.

Wir kannten uns nicht mal richtig und er hatte fast nichts an. Die kühle Antwort kam gleich: "Das ist nicht nur dein Zimmer, sondern meins genauso. Schon mal davon abgesehen, dass du meine Verlobte bist. Sei dankbar, dass ich wenigstens ein Kleidungsstück trage." Alleine bei dem Gedanken wurde ich knallrot.

Warum tat er mir das an? Ihm dürfte klar sein, wie unangenehm das für mich war.

Verdammtes Arschloch.

"Du kannst gerne deine Hand von deinen Augen nehmen. Ins Bett solltest du auch kommen." Ich räusperte mich und antwortete: "Nein, danke." Silas lachte leise und ich könnte ihn dafür schlagen.

"Also willst du weiterhin rumstehen?" Ich deutete mit dem Daumen zum Ausgang des Zimmers und sagte: "Ich gehe in die Küche." Bei Glück bekam ich bei Lena Unterschlupf. Ich nahm die Hand von meinen Augen und ging zur Tür hinüber. Die Küche war eine sehr gute Idee.

Nicht mit Silas, denn er packte mich an der Hüfte, drehte mich zu sich herum. Damitt hatte er mich erschreckt, weshalb ich ein Quietschen nicht unterdrücken konnte. Da er größer war als ich, war ich auf Augenhöhe mit seiner Brust. Wenn ich nur daran dachte, was für einen durchtrainierten Körper Silas hatte. Sogar ein verdammtes Sixpack.

Und... Ivy! Reiß dich zusammen! Der Typ ist ein Monster! Krieg deine Hormone in den Griff!

Ich sah nach oben in diese wunderschönen blauen Augen. Etwas kühl, aber selten attraktiv war er trotzdem. Die Narbe war genauso faszinierend. Am liebsten würde ich sie berühren. Es wäre interessant zu wissen, wie sich diese anfühlte.

Silas holte mich in die Realität in dem er sagte: "Nicht so schnell, Ivy. Jetzt haben wir uns eine Weile nicht mehr gesehen. Die Zeit sollten wir nutzen."

Ich wich einen Schritt zurück. Sein Anblick benebelte mich viel zu sehr. Silas kam einen Schritt auf mich zu und ich wich einen zurück. Das ging so lange bis mein Rücken an der Tür war.

"Meine Schönheit, warum machst du es mir so schwer?" Scheinbar wurde da jemand kreativer mit den Spitznamen. Gut, sonderbar kreativ war meine Schönheit nicht.

Bei seinem intensiven Blick musste ich schwer schlucken. Eine Weile sahen wir uns an und mein Herz raste ohne Ende.

Seine linke Hand tat er neben meinen Kopf an die Wand. Mit seiner rechten Hand nahm er mein Kinn und ich war absolut bewegungsunfähig. Silas hob meinen Kopf leicht an und sah auf meine Lippen. Langsam beugte er sich zu mir hinunter und mein Herz raste derart, dass es vermutlich aus meiner Brust sprang.

Ich hätte ihn ja weg geschubst, aber ich war gerade, wie in Trance. In den Bann gezogen von dieser gottgleichen Gestalt.

Sanft trafen seine Lippen auf meine.

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt