Kapitel 74

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Die nächsten Tage waren seltsam. Irgendwas ging vor sich und mir wurde es vorenthalten. Was an sich kein Wunder war, falls es um den Job ging.

Silas war nur zum Schlafen daheim und sehr abweisend. Dank, der Kälte, die wieder Dauergast war, wagte ich es kein einziges Mal nachzufragen.

Ja, mein eigener Mann und es gab die Momente, in denen ich Angst vor ihm hatte. Aber da war etwas anders. Mein Gefühl sagte mir, dass ich die Klappe halten sollte. Darauf würde ich vertrauen und hoffen, dass es wieder besser wurde.

Ich hätte ja Lena gefragt, aber die würde Silas darauf ansprechen. Und das wollte ich als letztes. Nicht, dass ich mir damit Probleme einbrachte. Wenn er so war, würde ich Silas als unberechenbar einstufen.

Aber, wie sehr ich es hasste, wie sehr ich ihn vermisste. Er ging mir ab, die nette und sanfte Version von ihm. Die aufmerksam war und sich beim Thema Romantik Mühe gab. 

Die Tulpen standen in unserem Zimmer und sie machten mich traurig. Sie zeigten eigentlich, dass er eine gute Seite hatte. Nur war die aktuell abwesend oder gar tot. 

Ich saß gerade im Garten im Rasen und las ein Buch, welches ich mir vorab in der Bibliothek geholt hatte. Das lenkte mich zumindest ein bisschen ab.

Silas würde ich untertags sowieso nicht sehen. Und es war fraglich, ob ich ihn überhaupt sehen wollte.

Jemand setzte sich neben mich ins Gras, weshalb ich hinüber sah. Lena grinste mich an und sagte: "Hi Ivy." Das hätte ich mir erwarten sollen. Trotz der Umstände war ich ein bisschen enttäuscht, dass es nicht Silas war. Ich setzte ein Lächeln auf, egal, ob es nur halb echt war. "Hi Lena."

Bei Glück steckte mich ihre gute Laune an, wenigstens dürfte sie mich gut ablenken. Das konnte ich aktuell gebrauchen und hätte kein Problem damit, wenn sie mich nieder labern würde. 

"Ich habe mir gedacht, ich leiste dir Gesellschaft. Leicht zu finden warst du trotzdem nicht." "Ja, ich habe mir gedacht, dass der Garten schön wäre. Wenn ich raus darf, dann sollte ich das nützen. Vor allem bei dem Wetter." Lena nickte und meinte begeistert: "Das ist eine sehr gute Idee." Ein Grinsen hatte sie noch immer im Gesicht und hob ein Buch hoch. Sie meinte: "Ich hab mir auch eins mitgenommen. Irgendwie ging ich davon aus, dass du lesen würdest."

Was sollte ich sonst machen? Man war praktisch dazu gezwungen zu lesen, um nicht vor Langeweile zu sterben. 

Lena fragte schon: "Was ist eigentlich mit den Flitterwochen?" Wenn die nur wüsste, dass ich mich aktuell nicht mal mit Silas unterhielt.

"Wir haben ehrlich gesagt nichts genauer besprochen. Und ich bin froh zu Hause zu sein. Das mit dem Urlaub hat für mich keinen Stress." 

Sie kaufte es mir ab und nickte verständnisvoll. "Ja, das kann ich verstehen. In Italien waren wir eine Weile. Trotzdem solltet ihr das nachholen." "Ja, aber erst später. Wir stressen uns nicht, ansonsten wäre es erzwungen und so kann der Urlaub kein bisschen genossen werden." Irgendwie versuchte ich mich heraus zu reden und es schien zu klappen. 

Ich wechselte am besten das Thema in dem ich fragte: "Wie sieht es bei dir aus und deinem Schwarm?" Lena sah sich gleich um, aber weit und breit war kein Gorilla oder Wache zu sehen. Das war das Gute am Garten. Hier hatte man seine Ruhe. Die Gorillas hielten sich an den Grundstücksgrenzen auf und nicht mitten im Garten.

"Ich sterbe einsam, so sieht es aus." Damit hatte sie mich zum Lachen gebracht und sie stimmte selbst mitein. Zu ernst war das nie gemeint, ansonsten hätte sie das mit einem traurigen Unterton gesagt und das Lachen würde genauso fehlen. Sie hängte an: "Nein, du weißt, wie kompliziert das ist." Wir seufzten beide, da hatte sie ein gutes Argument. 

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt