Kapitel 59

8.9K 304 34
                                    

Nach dem wir sowieso alle müde waren, lösten wir uns auf und wünschten einander eine gute Nacht. Auf Silas warten würde ich nicht, wer weiß, ob er heute überhaupt Heim kommen würde. 

Außerdem für was? Der Gedanke stresste mich und machte mich nervös. Wer weiß, ob mein Argument mit den Flitterwochen zog. Schlafen gehen war sehr vernünftig.

Endlich wieder daheim und im eigenen Bett. Eines, welches ich mir mit Silas teilte, aber es war genauso mein Bett. Ich war hin und hergerissen, was meine Gefühle anging. Es war alles verwirrend und komplex. Teilweise widersprach ich mir selbst.

Ich kuschelte mich unter die Decke und seufzte glücklich. Das Bett war selten bequem, wie auf einer Wolke. Schlaf fand ich sehr schnell. In dem Hochsicherheitstrakt konnte mir kaum etwas passieren. Hier waren mehr Gorillas als sonst was. Das waren genug Aufpasser und bei Silas Paranoia gab es sicher noch mehr Sicherheitsvorkehrungen.

~~~

Am nächsten Morgen erwachte ich mit einem Arm um mich. Im ersten Moment irritierte es mich, bis mein Hirn wieder richtig funktionierte. Das war Silas.

Eigentlich logisch, wer sonst?

Moment, er hatte seinen Arm um mich gelegt. Seit wann kuschelte er freiwillig? Erst letztens war er maßlos entsetzt deshalb gewesen. Vielleicht war das seine Methode damit ihm auffiel, falls ich fliehen wollte. Das würde nach Silas klingen. Jeglichen Fluchtversuch im Keim ersticken.

Seine Atmung war tief, also schlief er noch. Ich wagte es nicht mich zu bewegen. Es war möglich, dass er spät Heim gekommen war. Deshalb wollte ich seinen Schlaf auf keinen Fall stören.

An der Stelle musste ich gestehen, dass es süß war. Immerhin war das eine freiwillige Aktion von ihm. Da würde jedem warm ums Herz werden. Langsam und sanft verschränkte ich seine Finger mit meinen. Aktuell würde er sich darüber nicht beschweren, weshalb ich es beruhigter Seele machen konnte.

Ich schloss meine Augen und genoss diesen Moment in vollen Zügen. Er wäre von kurzer Dauer und ich müsste mich der Realität widmen. Auf der Liste stand bestimmt eine seltsame Unterhaltung mit Silas. Sonderbar normal verliefen unsere Gespräche nie.

Scheinbar war es kein Tiefschlaf gewesen, denn Silas drückte leicht meine Hand. Es war verwunderlich, dass er keine Beschwerde einlegte. Ich würde es sicherlich nie tun. Das war etwas Normales und meinen Wunsch nach Normalität konnte man hoffentlich nachvollziehen. Und Normalität in einen Alltag mit Silas zu bekommen, das war ein Ding der Unmöglichkeit. An diesen kleinen Dingen würde ich mich klammern. 

Ich sagte leise: "Guten Morgen." "Morgen." Es klang total verschlafen und diese raue Stimme war einfach männlich.

Ich ging ihm sehr gerne am frühen Morgen, direkt nach dem aufstehen auf die Nerven. "Wie wäre es mit einem wundervollen guten Morgen an deine bezaubernde Frau? So etwas könntest du sagen." Als Antwort bekam ich ein Grummeln, weshalb ich ein Lachen unterdrücken musste. Das war süß.

Ich löste meine Hand aus seiner und drehte mich zu ihm um. Silas hatte seine Augen geschlossen und sah friedlich aus. Das passte nicht ganz zu ihm.

Es juckte mich in den Fingern und sanft fuhr ich ihm über die Narbe im Gesicht. Ich musste es praktisch tun, denn die war wie ein Magnet. Silas schien es nicht zu stören, zumindest änderte sich seine Mimik kein bisschen. Das Narbengewebe fühlte sich einfach cool an. Das war schwer zu beschreiben. Ansonsten hatte er eine weiche Haut und dann war da dieses Narbengewebe. Man konnte es mir nie schlecht anrechnen, dass ich gerne darüber fuhr.

Alleine diese Perfektion an Gesicht. Am liebsten mochte ich diese wunderschönen blauen Augen. Aktuell waren sie geschlossen, die sah ich leider nicht.

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt