Kapitel 5

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Gestern war nicht mehr viel vorgefallen. Am Abend hatte mir ein Mann Essen gebracht, ansonsten war ich in diesem Zimmer eingesperrt. Aus Langeweile hatte ich so ziemlich alles im Kleiderschrank anprobiert. Und es war die richtige Größe für mich.

Ein sehr langes Bad hatte ich noch genommen. So konnte man gut die Zeit totschlagen.

Mittlerweile war die Angst vergangen, aber die Nervosität war anwesend. Eigentlich war es, wie erwartet. Ich wurde in einen Raum gesperrt und fertig.

Allerdings war es ein sehr schöner Raum, das wiederum hatte ich nicht erwartet. Ein kleiner Trost in diesem Alptraum.

Am Morgen klopfte es an meiner Tür und diese wurde aufgesperrt. Meine Neugier war damit geweckt und mein Herz schlug schneller. Wer weiß wer mich beehrte.

Die Tür ging auf und herein kam eine Frau. Sie hatte lange braune Haare, braune, warme Augen, lächelte sogar und sah freundlich aus. Der erste Eindruck war gut.

"Guten Morgen, Ivy." Ihre Stimme klang freundlich mit einer Note Begeisterung. "Guten Morgen." Ich würde sie ja per Namen grüßen, aber der war mir nicht bekannt.

Sie kam in den Raum und reichte mir ihre Hand, welche ich der Höflichkeit zuliebe annahm. Sie sagte: "Ich bin Lena und soll dich zum Frühstück abholen." Sehr gut, dann kam ich aus diesem Raum raus. Ich nickte und sie deutete mir an ihr zu folgen, was ich gerne tat. 

Gemeinsam verließen wir den Raum und ich durfte feststellen, dass neben der Tür ein Mann stand, der sah aus, wie ein Gorilla. Er ignorierte mich und sah die Wand gegenüber an. Scheinbar war ein Gefängniswärter vor meiner Tür.

Gut zu wissen, hier war nichts mit einer Flucht. Aber das würde ich sowieso nie machen, immerhin war ich der lebende Friedensvertrag. Eine Flucht würde den Vertrag brechen.

Wir gingen eine Treppe hinunter und ich sah mich weiterhin um. Es sah alles unfassbar teuer aus. Von arm war Silas weit entfernt, aber das hatte ich so erwartet.

Was für ein Mafiaboss war arm? Wenn man den Job richtig machte, dann sicherlich nicht.

Das Haus war schön in hellen Farben und dezent gehalten. Der Innenarchitekt hatte gewusst, was er tat. 

Nach der Treppe bogen wir rechts ab, da gab es einige Türen. Das war ein sehr großes Haus, hier könnte man sich verlaufen.

Ich würde mir ja den Weg merken, aber man ließ mich eher nicht alleine rumlaufen. Das konnte ich mir schwer vorstellen. Es wäre also sinnfrei mir den Weg zu merken.

Schließlich kamen Lena und ich im Esszimmer an. Dort stand ein großer Tisch in der Mitte des Raums, aber niemand war anwesend. Fürs Frühstück war bereits gedeckt und das für zwei Personen. Aber dieses Essen reichte für mehrere Personen und nicht nur für uns.

Lena deutete auf einen Stuhl und sagte: "Setz dich doch." Ich tat, wie befohlen und beschlagnahmte den Platz.

Wenn ich das Essen sah, musste ich gestehen, dass ich Hunger hatte. Aber die Nervosität nagte genauso an mir. Diese Ungewissheit würde mich demnächst umbringen.

Lena setzte sich mir gegenüber hin und würde scheinbar mit mir frühstücken. Das war angenehm, so war ich ihn Gesellschaft.

Sie schien freundlich zu sein, aber vertrauen konnte ich ihr deshalb trotzdem nicht. Ich war im feindlichen Gebiet, es war alles möglich.

Eine Weile sagte niemand etwas und wir frühstückten nur. Mehr, wie eine Scheibe Brot und Tee nahm ich lieber nicht zu mir. Eigentlich war es ein dämlicher Gedanke, ob man mich vergiftete. Aber bei einem Mafiaboss daheim, konnte man es nie wissen.

Klar, der Vertrag sagte, dass man mir nichts tun durfte. Aber ja, Vertrauen schenkte ich niemanden. Eine Zwangsehe war zwar nicht ideal, aber Überlebenswillen besaß ich trotzdem.

Lena durchbrach die Stille und fragte: "Und wie gefällt es dir bis jetzt?" Das war eine dämliche Frage, ich war nur in dem Raum eingesperrt gewesen. Aber meine Mum hatte mich gut und höflich erzogen, deshalb antwortete ich: "Gut, ich kann mich nicht beklagen." Mir wurde ein Lächeln geschenkt und ich zwang mich es zu erwidern.

Ich stellte genauso eine Frage: "Wie lange bist du schon hier?" Als Antwort bekam ich ein Lachen.

Warum lachte sie? War die Frage so seltsam? Hm, vielleicht war ihre Familie länger bei der Mafia. Generation über Generation, das kam sehr oft vor. Ohne mir eine richtige Antwort zu geben, stand sie auf.

Unsicher tat ich es ihr gleich, zumindest ging ich davon aus, dass sie meine Aufpasserin war, weshalb ich ihr folgen musste.

Lena lächelte mich wieder an und fragte freundlich: "Du hast sicher viele Fragen, oder?" Das war eine dumme Frage von ihr, aber das kommentierte ich besser nicht. Ich sollte schön höflich bleiben. Es wäre sinnvoll, wenn ich mich mit jemanden anfreunden würde oder zumindest gut mit den Leuten auskam.

Ich nickte und Lena kam zu mir herüber. "Dann stelle ich dir Silas vor. Er wird deine Fragen beantworten."

Beim Wort Silas blieb mein Herz stehen.

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt