Kapitel 66

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Silas, nicht Silas.

Er konnte nicht tot sein.

Nein, nicht er.

Grob befreite ich mich aus dem Griff des Gorillas und rammte ihm meinen Ellbogen in die Seite. Ich musste aufstehen und nach Silas suchen. Er konnte nicht tot sein, er konnte einfach nicht tot sein.

Kaum war ich von dem Gorilla befreit, stand ich auf. Das war etwas schwer, denn durch den ganzen Stress und der Geschehnisse, spielte mein Kreislauf verrückt. Ausgerechnet jetzt, wo ich es kein bisschen gebrauchen konnte.

Ich stützte mich am Auto ab und versuchte mich zu fassen. Mit dem Schwindel hatte ich genauso zu kämpfen. Ein paar schwarze Pünktchen tanzten bereits vor mir.

Arbeitete jetzt schon mein eigener Körper gegen mich?

Ich hatte keine Zeit für so etwas. Aber es war mir egal, ich gab kein Stück nach. Ich musste Silas suchen, das würde mich nicht aufhalten.

Wenn ich nur daran dachte, dass ihm etwas zugestoßen war, wollte ich heulen. Ich wollte einfach nur heulen. Das konnte nicht wahr sein.

Nicht Silas, einfach nicht Silas.

Er konnte niemals tot sein. Nein, das konnte er nicht. Das musste ein Alptraum sein oder ein kranker Witz.

Endlich hatte ich mich einigermaßen im Griff und sah auf. Das Auto war zu groß, da sah ich nicht drüber. Verfluche meine kleine Größe. Ich musste ums Auto herum gehen, um etwas zu sehen.

Ich wollte gerade losgehen, aber einer der Gorillas packte mich am Handgelenk und sagte bestimmend: "Bleib hier." Ich schubste ihn weg und schrie ihn an: "Nein!"

Hier bleiben?! Hier bleiben half genau gar nichts und gab mir keine Antworten. Was fiel ihm überhaupt ein mir einen Befehl zu geben?

Ich wollte nur zu Silas. Das er hier war, hier bei mir. Am besten das er mich in den Arm nahm und mir sagte, dass alles gut war.

Die Tränen brannten in meinen Augen und mein Herz zog sich zusammen. Das konnte ich nicht mehr halten. Warum sollte ich sie auch halten, falls mein Alptraum wahr geworden war?

Natürlich wollte der Typ mich nicht gehen lassen und hielt mich nun am Arm fest.

Was war los mit ihm? Warum? Sein Verhalten machte keinen Sinn für mich.

Die Explosion war bereits gewesen. Da würde keine weitere kommen. Es war passiert, da konnte man nicht mehr dumm rumstehen und unnötig warten. Wenn diese verdammte Explosion bereits war.

Voller Verzweiflung schrie ich: "Silas?!" Diese pure Verzweiflung mit Angst um Silas und die hörte man meiner Stimme an. Aber wie hätte ich die verbergen können? Oder überhaupt warum? Genau so fühlte ich mich und meine Stimme gab das nur zu gut bekannt.

"Ja, meine unschuldige Blume?"

Diese unfassbare Erleichterung konnte ich nicht beschreiben. Mir fiel ein Stein vom Herzen als ich seine Stimme hörte.

Sofort drehte ich mich um, denn die Stimme war aus der Richtung hinter mir gekommen. Ich musste mich vergewissern, ob ich mich nicht verhört hatte oder halluzinierte. Nach diesen Erlebnissen würde ich mir Halluzinationen zutrauen. Mich umzudrehen und sich zu vergewissern war nötig.

Da stand er, Silas lebte noch.

Die Tränen konnte ich nicht mehr halten und diesmal waren sie vor Freude. Mir lief eine über die Wange, die kam automatisch. Meine Erleichterung kannte keine Grenzen. Fast wäre ich ungefallen bei diesem überwältigenden Gefühl.

Ich rannte auf ihn zu, denn ich musste ihn direkt vor mir haben, um sicher zu sein, dass es keine Halluzination war. Es konnte mir nicht schnell genug gehen, endlich bei ihm zu sein.

Bei ihm angekommen umarmte ich ihn mit Schwung und damit hätte ich ihn fast umgerannt. Aber eben nur fast. Sicher auch nur, da man nach diesen Erlebnissen nicht mehr auf hundert Prozent war. Ansonsten wäre es mir unmöglich ihn auch nur fast umzurennen.

Ich umarmte ihn fest und es wurde von ihm erwidert. Ein Schluchzen kam über meine Lippen, welches die grausamen letzten Minuten beschrieb. Es war die pure Erleichterung und ich ließ es raus. Ich drückte einmal ganz fest zu und klammerte mich an ihn als hing mein Leben davon ab. 

Silas drückte mich genauso fest an sich. Vermutlich hatte er sich auch Sorgen um mich gemacht. Er gab mir einen Kuss auf den Kopf und das beruhigte mich ein wenig. Seine Nähe tat mir gerade unfassbar gut. 

Ein weiteres Schluchzen kam von mir und er legte seine Wange auf meinen Kopf ab, drückte mich nochmal fest an sich. Etwas zu fest, damit drückte er mir die Luft ab. Aber das war mir aktuell egal. Hauptsache er lebte und war bei mir.

Die Umarmung war gerade nötig, sogar noch, wenn sie mich umbrachte. Einfach, dass er lebte.

Und er war hier, hier bei mir. 

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt