Kapitel 36

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Aus Selbstschutz hatte ich mich gestern schlafend gestellt, kaum war Silas im Badezimmer verschwunden. An Schlaf war zwar kein bisschen zu denken, aber einfach tot stellen. Ob er es mir abgekauft hatte oder nicht, wer weiß das schon. Zumindest hatte er mich in Ruhe gelassen.

Ich konnte nur hoffen, dass Silas das mit dem Klebeband und dem Seil nicht ernst meinte. Aber bei ihm konnte man nie wissen. Silas hatte eine andere Art zu denken als der Standardmensch. Trotzdem war es hochgradig wünschenswert, dass er kein Vergewaltiger war. Klar, wir hatten einen Deal, aber es wäre nett, wenn das nicht brutal ablaufen würde. Ich hoffte, dass er so etwas, wie Menschlichkeit besaß. 

Wegen dem Umtausch machte ich mir keine allzu großen Hoffnungen. Es war unwahrscheinlich, dass Silas mich an meinen Dad überliefern würde.

Am nächsten Morgen wurde ich von einem seltsamen Geräusch wach. Es tat in den Ohren weh und war ein mir unbekanntes Geräusch.

Ich öffnete langsam meine Augen und mein Blick folgte dem Geräusch. Es war ein verstörender Anblick und ich brauchte einen Moment, um es richtig zu realisieren. 

Silas saß in einem Couchsessel in der Ecke unseres Zimmers und was tat er? Schliff ernsthaft ein Messer. Er hatte es eindeutig mit Messern und der Anblick war verstörend. 

Normales Verhalten? Nicht mit Silas. 

Die nächste Frage: Woher kam überhaupt der Couchsessel?

Gestern war der nicht hier gewesen. Er hatte nicht ernsthaft einen Couchsessel ins Zimmer getragen. Offensichtlich doch. Vermutlich für den richtigen Effekt zum Messer schleifen.

Wie geisteskrank musste man sein? Geisteskrank Stufe Silas.

Erst jetzt sah ich in sein Gesicht und sein Blick war längst auf mir gewesen. Freundlich sah anders aus und es zog mir automatisch die Gänsehaut auf. Das war alles andere als gut.

Kühl sagte er: "Guten Morgen, Ivy." Kurz brauchte ich, aber räusperte mich schließlich. "Guten Morgen, Silas."

Er hörte nicht auf das Messer zu schleifen und sah mir direkt in die Augen. Eigentlich war das ein bisschen gefährlich. Er sah nicht hin und schliff dieses Messer. Eine gewisse erhöhte Rate sich zu verletzen war damit gegeben.

"Und, wie hast du geschlafen?" Diese ruhige Stimme machte mir Angst. Über meinen Herzschlag hatte ich die Kontrolle verloren. "Gut und du?" Es kam keine Antwort.

Vorstellbar, dass er wegen gestern sauer war. Dennoch sprach ich den Abend besser mit keinem Wort an. 

"Du solltest aufstehen, wir haben heute etwas vor." Das war ein Befehlston und ich zögerte keine Sekunde und stand auf. Kaum stand ich, fiel mir ein, dass ich nur meine Unterwäsche anhatte. 

Bedecken? Wie? Womit? Wieso wurde ich ständig in solche Situationen gebracht? Nein, ich musste mich zusammenreißen.

Im Grunde hatte er mich gestern, sowieso so gesehen. Unangenehm war es mir trotzdem. Vor allem, da ich seinen Blick auf mir spürte.

Ich sagte zwar nichts, aber musste mich trotzdem räuspern. Schnell huschte ich ins Badezimmer, das war näher als der Kleiderschrank. Duschen wäre keine blöde Idee. Zur Sicherheit schloss ich die Badezimmertür ab.

~~~

Ider Dusche hatte ich mich beeilt, da ich schnell bei Silas sein wollte, um seine Laune kein bisschen zu verschlechtern. Das wollte ich mir selbst auf keinen Fall antun.

Das aktuelle Problem war, dass ich nichts zum Anziehen im Badezimmer hatte. Wenigstens waren Handtücher vorhanden, eines davon wickelte ich mir um. Bei Glück hatte Silas das Zimmer verlassen, aber die Hoffnung würde ich nicht zu groß werden lassen. Schön wäre es auch, wenn er dieses verdammte Messer nicht mehr schleifen würde. Er wusste genau, wie man seinen Mitmenschen Angst machte oder sie einschüchterte. 

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt