Kapitel 14

11.3K 440 34
                                    

Langeweile traf es am besten. Einfach nur auf einem Bett sitzen und nichts tun. Sonderbar spannend war dieses Schlafzimmer nicht anzusehen. Es war das klassische Schlafzimmer.

Es juckte mich zwar in den Fingern mich in dem Raum genauer umzusehen, aber ich ging kein Risiko ein. Bei meinem Glück würde ich erwischt werden. Und Silas hatte mir nicht gesagt, wann ungefähr er wiederkommen würde.

Hm, fraglich.

Meine Gedanken schweiften zu meiner Familie. Was sie wohl alle gerade machten? Hoffentlich riss Luke sich zusammen und ließ Silas in Ruhe. Mein Bruder würde mich hier nie rausbekommen. Er wusste nicht mal wo genau ich war. Das war die Suche einer Nadel im Heuhaufen.

Außerdem war dieses Haus sicher nur so umzingelt von Wachen. Hier kam niemand unerwünscht rein. Raus genauso wenig.

Ob mein Dad mittlerweile ein schlechtes Gewissen hatte? Die Antwort dürfte ein Nein sein. Der Mann hatte sich nicht mal richtig verabschiedet. Und so jemand nannte sich Vater. Traurig.

Irgendwann schlief ich ein, denn das Bett war sehr bequem. Und es war nicht gerade so als hätte ich irgendeine Aufgabe.

Als ich wach wurde, kannte ich mich im ersten Moment nicht aus. Aber die Erinnerung kam ziemlich schnell wieder. Ich war im feindlichen Schlafzimmer.

Ich grummelte und setzte mich auf. Nein, alles noch, wie vorher. Es war fraglich, wie lange ich geschlafen hatte. Es gab weder eine Uhr noch einen Wecker. Nervtötend. Die wundervolle Beschäftigung starr die Wand an konnte weitergehen.

Ich zuckte zusammen als eine Tür aufging. Allerdings nicht die Eingangstür des Zimmers. Es war die Tür rechts vom Bett. Mein Blick schnellte hinüber und da kam Silas raus. Er hatte ein Handtuch um seine Hüfte gewickelt ansonsten nichts.

Ich war, wie erstarrt.

Der Mann hatte ein Sixpack und war einfach selten attraktiv. Mein Blick fand schließlich in sein Gesicht und er zwinkerte mir zu. Zack und ich wurde rot. Sofort sah ich in die andere Richtung und räusperte mich. "Du hättest dich gerne anmelden können." "Als hätte dir der Anblick nicht gefallen. Außerdem hast du vorhin geschlafen und es ist mein Zimmer." Sehr gute Argumente. Zu ihm sah ich sicher nicht mehr, da sah ich lieber stur in eine andere Richtung.

Zumindest hätten wir geklärt, dass die rechte Tür ins Badezimmer führte. Offensichtlich kam er gerade aus der Dusche.

Silas hörte ich leise lachen und er fragte: "Wagst du es nicht mehr mich anzusehen?" "Sobald du dich angezogen hast sehr wohl wieder. Aber aktuell wäre es unhöflich."

Ich hörte Schritte und er nahm die Tür links vom Bett. Ok, dort war also sein Kleiderschrank. Seine Abwesenheit erleichterte mich, dennoch holte ich tief Luft. Vermutlich würde ich wirklich an einem Herzinfarkt sterben.

Da Silas im anderen Raum war, rief ich: "Kann ich gehen?! Immerhin bist du wieder hier!" Zumindest hatte er vorhin gemeint, dass ich hier bleiben sollte, bis er wieder da wäre. Antwort kam keine und ich grummelte deshalb leise. Hinüber gehen konnte ich schlecht, immerhin zog er sich um.

Kurz darauf kam Silas zurück ins Zimmer und ich wagte einen Blick. Danke, endlich war er wieder vollständig bekleidet. Silas setzte sich neben mich aufs Bett und ich hegte sofort Fluchtgedanken.

"Zu deiner Frage. Nein, du bleibst bei mir." Also hatte er mich gehört, nur nicht geantwortet. "Mein Zimmer wäre nur einen Stock tiefer. Nicht sehr weit. Falls die Distanz dein Problem ist." Silas sah zu mir und irgendwie war sein aktueller Blick nicht eiskalt, was erstaunlich war. Antwort bekam ich trotzdem keine. Na gut, dann eben nicht.

Ich seufzte und wandte mich ab. Wobei, jetzt hatte ich wenigstens Gesellschaft. Eine Wand anstarren müsste ich nicht mehr als Zeitvertreib.

Aber wollte ich mich mit dem Psychopathen unterhalten?

Silas unterbrach die Ruhe in dem er fragte: "Wie gefällt dir der Ring?" Und mein Blick schnellte zu ihm. Das war eine normale Frage, damit hätte ich nie von ihm gerechnet. Er musterte mich und ich antwortete ehrlich: "Er ist wunderschön und danke. Obwohl es unhöflich war." Er zuckte mit den Schultern und meinte: "Mein Haus, meine Regeln." Das war ja klar. Ich sah auf den Ring. Das war sogar logisch, wir hatten gerade darüber geredet und ich musste ihm nicht mehr ins Gesicht sehen.

Da er gerade nicht im Modus des kompletten Psychopathens war, würde ich es wagen. So fragte ich: "Vor wem versteckst du mich?" Auch auf die Gefahr hin, dass er wütend wurde. Aber ich war viel zu neugierig.

Tatsächlich bekam ich eine Antwort: "Meine Mutter kam heute an." Also hatte ich richtig gelegen. Den Ring sah ich weiterhin an und fragte: "Und warum?" "Warum nicht?" Wundervoll, ich bekam eine dämliche Gegenfrage gestellt.

Ich sollte besser das Thema wechseln, immerhin hatte Lena gemeint, dass er mit seiner Mum nicht gut klar kam. Ok, er nannte sie Mutter und nicht Mum. Lena nannte sie Mum. Da erkannte man einen Unterschied.

Eine Frage stellte sich mir trotzdem und die stellte ich: "Ich dachte, ich dürfte mit ihr sprechen?" Damit unterstrich ich auch, dass ich seine Regeln einhielt. Ich wollte unbedingt mal dieses Grundstück verlassen. Wenn auch nur kurz, aber einfach nach draußen.

Todernst kam die Antwort: "Ich habe gesagt, dass du mit ihr sprechen kannst. Allerdings habe ich nie gesagt, dass ich dich ihr vorstelle."

Hm, kurz dachte ich darüber nach. Verdammter Idiot. Da hatte er recht. Das hatte Silas tatsächlich nicht gesagt.

"Aber jetzt sollten wir über deine vorherigen Gedanken sprechen." Entsetzt sah ich ihn an, das musste ein Scherz sein. Leise fragte ich: "Was?" Ich wurde automatisch knallrot. Eine Flucht war eigentlich die beste Idee. Silas erkannte den Gedanken, weshalb er mich am Kinn festhielt. So musste ich ihn ansehen.

"Nicht so schnell, meine unschuldige Blume. Ich wollte dich nur ein bisschen ärgern." Schön für ihn, aber ich blieb still. Silas fuhr fort: "Du bist tatsächlich die erste Frau, die ich ins Bett zu mir zwingen muss." "Perfekt, wenn es viele Anwerberinnen gibt, dann schnapp dir eine von denen."

Kurz dachte er nach und sagte schließlich: "Nein, das wäre viel zu langweilig. Außerdem bist du trotzdem hier." Ja, aber absolut unfreiwillig.

Wegsehen wäre genauso schön, aber Silas hielt weiterhin mein Kinn fest. Keine Ahnung, wie lange wir uns anstarrten, aber für mich wurde es immer unangenehmer.

Silas durchbrach die Stille schließlich: "Du schaust mir stets in die Augen und nicht auf meine Narbe." Kaum hatte er das angesprochen wollte ich auf seine Narbe sehen. Ich unterdrückte es zwanghaft und sah ihm unverwandt in die Augen.

Ich räusperte mich und antwortete: "Das wäre wohl unhöflich." Im ersten Moment sagte er nichts und musterte mich. Es herrschte eine erneut unangenehme Ruhe. Mein Herz hämmerte deshalb ohne Ende in meiner Brust.

Silas streichelte mit seinem Daumen über mein Kinn und fragte: "Warum verkauft man eine Tochter, wie dich?" Das war eine dämliche Frage. Aber die Antwort hatte ich gleich parat. "Um Frieden zu schaffen." Was Silas eigentlich klar war. Immerhin hatte er mich höchstpersönlich gekauft.

"Eigentlich wäre ein Vater zum Beschützen da. Vor allem eine sanfte Seele, wie dich. Trotzdem bist du bei mir gelandet." Da hatte er ein paar sehr gute Worte gefunden.

"Ein guter Mensch würde dich sicher gehen lassen, da du es verdient hättest. Du bist durch und durch gut." Ich hob eine Augenbraue und sah ihn fragend an. Worauf wollte er hinaus?

"Mein Glück, dass ich kein guter Mensch bin. Du gehörst für immer nur mir."

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt