Kapitel 21

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Ich hielt inne und las mir die Zeile mehrfach durch. Die letzten Fotos waren von vor nicht mal zwei Wochen geschossen worden.

Das letzte Mal als Silas hier war und da hatte ich bereits gedacht, dass mein Bruder tot war. Aber das war er offensichtlich nicht.

Was für ein verdammtes Arschloch.

Das war wirklich ein kranker Plan von Silas. Warum tat er mir das an? Warum zur Hölle? Wie konnte man so sein?

Trotzdem durchflutete mich unendliche Erleichterung. Silas hatte gelogen und Luke lebte. Zumindest vor zwei Wochen. Er schien keine Verletzungen zu haben. Es war möglich, dass er Silas nie gegenüber gestanden hatte. Aber auch möglich, dass Luke ihn angeschossen hatte. Das konnte mir egal sein, Silas Wohlbefinden lag nicht in meinem Interesse.

Ein paar Seiten blätterte ich noch weiter durch. Silas hatte gute Spione. Es gab ziemlich viele Fotos von Luke.

Ich hatte gesehen, was ich sehen wollte und sollte mein Glück nicht herausfordern. So sehr mich meine Akte interessierte, aber ich sollte es belassen.

Die Akte stellte ich an ihren eigentlichen Platz zurück und sofort ging ich zur Tür hinüber. Langsam und leise öffnete ich diese und trat hinaus. Ich sah mich um, aber niemand war hier, nicht mal Eleanor.

Wo war die Frau? Wollte sie nicht Wache schieben?

Damit würde ich mich später befassen und schloss hinter mir die Tür. Gerade als ich diese zusperren wollte, hörte ich Schritte.

Verdammt.

Es könnte zwar Eleanor sein, aber falls es jemand anderes war, hätte ich ein großes Problem.

Die Tür ließ ich unversperrt und huschte so leise und schnell es ging in Richtung Bibliothek. Etwas anderes fiel mir gerade nicht ein.

Das Glück war weiterhin auf meiner Seite und ich öffnete leise diese Tür. Ich betrat den Raum und schloss diese langsam hinter mir. So weit, so gut.

Mein Herz hämmerte ohne Ende. Falls das nicht Eleanor war, dann hatte ich verdammt nochmal Glück gehabt.

Aber was jetzt? Sollte ich mich verstecken?

Aber, wenn ich gefunden wurde, wäre das ein auffälliges Verhalten. Aber war es nicht allgemein auffällig, dass ich ohne Begleitung in der Bibliothek war?

Was zur Hölle sollte ich machen? Ok, vielleicht reagierte ich über, immerhin könnte es Eleanor sein.

Jemand drückte die Türklinke hinunter. Deshalb bekam ich Panik und rannte praktisch zu einem Bücherregal. Verstecken war somit unmöglich, aber so tun als würde ich ein Buch auserwählen war sinnvoll. 

Panik, Schweißausbruch und Herzrasen. Das beschrieb es am besten.

"Ivy?"

Die pure Erleichterung durchflutete mich, das war die Stimme von Eleanor. Mein Blick schnellte in ihre Richtung, aber sie sah nicht gut gestimmt aus.

Fragend sah ich sie an und sie kam in die Bibliothek. Eleanor kam zu mir und packte mich am Arm. "Wir sollten zurück ins Wohnzimmer. Einer der Männer hat mich am Gang gesehen und zurück ins Wohnzimmer geschickt." "Was?" Es entsetzte mich, aber wir verließen bereits die Bibliothek. Sie gab mir keine Zeit um darüber nachzudenken.

Eigentlich war es mutig, dass sie überhaupt für mich zurückgekommen war. Dennoch konnte ich ihr auf keinen Fall komplett vertrauen.

Aber eins musste ich ihr lassen, ich hatte Gewissheit, dass mein Bruder lebte. Ohne Eleanor hätte ich diese Info nicht. Wer weiß, ob ich diese je gehabt hätte.

Unbeschadet kamen wir im Wohnzimmer an und setzte uns auf die Couch. Erst da beruhigte sich mein Herzschlag wieder.

Wir hatten es an sich gut über die Bühne gebracht. Nur war es fraglich, ob Eleanor verpfiffen wurde, dass man sie am Gang rumstehen gefunden hatte. Hm, die nächste Frage. Würde Eleanor dicht halten? Oder mich an Silas ausliefern? Der wäre sicher alles andere erfreut, dass ich in seinem Büro war. Das müsste ich auf mich zukommen lassen. 

Ich holte tief Luft, aber mein Herz bekam ich langsam in den Griff und die Panik milderte sich.

Luke lebte, er lebte noch.

Diese Tatsache steigerte meine Wut auf Silas. Der Mann hatte mich quälen wollen.

Eleanor holte mich in die Realität in dem sie sagte: "Wir sollten Lena wecken und alle schlafen gehen." Das war eine vernünftige Idee.

Für den heutigen Tag hatten wir genug Action. Aber da war die große Frage, was Eleanor im Gegenzug wollte. Immerhin hatte sie von einem Geben und Nehmen geredet.

Sie weckte Lena sanft und ich stand bereits auf. Einfach in die Sicherheit meines Zimmer und ins Bett kuscheln. Nur musste ich auf die zwei warten. Alleine sollte ich nicht unterwegs sein und ich würde keine weiteren Minuspunkte sammeln. Falls das mit dem Büro aufkam, würde ich genug davon bekommen. 

Schließlich schafften wir es alle drei auf unsere Zimmer. Ausnahmsweise in Stille und Lena sagte kein Wort dabei. Sie war wohl zu verschlafen und wollte nur in ihr Bett.

Ich ging als erstes in meinen Kleiderschrank und zog mich um. Da fiel es mir erst auf.

Verdammt. Ich hatte ein Problem. 

Erstens hatte ich den Schlüssel zu Silas Büro und zweitens hatte ich die Tür nicht mehr verschlossen.

Nein, das war mein Untergang. Den Schlüssel musste ich los werden, ansonsten dürfte Silas auffallen, dass ich dort eingebrochen war. Ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass ihm entgehen könnte, dass seine Tür nicht mehr versperrt war.

Verdammt.

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt