Wir küssten uns ziemlich lange, scheinbar hatten wir beide einander vermisst.
Egal mit was ich gerechnet hatte als ich hierher kam. Jedoch niemals mit diesem Ergebnis. Eigentlich hatte ich gedacht, dass Silas ein eiskaltes Monster war mit absolut keinen Gefühlen. Oder, dass er zu keinen netten Taten fähig wäre.
Klar, er hatte seine Momente in denen er fragwürdig handelte, aber das hatte meist einen Grund. Der mag nicht immer gut sein, aber er war da.
Vielleicht hatte ich auch einfach das Stockholmsyndrom. Die Möglichkeit bestand oder Lena färbte auf mich ab.
Als wir uns voneinander lösten, sagte ich: "Ein paar Fragen hätte ich noch." Er erwiderte meinen Blick und streichelte mir über die Wange. Endlich war die Kälte weg und für Silas Verhältnisse, sah er freundlich aus.
"Ein andermal." Ich legte den Kopf schräg und fragte: "Wenn ich das nächste Mal sauer bin?" Kurz überlegte er und antwortete schließlich: "Falls, es funktioniert hat, dann ja." Ich lächelte ihn leicht an und sagte: "Gut, dann hat es das."
Endlich hatte ich zumindest ein paar Fragen beantwortet. Dennoch war sein Verhalten nicht in Ordnung gewesen.
Leise sagte er: "Jetzt könntest du auch einfach mal still sein." "Aber..." Silas unterbrach mich mit einem Kuss, deshalb kam es zu keiner längeren Antwort.
Den Kuss erwiderte ich, stellte mich auf die Zehenspitzen und legte meine Arme um seinen Hals. Die pure Perfektion. Das hatte niemand erwartet, aber wir passten einfach zusammen.
So unterschiedlich wir waren, das war das Richtige. Vielleicht war es genau das, weshalb wir gut zusammen passten. Man sagte doch gerne, das Gegensätze sich anziehen.
Erst jetzt fiel mir die morgige Hochzeit ein. Das war ungeklärt, weshalb ich mich von Silas löste. Ernst sah ich auf zu ihm, weshalb ich einen fragenden Blick als Antwort bekam.
"Die Hochzeit. Bist du irre, dass die morgen stattfinden soll? So schnell? Außerdem müssen wir nicht in Italien heiraten." Ich ging einen Schritt zurück und verschränkte meine Arme. Mit Abstand könnte ich besser denken, ansonsten lenkte Silas mich ab.
Antwort bekam ich natürlich eine komplett andere, die nicht zum angesprochenen Thema passte. "Ich hätte mir etwas überlegt. Du kannst deiner Familie einen Brief schreiben und ein Bote wird ihnen diesen bringen."
Innerlich verfluchte ich ihn. Silas wusste, wie man mich auf den Boden brachte.
Dennoch warf ich die Hände in die Höhe und ging weiter von ihm weg. Es war noch mehr Distanz nötig. "So nett das ist, aber es beantwortet nicht meine Frage." Ich musste standhaft bleiben.
Die Freude spürte ich trotzdem in mir. Ich durfte meiner Familie einen Brief schreiben. Sie würden etwas von mir hören. Das dürfte sie alle erleichtern.
Silas informierte sie sicher nicht über mein allgemeines Wohlbefinden. Ein Brief dürfte sie beruhigen. Vor allem meine Mum, die würde sich bestimmt am meisten freuen.
Silas blieb natürlich bei seinem Thema und sagte: "Sofern der Bote überlebt, kannst du ihnen weiterhin Briefe schreiben." Er hatte es geschafft, denn ich war abgelenkt. "Sofern er überlebt?" Silas zuckte mit den Schultern und meinte: "Es ist möglich, dass dein Vater ihn umbringen lässt. Freunde sind wir keine."
"Dann gib vorab Bescheid, dass du einen Boten schickst und der überleben soll." "Das ist keine Garantie, dass er überlebt."
Wie leichtfertig konnte man eigentlich jemanden umbringen? Außerdem gab es einen Friedensvertrag. Für was war ich dann bei Silas? Machte überhaupt irgendwas Sinn?
"Wieso zur Hölle schickst du dann überhaupt jemanden? Es könnte ein Todesurteil sein." "Also willst du keinen Brief schicken?" Das war eine verzwickte Lage und eine schwere Entscheidung. "Wieso nicht per Post, wie normale Menschen?"
"Vielleicht wollen sie antworten, der Bote müsste einen Brief dann wieder mitnehmen. Ich gebe ihnen nie unsere Adresse." Gut, das machte Sinn. Und eine Antwort wäre schön. Eine Art der Kommunikation und, wenn ich die haben konnte, würde ich sie nehmen. Aber nicht, wenn es einen Tod kosten würde. Das wäre grausam.
Ich stellte die Frage gleich: "Inwiefern ist es ein Friedensvertrag, wenn sofort ein Bote umgebracht wird?" "Ich sag ja, es besteht nur die Möglichkeit. Das heißt nicht, dass er tatsächlich umgebracht wird."
Erst jetzt fiel mir etwas auf. "Wieso weißt du, wo meine Familie lebt? Offensichtlich wissen sie nicht, wo du lebst." Silas sah jetzt genervt aus und antwortete: "Das weiß ich nicht. Ich würde deinen Vater anrufen und einen Treffpunkt vereinbaren."
Fragend sah ich ihn an und sagte: "Das könnte mit einer Antwort genauso ablaufen." "Nein, so sichere ich es mir, dass mein Bote überlebt. Ich opfere nicht einfach so meine Männer. Was denkst du von mir?" Ja, die Frage hatte er mir schon ein paar Mal gestellt.
Ich seufzte: "Ok, der Punkt geht an dich. Es macht tatsächlich Sinn." Ich bekam einen verständnislosen Blick von ihm. "Meine Handlungen machen immer Sinn." Verstört sah ich ihn an, diese Meinung teilte ich nicht. "Nein, tun sie nicht." "Für dich vielleicht nicht, aber für mich." Wenigstens hatte ich eine Antwort bekommen, den Sinn dahinter musste ich zwangsläufig nie verstehen.
Was war los mit ihm? Seit wann bekam ich überhaupt irgendwelche Antworten? Dieser Abend war mehr als nur gut verlaufen. Dann war er endlich wieder bei mir. Das war schön.
"Genug." Mit diesem Wort kam er zu mir und hob mich hoch. Automatisch schlang ich meine Beine um ihn und meine Arme um seinen Hals. Silas hielt mich an meinen Oberschenkeln fest und sagte: "Jetzt entkommst du mir nicht mehr und hör endlich auf zu reden."
Böse sah ich ihn an und antwortete: "Du kannst nicht immer einem Gespräch aus dem Weg gehen. Du hast es nämlich schon wieder getan."
Das mit der Hochzeit hatten wir nicht geklärt. Da wollte ich einen Aufschub und es war ihm klar.
"Wie wäre es mit einem Danke, dass ich es organisiere, dass du deiner Familie einen Brief schicken kannst." "Dafür kriegst du auch ein Danke. Krieg ich eine Entschuldigung, da du ständig ausweichst und ein Arschloch bist?" Silas lachte leise, aber nickte. "Ja, es tut mir leid ein Arschloch zu sein."
"Willst du dich wenigstens bessern?" "Wollen vielleicht, es wirklich tun ist fraglich. Lass dich überraschen." Ich seufzte, eine bessere Antwort sollte ich mir nicht erwarten und eigentlich dankbar sein, dass es kein Nein war.
Diesmal war ich es, die die Distanz zwischen uns unterbrach und ich küsste ihn. Mein Kuss wurde erwidert und ich würde den Moment genießen.
Wer weiß, was noch auf uns zukam.
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My unwanted husband | ✔️
Chick-LitWas macht man, wenn man als Mafiaboss große Probleme mit seinem Erzfeind hat? Ja genau, verkaufe deine eigene Tochter. Wildfremder Mann, der ein Mafiaboss war und nicht unbedingt den freundlichsten Ruf hatte. Das war dann wohl mein zukünftiger Mann...