Kapitel 25

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Wenn ich es genauer bedachte. Nur weil Silas sagen würde, dass er bis zur Hochzeit warten würde, hieß es nicht, dass er es tatsächlich abwarten würde. Man sollte an sein psychotisches Verhalten denken.

Dann wäre da die Tatsache, dass wir für die Hochzeit kein Datum festgelegt hatten. Im Grunde könnte er mich schnappen ab nach Vegas und heiraten. Gut, vielleicht war das etwas übertrieben. Silas könnte einen Pfarrer hierher kommen lassen.

Diese Option war eine Folterung. Vielleicht hätte ich untertauchen sollen. Nein, meine Familie. Außerdem würde ich Silas heiraten. Könnte mir niemand erzählen, dass er mich nicht irgendwann gezwungen hätte mit ihm zu schlafen.

Gestern hatte ich so getan als wäre ich bei Lena eingeschlafen. Die Show hat man mir geglaubt und ich konnte im Bett bei ihr schlafen. 

Lena hatte gute Laune, sogar direkt nach dem Aufwachen. Jeder normale Mensch fragte sich nach dem Aufwachen erst mal wer man war, wo man war und in welchem Jahrhundert man lebte. Zumindest ging es mir so, aber ich hatte einen sehr tiefen Schlaf. Das könnte daran liegen.

Das Frühstück verlief, wie immer und ich wurde zugetextet. Langsam gewöhnte ich mich daran. Ich war mir sicher, dass ich das vermissen würde, wenn ich flüchtete. Eher falls ich das schaffte.

Irgendwann kam einer der Gorillas und teilte Lena mit, dass sie zu Silas in sein Büro gebeten wurde. Ich war erleichtert, dass sie dorthin musste und nicht meine Wenigkeit.

Während Lena zu Silas ging, wagte ich es in die Küche. Vielleicht könnte ich mit Maria reden. "Hi Maria." Grüßte ich sie als ich in die Küche kam. Mit einem breiten Lächeln wurde ich angesehen, welches ich brav erwiderte. "Hallo Ivy."

"Und störe ich?" Maria tat es mit einer Handbewegung ab und antwortete: "Nein, auf keinen Fall. Erzähl, wie geht's dir?" Sie war eindeutig eine liebe Frau. Nebenbei kochte Maria weiter und ich lehnte mich an eine der Theken. "Danke gut und dir?" "Auch. Ich hoffe Silas ist gut zu dir."

Ja total. Erst gestern hatte er mich praktisch dazu gezwungen, ihm meine Jungfräulichkeit zu schenken. Klar, noch war es nicht eingelöst, aber das würde schneller kommen als mir lieb war. Ich räusperte mich und antwortete: "Klar doch." Die Wahrheit konnte ich ihr nie sagen.

Der Smalltalk war damit hoffentlich erfüllt und ich startete mein Verhör. "War Silas eigentlich schon immer so? Also seine ernste Art." Die Frage die dürfte sie richtig verstehen. "Nein, eigentlich nicht. Er war ein liebes und fröhliches Kind. Silas war, wie ein kleiner Sonnenschein." Mir fiel die Kinnlade beinahe auf den Boden.

Maria erzählte: "Aber hat sich von einen Tag auf den anderen geändert. Er wurde früh in die Geschäfte einbezogen. Meiner Ansicht nach zu früh. Es war sehr plötzlich, dass er das komplette Gegenteil wurde. Aber ich kann dir leider nicht sagen warum. Die Frage kann dir vermutlich nicht mal Lena beantworten." Das war eine gute Info. Was man nicht alles von der Köchin des Hauses erfuhr.

"Was ist mit seiner Mum?" Maria seufzte und sah leicht genervt aus. "Diese Frau ist ein wahrer Fluch. Sie konnte mich von Anfang an nie leiden, aber ich gehöre zur Familie. Eleanor lässt es einen spüren, wenn sie jemanden nicht ausstehen kann." Mit einem Kopfschütteln, da es unmöglich war, antwortete ich: "Ziemlich kindisch." Sie nickte und meinte: "Ja, aber so ist sie eben. Vermutlich hast du mitbekommen, dass sie und Silas schlecht miteinander auskommen." "Das kann einem kaum entgehen." Wer weiß, ob ich das Rätsel je lösen würde. Meine Fragerei sollte weitergehen. Meine Chance sollte ich nutzen.

"Was ist eigentlich mit einem Hausmädchen? Silas hatte am Anfang gemeint, dass er mir eins zuteilen würde." Es ging eigentlich nur darum, dass ich eine Person mehr hätte mit der ich mich unterhalten konnte.

"Oh, hat man dir das gar nie gesagt? Da du dich mit Lena gut verstehst ist es hinfällig. Es wäre darum gegangen, dass dich jemand daran hindert dich zu verlaufen oder deinen Wachen zu entkommen. Ein Auge mehr das auf dich gerichtet wäre." Mitfühlend sah Maria mich an. Also wusste sie, dass man mich gekauft hatte.

"Ok, auch gut. Es wäre nur nett gewesen eine weitere Person um mich zu haben." Ich zuckte mit den Schultern und Maria seufzte: "Ja, es kann in diesem Haus einsam sein. Aber Lena ist ein sehr nettes Mädel. Ein Wunder, dass sie sich mit dir gut versteht. Lena kann manchmal ein bisschen schwierig sein." Überrascht sah ich zu Maria, aber die war mit kochen beschäftigt.

"Warum das? Ich komme echt gut mit ihr klar und mag sie auch." Die gutgelaunte Energiebombe musste man praktisch mögen. "Die meisten Frauen, die hier landen. Hausmädchen, Gärtnerin oder sonst etwas. Die wollen sich mit Lena anfreunden, da sie eigentlich was von Silas wollen."

Was? Jemand wollte freiwillig diesen Psycho? Was lief bei den Frauen falsch? Ich verstand dieses Verlangen kein bisschen.

Maria fuhr fort: "Aber ich verstehe Lena an der Stelle. Und jetzt hat sie endlich eine echte Freundin gefunden."

Wie das jetzt? Immerhin würde ich ihren Bruder sogar heiraten.

Ich sagte deshalb: "So richtig Sinn macht das nicht." "Ivy, erstens bist du ein guter Mensch. Zweitens heiratest du Silas und bist nicht sonst eine dieser Frauen. Drittens..." Die Liste wäre länger geworden, aber Lena kam in die Küche.

Wir sahen beide zu ihr und sie grüßte Maria freudig. Schließlich sah Lena zu mir und sagte: "Silas meinte, wir sollten uns hinter die Hochzeitsplanung klemmen. Er freut sich sehr darauf dich zu heiraten, ewig will er nicht mehr warten. Ist das nicht süß?"

Oh nein, wenn die nur wüsste. Wenigstens hätte ich geklärt, dass er vermutlich tatsächlich bis zur Hochzeit warten würde.

Ich lächelte und antwortete: "Ja, sehr süß." "Oh und deine Sachen werden hoch in sein Zimmer gebracht." Ich sah Lena einfach nur an. Aber das war eigentlich logisch. Silas hatte gestern bereits gesagt, dass ich bei ihm ins Zimmer ziehen würde.

Maria meldete sich zu Wort. "Die erste Frau, die im zweiten Stock genehmigt wird." Wieder ein Lächeln von mir. Dabei war die Freude gleich null. Lena war ebefalls begeistert, gut, wann war sie das nicht. "Ich weiß, dass ist so aufregend. Ach." Sie fasste sich ans Herz und grinste breit.

Lena nahm mich an der Hand und zog mich mit sich. "Los geht's. Wir müssen die Hochzeit planen, wenn ihr zwei es kaum erwarten könnt."

Beide? Hier konnte es nur Silas kaum erwarten. Und das lag nicht an der Hochzeit selbst.

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt