Kapitel 89

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Im Zimmer angekommen, ging ich gleich duschen. Erst da kam mir die Erinnerung an den vorherigen Gedanken. Silas hatte absolut nichts mehr versucht. Einfach nichts.

Wieso wollte er nicht mehr mit mir schlafen? Er versuchte es kein bisschen.

So konnte ich das nicht stehen lassen. Vielleicht hatte er eine andere. Der Gedanke war berechtigt. Mir kam eine Idee. Das könnte auch daran liegen, dass ich betrunken bin, weshalb ich sie als sehr gut empfand.

Nach dem Duschen ging ich gleich in den Kleiderschrank. Ich durchkramte meine Schubladen nach geeigneter Unterwäsche für mein Vorhaben.

Hm, rot wäre gut, die würde auffallen.

Damit konnte es ihm absolut nicht entgehen, dass ich nur in Unterwäsche war. Falls Silas kein Interesse mehr an mir hatte, dürfte es das wecken.

Knallrot und mit Spitze, das war meine Wahl. Ich zog es an und war zufrieden damit.

Also ging ich zurück ins Schlafzimmer und überlegte, wie ich mich am besten präsentierte. Es sollte nicht zu auffällig, aber nicht zu wenig sein.

Von meinem Nachtkästchen schnappte ich mir ein Buch. So legte ich mich aufs Bett und würde warten. Hoffentlich kam Silas bald, ansonsten schlief ich vermutlich ein.

Beim Lesen verging wenigstens die Zeit. Es war ein Liebesroman, aber mit jeder Seite die ich weiterblätterte, wurde ich müder. Der Kampf mit den Augenliedern, welchen ich unter keinen Umständen verlieren wollte.

Da ging die Türklinke und ich war wieder hellwach. Ich musste schön ruhig bleiben. Mein Gesicht war hinter dem Buch versteckt und ich blieb einfach so liegen. Da ich nicht zugedeckt war, fiel es ihm hoffentlich auf. Die Tür wurde geschlossen und danach war es ruhig.

Was hatte das zu bedeuten?

An sich war es ein Wunder, dass es mir nicht zu blöd war, in Unterwäsche auf dem Bett zu liegen. Das konnte ich auf jeden Fall auf den Alkohol schieben. Im nüchternen Zustand würde ich diese Aktion vermutlich nie bringen.

Mein Gesicht weiterhin hinterm Buch versteckt sagte ich normal: "Hi Silas." Es kam kein Wort. Diese Ruhe war hoffentlich ein gutes Zeichen. Ich tat weiterhin so als wäre alles normal und fragte: "Wie war dein Tag?"

Immer noch kam keine Reaktion und langsam empfand ich es als seltsam. Nicht, dass die falsche Person reingekommen war. Was eigentlich Blödsinn war, immerhin war niemand außer uns im zweiten Stock erlaubt. Es konnte nur Silas sein.

Ich sah hinter meinem Buch hervor. Er stand da und sah mich einfach nur an. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten. Der Mann hatte ein viel zu gutes Pokerface.

Ich tat auf verwirrt und fragte: "Was? Stimmt etwas nicht?" Ich zog die unschuldige Masche durch, dabei würde ich bleiben.

"Ivy, was hast du da an?" Endlich sagte er etwas. Langsam hatte ich es bedenklich gefunden. Sehr gut, es war ihm offensichtlich aufgefallen.

Ich antwortete gleich: "Bekleidung, wie du siehst." Unterwäsche fiel in die Kategorie Bekleidung. Ich hängte an: "Du rennst oft in unserem Zimmer nur im Handtuch oder Boxershort rum. Was entsetzt dich so daran, wenn ich es genauso mache?"

Sein Blick erreichte endlich mein Gesicht als er fragte: "Bist du betrunken?" Das fand ich wiederum fies. Er unterstellte mir sofort so etwas. Als wäre ich sonst nicht zu dieser Tat fähig. Gut, ich war betrunken, aber das tat gerade nichts zur Sache. Und ja, im nüchternen Zustand würde es vermutlich tatsächlich nie so ablaufen.

Ein Augenverdrehen konnte ich mir nicht verkneifen und widmete mich wieder meinem Buch. Einfach so tun als würde ich weiterlesen.

Kurz darauf hörte man Schritte und eine Tür. Ich senkte das Buch und Silas hatte die Badezimmertür genommen.

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt