Kapitel 88

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Kaum waren wir zu Hause angekommen, ging ich mit Silas auf unser Zimmer. Die Heimfahrt war ziemlich still verlaufen. Das hatte ich auch gebraucht. Ich ließ mir nochmal das Gespräch durch den Kopf gehen. Da traf ich meinen sogenannten Vater und es eskalierte derart.

Als wir auf unserem Zimmer waren zog Silas mich an sich und umarmte mich fest. Das war unfassbar süß. Er machte sich offensichtlich Sorgen um mich.

Ich lächelte leicht und sagte: "Alles gut, Silas. Ich hätte es mir erwarten sollen. Den Versuch war es wert, aber ja." Gebracht hatte es nicht wirklich was, außer Wut. Aber, wenn ich es nie getan hätte, würde es mich quälen, was gewesen wäre, wenn ich meinen Vater besucht hätte. Also war es gut, dass ich es mir angetan hatte.

Silas gab mir einen Kuss auf den Kopf und drückte einmal leicht zu. Fest umklammerte ich ihn und legte meinen Kopf auf seine Brust. Das Schöne, wenn man so klein war. In der Umarmung eines Bären fühlte man sich richtig sicher.

Ich holte tief Luft und den Duft meiner persönlichen Droge nahm ich dadurch wahr. Das hatte noch immer meine Nerven beruhigt.

"Falls du willst, dass ich ihn umbringen, dann gib mir einfach Bescheid." Natürlich hatte er das sagen müssen, dabei wäre es gerade ein netter Moment gewesen. Wobei das für Silas vermutlich sogar eine nette Aussage war. Als Antwort bekam er nur ein Seufzen von mir.

Was für eine Antwort sollte ich überhaupt liefern?

"Eine Frage hätte ich an dich, Ivy." Jetzt war ich gespannt, was sein krankes Hirn sich fragte. "Ja?"

"Ziehst du es auch nur ein bisschen in Erwägung, dass dein Vater heute die Wahrheit gesagt hat?" Darüber musste ich keine Sekunde nachdenken und wusste die Antwort. "Silas, ich halte diesen Mann für einen Lügner. Also nein, er hat es nicht geschafft, dass ich dir misstraue oder sonst etwas. Ich vertraue dir und das ändert sich nie, sofern du es nicht brichst."

Ich sah auf zu ihm und legte mein Kinn auf seiner Brust ab. "Können wir jetzt schlafen gehen und kuscheln?" Antwort bekam ich keine und Silas löste sich von mir. Ich wollte mich beschweren, aber er zog mich zum Bett hinüber. Gut, das dürfte ein ja sein.

Kurz darauf lagen wir im Bett und ich kuschelte mich sofort an Silas. Mehr brauchte ich gerade nicht, einfach nur ihn hier bei mir. Da fühlte sich alles ein bisschen weniger negativ an.

Leise flüsterte er: "Ich liebe dich, Ivy." Mit einem Lächeln antwortete ich: "Ich liebe dich auch, Silas." 

~~~

Die nächsten Tage war Silas viel mit Alejandro unterwegs. Es gab scheinbar noch immer Probleme, wenn sie so viel weg waren. Meine Tage verbrachte ich mit Lena und Bella. Es war schön, dass wir Bella bei uns hatten. Das eingesperrte Dasein gab sonst nicht gerade viel her. 

Aber Silas hielt sich an sein Wort und wir sahen uns täglich. Meist erst am Abend, wenn er Heim kam, aber wir sahen uns. Selbstverständlich nötigte ich ihn ständig zum Kuscheln vor dem Einschlafen. Langsam dürfte er sich daran gewöhnt haben. Am Ende des Tages hatte er mich freiwillig geheiratet, mit diesen Konsequenzen musste er leben.

Lena war heute mit der Idee angekommen, dass wir uns Cocktails machen sollten. Ein Abend für uns Mädels und Cocktails. Bella und ich hatten kein Problem damit und das Internet diente mit Rezepten. An Zutaten mangelte es in diesem Haus sowieso nie. 

Im Wohnzimmer hatten wir es uns schließlich bequem gemacht. Wir saßen alle drei nebeneinander auf der Couch. Zu reden gab es unter drei Frauen ständig etwas, da wurde einem kaum langweilig. Schon gar nicht, wenn eine Frau, wie Lena dabei war.  

Bella seufzte und meinte: "So schön es hier ist, aber ich habe langsam Heimweh." Lena nickte und antwortete: "Ja, das ist verständlich. Hier bist du genauso eingesperrt, wie wir. Spannend ist ein anderer Urlaub." Da hatte Lena eindeutig recht.

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt