Kapitel 24

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Wollte ich die Frage überhaupt beantwortet haben? Nein, einfach nein. Fett geschrieben und doppelt unterstrichen. Aber die Frage hatte ich bereits gestellt und mein Herz hämmerte. Ich hörte es bis in meine Ohren und meine Hände fingen zu schwitzen an.

Silas streichelte mir über die Wange und fragte: "Was könnte ich den wollen, meine unschuldige Blume?"

Könnte der Mann einmal mit einer direkten Antwort kommen? War das so schwer?

Die Worte kamen mir automatisch über die Lippen: "Eine Frage beantwortet man nicht mit einer Gegenfrage. Das ist unhöflich." Gut erzogen war Silas offensichtlich nicht geworden. Ok, er war ein Mafiaboss. Was erwartete ich mir?

Silas sah mich belustigt an und legte die zweite Hand wieder auf die Armlehne. Noch immer war ich schön eingeschlossen, ohne einer Fluchtmöglichkeit.

Silas beugte sich weiter nach vorne und seine Lippen berührten fast mein Ohr. Seinen Atem spürte ich auf mir, das lag noch weniger in meiner Wohlfühlzone. Es wurde stets unangenehmer.

Er flüsterte: "Deine Unschuld." Mein Herz samt Hirn blieben stehen. Das hatte er nicht wirklich gesagt. Silas löste sich von mir, richtete sich auf, so als wäre nichts gewesen. Ich war vollkommen perplex. Silas lehnte sich an den Schreibtisch und seinen Blick spürte ich auf mir.

Ich kam mit dem Gesagten kaum klar. Allerdings erreichten mich die Worte langsam und ich wurde knallrot im Gesicht. Meine Wangen glühten derart, ich sah sicher aus, wie eine rote Ampel. Seinen Blick erwiderte ich ums Verrecken nicht. Das bekam ich nie mehr hin. Schon mal davon abgesehen, dass ich seinen Gesichtsausdruck nicht sehen wollte. 

Im Grunde sollte ich mich zwischen meiner Familie und meiner Jungfräulichkeit entscheiden.

Wundervoll, ganz toll.

Meine Lage wurde sehr viel besser. Silas hatte zwar von zwei Optionen gesprochen, aber im Grunde gab es nur eine Option. Das war dem Psychopathen sicher glasklar. 

Wer würde seiner Familie das antun?

Sie hätten keine Ahnung mehr, was mit mir war. Meine Mum würde das vermutlich umbringen. Und uns würde die Möglichkeit einander je wiederzusehen genommen werden. Oder ich verschenkte meine Unschuld an den Psychopathen. Ja, die Entscheidung war gefallen. 

Ich kratzte ein bisschen Mut zusammen und sah ihn an. Wenigstens sah er nicht mehr belustigt aus, das hätte mich sonst umgebracht. Ich räusperte mich und antwortete: "Im Grunde gibt es nur eine Option und das war dir klar als du mir dieses Angebot gemacht hast." Ein leises Lachen war zu hörem, ja, es war ihm bewusst. "Nein, Ivy. Du hast sehr wohl eine Wahl. Nur, da du eine Option als keine Möglichkeit für dich betrachtest, heißt es nicht, dass du diese nicht treffen könntest. Zwei Optionen und für eine musst du dich entscheiden." 

Verdammtes Arschloch.

Wie zur Hölle sollte ich Option zwei über mich bringen? Ja, das würde ich bald herausfinden. No risk, no fun. Bei dem Motto würde ich länger bleiben als erwartet.

Silas sagte: "Die Zeit rinnt, ewig kannst du nicht darüber nachdenken. Außer du willst, dass ich die Entscheidung fälle." Ich hob eine Augenbraue und sah ihn an. "Ich glaube, wir würden uns vermutlich sogar für dasselbe entscheiden." Die Wahrscheinlichkeit war in dem Fall ausgesprochen hoch. "Ach, ist das so, Ivy. Ich wusste gar nicht, dass du es so eilig hast." Ok, das war falsch rüber gekommen.

Ich musste mich nochmal räuspern und antwortete: "Option zwei wäre es wohl. Krieg ich vielleicht noch Datum und Uhrzeit? Solche Details sollte man genauer besprechen. Im Grunde, wie ein Vertrag, man sollte die Infos haben." Das klang wie ein Dienstvertrag. Vermutlich war ich jetzt eine Prostituierte.

Wobei, die bekamen doch Geld dafür? Geld bekam ich keins. Wobei die Bezahlung war, dass ich meine Familie behalten würde. Danke, ich wollte nicht weiter darüber nachdenken. Meine Entscheidung war gefallen und Ende.

Silas lächelte und langsam wollte ich es ihm einfach aus dem Gesicht schlagen. Endlich fand ich meine geliebte Wut, die gab mir wenigstens die Motivation Konter zu liefern. Egal, ob rot, wie eine Ampel, aber wenigstens würde ich zurückschießen.

Er antwortete: "Nein, den Spaß nehme ich mir nicht. Das Wann überlässt du mir."

Sadist, der pure Sadist.

Jetzt konnte ich mich ewig mit der Frage quälen. Es einfach hinter mich zu bringen wäre meine Idee gewesen. 

Moment.

Mein Hirn arbeitete doch noch. "Also, eigentlich war mein Plan stets bis zur Ehe zu warten. Verstehst du vielleicht nicht, aber es gibt tatsächlich Menschen, die Wert auf so etwas legen." Ernst sah ich ihn an, vielleicht kaufte er mir das ab. So eine schlechte Schauspielerin ich war, aber irgendwas bekam ich hoffentlich hin. Silas sah eindeutig überrascht aus.

Ha, er kaufte es mir ab.

"Hm, ich denke darüber nach." Ich nickhe und behielt meine ernste Miene. "Gut, mehr kann ich nicht fordern." Wenn ich Silas nicht drängte, dürfte ich eher meinen Wunsch bekommen. Damit könnte ich es immerhin etwas rauszögern und eine spontane Flucht planen. Hm, vielleicht kam ich aus dem Deal raus, aber genug für einen Tag.

Ich fragte: "Darf ich jetzt wenigstens gehen?" Der Mist war hoffentlich geklärt und ich wollte so viel Abstand zwischen ihn und mich bringen, wie es nur ging. Am besten den kompletten Kontinent wechseln. Distanz konnte ganz was Tolles sein. "Ja, da hast du recht. Wir sollten schlafen gehen. Zukünftig ist mein Zimmer, auch dein Zimmer. Du solltest nicht zu weit weg von mir sein."

Sadist! Einfach nur Sadist! 

Ich stand vom Stuhl auf, funkelte ihn an und sagte: "Du bist ein unhöfliches, unmögliches und fieses Arschloch." Als Antwort bekam ich ein Lachen von ihm. So hatte ich ihn noch nie lachen gehört. Normalerweise war es leise und eher bedrohlich oder gruselig. Das jetzt war ein richtiges Lachen. Mir war nicht klar gewesen, dass er das konnte. 

Ich fuhr ihn an: "Was zur Hölle stimmt nicht mit dir?! Weißt du überhaupt, wie sich ein normaler Mensch benimmt?!" Silas bekam sein Lachen langsam wieder in den Griff und sah zu mir. "Du bist wirklich viel zu unschuldig für diesen Planeten. Das soll beleidigend gewesen sein?" Aufgebracht rief ich: "Ja, das war es!"

Ich drehte mich um und ging zur Tür. Von dem Typen hatte ich für einen Tag genug. Silas lachte wieder, aber sagte: "Bevor du einen wütenden Abgang machst, möchte ich dich daran erinnern, dass du ab jetzt in meinem Zimmer schläfst."

Verflucht.

Trotzdem stürmte ich aus dem Büro und knallte hinter mir die Tür zu.

Wohin mit mir?

Ja, das hatte ich kein bisschen bedacht. Aber in dem Büro wollte ich sowieso als Letztes sein. Ich lief zur Treppe und hoch in den ersten Stock. Falls er mir folgen würde, wäre ich wenigstens aus seinem Sichtfeld. 

Da fiel es mir ein. Lena, die hatte gemeint, ich sollte zu ihr kommen nach dem Gespräch mit Silas. Perfekt, das war die Idee schlechthin.

Ich ging zu ihrem Zimmer, klopfte nicht und betrat es einfach. Lena sah überrascht aus und hatte gerade auf ihrem Bett ein Buch gelesen. Sie fragte sofort: "Ist alles ok?" Scheinbar sah man mir das Trauma namens Silas an.

Ich setzte ein Lächeln auf und sagte: "Ja, alles gut." Ich war so frei und setzte mich zu ihr aufs Bett. Es war vielleicht gemein, aber Lena könnte ich noch nutzen. Sie könnte Silas so lange nerven, bis er nachgab und ich meine Unschuld eine Weile behalten konnte.

Ein neuer Plan und den würde ich beibehalten.

No risk, no fun. Ich lass mir den Spruch demnächst tätowieren.

My unwanted husband | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt