Unerwartete Wendungen

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Der Saal war groß und gefüllt mit vielen Leuten. Viele verbeugten sich sofort als sie Sebastian und mich erblickten. ,,Was ist hier los?" fragte ich verwirrt und schaute zu Sebastian hoch. ,,Ist eine lange Geschichte. Um es kurz zu sagen, Sie dienen mir." flüsterte er leise und schritt langsam los. 

,,Okay." erwiderte ich nur und beschloss die Klappe zu halten. Irgendwie erschien mir das richtig. Langsam schritten wir durch den Raum, während sich nach und nach die Leute aus der Mitte an den Rand begaben und sich verbeugten. Sebastian führte mich ans andere Ende des Saals. 

In einer nicht so sehr beleuchteten Ecke stand ein Tisch. Zum Glück standen dort endlich keine Leute mehr. Es war mir sowas von unangenehm, wie die Leute uns gerade ansahen. Er steuerte direkt auf den Tisch zu.

,,Wofür sind wir überhaupt hier?" fragte ich letzten Endes, weil er mir vorher einfach nicht verraten wollte, was wir hier taten. ,,Wirst du noch sehen." er grinste und bot mir den Stuhl zum Sitzen an. Ich lächelte ihn an und setzte mich. ,,Danke." ,,Dafür doch nicht." Er ging elegant um den Tisch herum und wollte sich gerade hinsetzen, als er sich blitzschnell umdrehte. ,,Was will der denn hier?!" knurrte er leise. ,,Wer will was hier?" fragte ich und schaute in die Richtung, in die Sebastian sich umgedreht hatte. ,,Verdammter Abschaum." fluchte er leise. 

Vorsichtig stand ich auf und schaute durch den Saal. Ein blonder Lockenkopf tauchte in der Menge auf. Beim Erzengel! Was will dieser Jace denn hier?!" ,,Bleib immer bei mir. Er wird dir nicht zu nahe kommen, wenn ich in der nähe bin." Ich nickte, aber fragte mich trotzdem wie der hier reingekommen ist? Immerhin war das doch ein Ball, den Sebastian organisiert hatte oder nicht? Dann dürften die Wachen ihn ja eigentlich nicht herein gelassen haben.

 ,,Hast du Lust zu tanzen?" fragte ich und schaute ihm in seine bedrohlich leuchtenden schwarzen Augen, um ihn von der Situation abzulenken und damit ich auch meinen Spaß an dieser Sache hier hatte. Immerhin war ich noch nie auf einem Ball und irgendwie musste ich ja mal die gelernten Tanzschritte aus der Schule anwenden. 

Langsam wurde das schwarz in seinen Augen wieder heller. ,,Na klar." Er schnappte sich meine Hand und zog mich zurück zur Tanzfläche. Uns war es gerade anscheinend egal, wofür wir hier waren und das sich jemand hier hereingeschlichen hatte, der hier nichts zu suchen hatte.
Das Lied Hallelujah fing gerade an zu spielen. Sebastian legte seine Arme um mich und ich tat es ihm gleich. Wir wiegten uns langsam im Takt der Musik. ,,Muss er uns die ganze Zeit beobachten?" maulte Sebastian. ,,Ignoriere ihn doch einfach. Genieße es doch." lächelte ich. Jace war mir relativ egal. Ich kannte ihn ja nicht, aber anscheinend hatte Sebastian mit ihm eine nicht so tolle Vergangenheit. ,,Das tue ich doch." Er lächelte zu mir herunter. Dieses lächeln war so unfassbar süß. Das letzte Mal, dass mich jemand so angeguckt hat, war schon etwas her. Beth hatte mir jegliche Beziehungen verboten... Was mich jetzt nicht davon abhielt welche zu haben... Aber es war schwer.

Doch jetzt sah ich auch das der blonde Lockenschopf auf uns zu kam. Er brauchte zwar lange sich durch die Menge zu bahnen, aber bald hatte er es geschafft. 
Ich versuchte diesen Typen aus meinen Gedanken zu drängen. Was sollte er mir schon tun, wenn Sebastian bei mir war. Dieser schaute mir übrigens auch schon eine Ewigkeit in die Augen, während er uns über die Tanzfläche geleitete. Es war ein unheimlich schönes Gefühl.

 ,,Ich muss dir etwas gestehen."  Langsam kam Sebastian mir mit seinem Gesicht näher und legte dann sanft seine Lippen auf meine. Alles um uns herum verschwamm. Mir wurde heiß und warm zu gleich. Noch nie hatte mich ein Junge so geküsst, wie Sebastian. Es war zwar komisch, da ich ihn kaum kannte und bei dem was alles vorher passiert war... Aber es fühlte sich richtig an? War das Komisch? Ich meine, manche fanden ihren Seelenverwandten durch Liebe auf den ersten Blick...?

Ich genoss den Kuss, bis ich auf einmal auf dem Boden landete. ,,Geh weg von ihr!" brüllte ein Junge. Ich schaute auf. Jace stand zwischen Sebastian und mir. ,,Halt dich von meiner Schwester fern!" brüllte er weiter. Was bildete er sich eigentlich ein? Ständig behauptete er, er wäre mein Bruder und meinte über mein Leben bestimmen zu wollen? Gehts noch?!

Schnell sprang ich auf und stellte mich zwischen die beiden. ,,Hau ab." sagte ich so ruhig wie möglich, damit es umso bedrohlicher klang. Jace schaute mir in die Augen. ,,Ach. Du zwingst sie also dazu. Hast du sie mit dem Höllenkelch verwandelt?!" Jace wurde sichtlich wütend... Höllenkelch? Bitte, von was redete der da? War er nun völlig durchgedreht?

,,Nein!" verteidigte ich Sebastian und legte eine Hand auf meine Schulter.  ,,Sebastian. Komm, lass uns gehen." Ich wandte mich von Jace ab und schaute zu Sebastian hoch. ,,Ja gut. Hier ist die Luft zu stickig." Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und zog ihn von Jace weg. Einer von Sebastians Leuten kam auf uns zu. ,,Meister hat er euch belästigt?" Sebastian antwortete nicht. ,,Nein. Alles ist in Ordnung. Macht euch keine Gedanken. Wenn ihr alle antreffen solltet, die zu diesem jungen Mann gehören, wäre es vielleicht Super, wenn ihr sie bitten würdet zu gehen." antwortete ich für Sebastian. Der Mann verschwand, nickend, wieder. 

Ich drehte mich wieder zu Sebastian und legte meine Arme um ihn. ,,Wo waren wir stehen geblieben?" Er grinste und kam mir wieder mit seinem Gesicht näher. ,,Ich glaube bei unserem Kuss." hauchte er und schaffte es mir eine Gänsehaut den Rücken runter zu jagen. Sanft legte er seine Lippen wieder auf meine und zog mich an sich. Doch auch diesen Moment sollten wir nicht haben...

Ich stieß mich abrupt von Sebastian weg, griff nach meiner Sense und ließ sie nach rechts von mir ausfahren. Die Klinge stoppte genau an dem Hals von Jace. ,,Hatte ich nicht gesagt du sollst verschwinden!?" zischte ich ihn an. Geschickt griff Jace nach dem Griff und riss mir somit die Sense aus der Hand. ,,Komm nach Hause. Bitte." ,,Ich wohne nicht bei dir!" schrie ich ihn an. ,,Du bist nicht mein Bruder! Du bist nicht meine Familie! Meine Familie ist vor Jahren gestorben! Beth war meine Familie und jetzt ist sie tot!" meine Emotionen kochten hoch. Was glaubte der Typ denn? Einfach so aufzutauchen, zu sagen er ist mein Bruder und ich erkenne ihn sofort als Familie und Zuhause an?! Das müsste er mir erstmal beweisen.

 Ich wurde von hinten weggezogen, doch es war nicht Sebastian. Es war Anna. ,,Shht. Es wird alles gut." flüsterte sie. Es wird gar nichts gut! Sie soll mich loslassen! Was war denn bloß los mit allen?!

Ich schaute zu Sebastian und Jace, die sich schon mittlerweile gegenseitig angriffen. ,,Lass mich los! Anna! Lass mich los!" Ich zappelte und suchte nach einem Ausweg.
Mit aller Kraft rammte ich ihr meinen Ellenbogen in den Magen und setzte mit einem Schlag ins Gesicht nach. Benommen taumelte sie zurück. Ich wiederum nutzte meine Chance und rannte zu Sebastian. Jace war gerade dabei ihm einen Hieb zu verpassen, als ich dazwischen ging. ,,STOP!" schrie ich laut und bestimmend.

Jace zuckte sofort zurück. Sebastians Wachen stellten sich um uns herum auf, nachdem diesen es nun auch zu bunt wurde. ,,Komm. Wir müssen weg." Sebastian griff nach meiner Hand, drückte etwas fester zu und zog mich von Jace weg, zu einer Wand an der sich ein Portal gebildet hatte. Mein Blick blieb immer noch auf Jace gerichtet, der mich förmlich anflehte bei ihm zu bleiben. Mein inneres schrie förmlich bei ihm zu bleiben, ihn näher kennen zu lernen, überhaupt zu erfahren, was hier überhaupt los war. Woher kam dieser Gedanke denn auf einmal?! Andererseits schrie mein Hirn aber auch mit Sebastian mit zu gehen und auch an nichts weiteres, vor allem nicht an Jace, zu denken.

Sebastian zog und zog mich immer weiter durch die Menge zur Wand, während mein innerliches immer noch mit sich Rang. Am Ende hatte dann doch mein Gehirn gewonnen über meine Gefühle und ich blieb bei Sebastian. ,,Wir führen die Verhandlungen und Gespräche bei mir Zuhause. Ich schicke jemanden, der dich holt!" brüllte Sebastian und zog mich durch das Portal. Ich schrie auf, weil die gesamte Situation so plötzlich kam und landete im nächsten Augenblick auch schon auf dem Fußboden von Sebastians Wohnung oder Haus?

City of fallen sister... (Chroniken der Unterwelt fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt