Kapitel 43
*** Wir müssen alles unter einen Hut bekommen! ***
3. August 1763
Wenn ich jetzt sage, dass ich meine Frau von Zeit zu Zeit verflucht habe, komme ich mir schäbig vor. Doch in diesen ersten Monaten war es nicht immer leicht für mich, ruhig zu bleiben. Ich gab mein Bestes und versuchte sie zu unterstützen, lernte für mich dazu, aber immer wieder hatte ich den Eindruck, es wäre nicht genug für sie.
Umgekehrt muss ich sagen, habe ich bemerkt, dass Alex oft einfach ihre Gefühle nicht zügeln konnte. Ihr schlechtes Gewissen war oft zu spüren oder auch zu sehen, wenn sie mal wieder versuchte mich zu besänftigen.
Im Grunde wuchsen wir gerade noch enger zusammen und lernten den anderen wesentlich intensiver kennen, als ohne diese Schwangerschaft.
Ihre Launen legten sich aber nach und nach, dafür traten Essgewohnheiten an den Tag, bei denen ich mich arg zusammenreißen musste, weil die Kombination widerlich war! „Mi amor, es schmeckt aber wirklich großartig, glaub mir!" bekam ich immer wieder von meiner Frau zu hören!
Alex hatte mittlerweile auch ausgerechnet, wann unser Kind ungefähr zur Welt kommen würde und ich war so euphorisch mit einem Male, weil es eventuell zu meinem Geburtstag soweit sein könnte. Innerlich hoffte ich natürlich darauf, es wäre fantastisch und das ließ ich Alex auch wissen, nicht nur einmal!
Der Arzt, welcher vor ein paar Wochen hier war, um sie zu untersuchen, war mehr als erstaunt über das Wissen meiner Frau.
„Master Kenway, eure Gattin besitzt schon fast das Wissen einer Heilerin! Man könnte den Eindruck gewinnen, ihr bräuchtet mich gar nicht!" lachte er bei seiner Verabschiedung! Nunja, in Alex' Zeit schien man vieles als Allgemeinwissen vermittelt zu bekommen. Wie immer fand ich diesen Gedanken mehr als spannend.
Ich hatte jetzt mit der ersten Erntezeit zu tun und versuchte alles unter einen Hut zu bekommen.
Vor ein paar Tagen, es war nach dem Frühstück, wollte ich mich bei Alex verabschieden und trat auf die hintere Terrasse, da sah ich wie sie versonnen barfuß auf dem Rasen stand und ihren Bauch hielt! Dieser Anblick war mal wieder einer dieser Momente, welcher einfach wunderschön war, aber auch einer, in denen ich ein wenig eifersüchtig wurde.
Alex konnte unser Kind fühlen, seine Nähe wahrnehmen, die Bewegungen innerlich spüren und man sah, wie sie es genoss. Ich legte wortlos meine Hände von hinten um ihren Bauch und hielt die beiden fest. „Das tut gut, mi amor!" kam es leise und meine Frau lehnte sich an mich.
Gestern erhielt ich einen Brief meiner großen Schwester aus London, sie teilte ihre Freude über meine Hochzeit mit und beglückwünschte mich zur Vaterschaft!
Bruder,
ich bin ehrlich etwas sprachlos, dass ist doch alles sehr überraschend! Dennoch freue ich mich für dich und deine Frau!
Und wenn ich ehrlich sein darf, ich würde sie gerne wiedersehen! Es ist mir ein Bedürfnis, die Frau erneut in den Arm nehmen zu können, welche uns eigentlich hätte schützen können, es aber nicht durfte. Ich verstehe ihre Beweggründe und auch, dass sie so überstürzt damals abreiste. Vater hat immer wohlwollend und in einem doch recht liebevollen Ton von ihr gesprochen.
Ich erinnere mich, als er mir von Alexandras Auftauchen im Old Avery in Nassau berichtete oder von der Expedition auf Great Inagua! Sie hat so viel mit Vater erlebt, was uns verwehrt blieb! Auch wenn es nur kurz war, deine Frau hat ihn besser gekannt als wir, vermute ich einfach!
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Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten Part 3
Fanfiction*** Wer konnte schon erahnen, was für Auswirkungen das Auftauchen von Mrs. Frederickson noch haben sollte. Wir beginnen unser gemeinsames Leben hier in Virginia im November 1762. Doch etwas in meinem Unterbewusstsein schürt eine Skepsis bezüglich un...