Kapitel 86
*** Wer nicht hören will ... ***
Vertieft in diesen dicken Wälzer, wurde ich von einem der Diener herausgerissen. Man kündigte Besuch an. Anscheinend hatte man Dr. Whigfield, dem Arzt, welcher Artem behandelt hatte, nicht mitgeteilt, dass er nicht mehr gebraucht wurde und dass auch der besagte Herr nicht mehr in Bethlem aufgenommen werden musste.
Also erschien er hier persönlich, um sich zu erkundigen! Verständlich, auch wenn es für meine Begriffe mehr als sehr neugierig war. Ich beließ es aber dabei.
Besagter Doktor trat nun auf die Terrasse und man wusste auf Anhieb wo er arbeitete, sogar Alex hatte diesen Gedanken. Monokel, feiner Anzug... Arzt in der Irrenanstalt. Einfach dieses Auftreten reichte...„Dr. Whigfield, es tut mir außerordentlich leid, dass man euch keine Nachricht hat zukommen lassen und ihr euch extra bemühen musstet jetzt." begrüßte ich den Herren und fuhr ihm anscheinend direkt über den Mund.
„Master Kenway, wir hatten uns nur schon Sorgen gemacht. Der Zustand des Herrn war ja doch sehr Besorgniserregend. Zumal er auch von Fabelwesen zu sprechen schien, welche ihm zu Leibe rücken wollten." meinte der Doktor nun entschuldigend.
Aber Alex war sofort angesprungen, da sie ja im Kopf des Patienten herumgesucht hatte.
„Dr. Whigfield, verzeiht wenn ich frage, aber WAS genau hat Mr. Alexeeva gefaselt, als ihr ihn untersucht habt?"
Für einen kurzen Augenblick schien es, als wolle er nicht so recht mit der Sprache herausrücken. Dann aber sprudelten die Worte nur so aus ihm heraus und man bekam den Eindruck, er wäre erleichtert!
„Mistress Kenway, es wären gute Geschichten für euren Sohn! Er sprach von Riesen, welche sich gegen viele Angreifer verteidigen mussten. Es kam zu einer regelrechten Schlacht und das Resultat war eine völlig neue Weltordnung, welche nun erschaffen worden sein sollte. Es war eine völlig absurde Erzählung, wenn ihr mich fragt. Wer glaubt schon an Riesen in fernen Welten?"
Demnach waren also keinerlei Namen gefallen und somit war es tatsächlich einfach nur ein Märchen in seinen Ohren. Dr. Whigfield wird sich sicherlich nicht auch so in der nordischen Mythologie auskennen wie meine Frau und witterte nichts schlimmes dahinter!„Sehr abenteuerlich, wenn ihr mich fragt, Dr. Whigfield. Daraus ließe sich aber sicherlich eine wirklich wunderbare Geschichte erzählen, ihr habt mich da auf eine Idee gebracht." in ihrem Gesicht tauchte ein leicht verträumtes Lächeln auf und Alex dachte wirklich darüber nach, das Ganze schriftlich festzuhalten.
„Wenn ihr diese Werke fertiggestellt habt, würde ich gerne einen Blick darauf werfen. Meine Enkelkinder sind immer erpicht auf neue, spannende Abenteuergeschichten, Mistress Kenway." wurde meine Frau jetzt noch Autorin? Wenn es ihr aber Freude bereitete, dann solle sie es ruhig machen. Auch ich würde es gerne lesen und auch vorlesen.
Dr. Whigfield berichtete nun noch von seinen ganzen Enkelsöhnen mit denen er bisher gesegnet wurde. Leider gab es keine Enkelinnen, was er wirklich zu bedauern schien. „Ihr könnt euch sicher die Familienessen vorstellen, wenn es nur so von kleinen frechen Jungs wimmelt. Kaum zu bändigen diese Bengel!" lachte er und sah dabei zu unserem Sohn. „Euer kleiner Sohn ist ja noch ein richtiger Sonnenschein, Mistress Kenway!" wenn er wüsste!, dachte ich grinsend.
„Oh ja, wir sind auch ganz stolz auf Edward. Er macht großartige Fortschritte und wir hoffen, er wird in die Fußstapfen seines Vaters treten können später." in Alex' Stimme war ihre professionelle Art getreten, welche sie annahm, wenn wir mit Fremden sprachen. Sie musste darauf achten, nicht zu sehr in ihr anerzogenes Verhalten zu rutschen. Gerade bei männlichen Gesprächspartner stieße ihre Art mitunter auf völliges Unverständnis, wobei bisher nichts dergleichen vorgekommen ist.Gegen 6 Uhr verabschiedete sich der Doktor und versicherte dann noch, er freue sich wirklich auf die Geschichte meiner Frau. Wir mögen ihn bitte nicht vergessen! Nein, das würden wir nicht, versprach Alex ihm hoch und heilig.
Mrs Byrne kündigte das Abendessen an und ich sah währenddessen, dass Edward immer wieder auf dem Schoss von Alex einnickte! Er hatte heute wieder Fortschritte gemacht und dazu gelernt, was mich mit Stolz erfüllte.
Als die beiden hinaufgingen, damit meine Frau ihn fürs Bett fertig machen konnte, folgte ich ihnen und es dauerte nicht lange, da schlief unser Sohn schon. Alex sang ihm dennoch sein Lied vor und ich muss sagen, ihre Stimme hatte einen wirklich schönen Klang dabei.
Vorsichtig strich sie Edward über die Wange.
„Ich denke, ich werde dir bald einmal von den Riesen, von Asen und den Nord erzählen, mein Schatz! Damit du dich besser zurechtfindest." flüsterte sie und ich stimmte ihr da zu.
DU LIEST GERADE
Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten Part 3
Fanfic*** Wer konnte schon erahnen, was für Auswirkungen das Auftauchen von Mrs. Frederickson noch haben sollte. Wir beginnen unser gemeinsames Leben hier in Virginia im November 1762. Doch etwas in meinem Unterbewusstsein schürt eine Skepsis bezüglich un...