Kapitel 6
*** Die Besichtigung und der endgültige Abschied ***
Ich führte meine Verlobte wieder hinunter in den Salon, wo bereits der Kamin angefeuert worden war und sie sich nun etwas aufwärmen konnte.
Als sie an den Regalen mit den Büchern vorbei ging, fuhr sie ehrfürchtig über die Buchrücken, so als könne sie sie sonst aus Versehen zerstören.
„Frag mich nicht, warum ich so bin. Ich liebe es einfach zu lesen. Das gibt mir die Möglichkeit in ganz andere Welten einzutauchen und oft hole ich mir Inspiration für meine Geschichten zum Beispiel."
DAS war mir neu und meine Neugierde war geweckt!
„Es sind immer nur irgendwelche Oneshots von den Protagonisten aus Büchern oder Filmen! Oh, ach so... ich meine es sind Kurzgeschichten und was ein Film ist, hatte ich, glaube ich, erklärt."
Dieses mit den komischen bewegten Bildern aus einer Laterna Magica hatte sie uns versucht näher zu bringen, verstanden hatte ich es aber immer noch nicht, es war einfach unvorstellbar!
Wie sie jetzt so vor mir stand und zu mir aufsah, konnte ich nicht an mich halten und hob ihr Kinn an.
„Ich habe dich so vermisst, mi sol! Und als ich vorhin erfuhr, dass man die Jackdaw gesehen hatte, dachte ich erst, es ist wieder dieser Albtraum. In diesem sehe ich dich an Deck stehen und bevor ich zu dir kann, verschwindet alles in einem schwarzen Nebel. Verlass mich nie wieder, Alex. Bitte, versprich es mir!" gab ich leise von mir, weil ich wieder die Befürchtung hatte, es könne doch alles nur ein Traum sein!
„Auch ich habe dich wahnsinnig vermisst, mi amor. In meinen Albträumen hast du mich einfach fallengelassen und ich stürzte in die Hölle. Aber ich verspreche dir, ich werde nicht wieder gehen. Weil... ich jetzt weiß, wo ich hingehöre und zu wem ich gehöre! Daran wird sich nichts mehr ändern!" in ihren Augen glänzten Tränen und ihre Stimme war brüchig bei diesen Worten.
Für einen Moment lagen wir uns in den Armen, dieser Friede senkte sich wieder über uns und ich konnte mich entspannen.
Mrs. Wallace klopfte zögerlich und brachte uns Tee und, wie sollte es anders sein, Alex' geliebten Kaffee!
Ein Seufzen von ihr und ich konnte diese Frage nicht unterdrücken, was es mit diesem Kaffee und ihrer Person auf sich hätte!
„Keine Ahnung, ich liebe dieses koffeinhaltige Heißgetränk einfach. Und dich natürlich auch." Ihr ironischer Unterton war nicht zu überhören.
Ich hatte diese Art der Konversation vermisst und konterte gespielt maulig, dass ich also „nur" damit gleichgesetzt werden würde.
„Das ist eine Ehre für dich, mi amor. Das heißt nämlich, du stehst sehr sehr weit oben in meiner Gunst!" über diese Aussage konnte ich nur grinsend den Kopf schütteln.
Plötzlich kam Alex auf die Größe der Plantage und des gesamten Grundstückes zu sprechen. Ich versuchte mein Bestes und erklärte ihr ein wenig den Aufbau, zumal ich auch nachmessen müsste. Ungefähr 350 Hektar umfasste mein Eigentum insgesamt.
Sie kam darauf zu sprechen, da sie nicht vieles aus den Unterlagen herauslesen konnte und es überlief mich ein kalter Schauer. Es war einfach immer noch befremdlich, dass Menschen in meinem Leben stocherten und, wie Alex berechtigter Weise anführte, nun auch in IHREM!
Gerade als ich den Einwand brachte, ich hoffe, dass keine pikanten Details von ihr auftauchten, erschien einer der Diener und fragte, wohin mit der gesicherten Stahltruhe.
„Bringt die Truhe hinauf in das Arbeitszimmer auf der rechten Galerie, welches noch ungenutzt ist." Das freute mich, also fing sie an, sich einzurichten und würde wirklich bleiben. Ich weiß, ich wiederhole mich andauernd, doch es fühlte sich noch nicht richtig real an.
Auch wenn ich sie jetzt neben mir sitzen hatte, ihren Geruch wahrnahm, ihre Präsenz und vor allem endlich wieder diesen Akzent hören konnte, war es noch nicht ganz in meinem Kopf angekommen!
Gerade als ich sie auf ihre Nachforschungen ansprach, welche sie noch vor sich hatte, seufzte Alex nur tief und meinte „Haytham, in den letzten Jahren ist so viel passiert. Ich werde dir in den nächsten Tagen, vermutlich eher Wochen, alles erzählen. Es ist ... einfach wahnsinnig viel und stellenweise auch ziemlich kompliziert gewesen!"
Das war mir durchaus recht, wir bräuchten beide noch ein wenig Zeit, um uns an diese neue Situation zu gewöhnen!
Heute würden wir nur das Wiedersehen ein wenig zelebrieren und um das zu tun, küsste ich sie innig und wie selbstverständlich legten sich ihre Arme um meinen Nacken. Mit einer schnellen Bewegung zog ich sie auf meinen Schoß und meine Hände bahnten sich ihren Weg unter die Röcke und ihre Oberschenkel hinauf.
Alex' Augen hatten diesen glänzenden Grünton angenommen und ihr Atem wurde schwerer.
Ich ging davon aus, dass wir jetzt im Schlafzimmer ungestört sein sollten und ließ sie von meinem Schoß gleiten, nahm ihre Hand und führte sie einfach die Treppe hinauf!
Als ich die Tür schloss, atmete ich erleichtert aus, es war niemand mehr hier. In diesem Moment konnte ich mich nicht mehr zusammenreißen, hob Alex hoch und schob sie an die Tür.
Etwas hektisch hatte ich ihre Röcke beiseite geschoben und meine Hose geöffnet, als ich jetzt in sie eindrang, war es genau der Moment, den ich so lange herbeigesehnt hatte. Ich entschuldigte mich für mein doch eher ruppiges Verhalten, aber für die Kleidung hatte ich gerade keine Zeit!
Alex wurde zusehends lauter, ihre Bewegungen fordernder und ihre Hände in meinem Nacken zogen mich immer wieder zu ihrem Mund.
Doch bevor ich mich ganz verlor, brachte ich uns zum Bett, konnte mich aber kaum noch beherrschen und als ich ihr befahl mich anzusehen, überkam sie ein Höhepunkt, welchen ich selber fühlen konnte und dann war es auch mit mir vorbei.
Sie rief schon fast meinen Namen dabei und ich nahm sie mit schnellen Bewegungen und kam laut stöhnend an ihrer Brust.
Wie hatte ich diese Frau, diesen Körper vermisst, bei diesen Worten ließ ich meine Hände über ihre Oberschenkel gleiten.
„Ich dich auch, mi amor. Und ich will mehr haben von dir!" hauchte sie mir leise an meinem Hals und ich versank in ihren Augen, verlor mich erneut in ihnen!
Als ich neben ihr lag und sie in meinem Arm, musste ich meine Angst loswerden und erzählte, dass ich es noch gar nicht wirklich begreifen kann, dass sie wieder an meiner Seite ist und jetzt für immer bleiben wird. Ich hatte einfach Angst davor, morgen aufzuwachen und alles wäre wieder beim Alten, solche Gefühle waren völlig neu für mich!
„Mir geht es genauso, auch ich habe diese Angst, dass es nur ein Traum ist. Aber ich bin fest davon überzeugt, wenn es nicht echt wäre, dann... also... ich... ich hatte ja schon so den einen oder anderen Traum... in dem ich... in dem wir...!"
War sie plötzlich so schüchtern geworden?
Ich wusste aber, was sie meinte und ich gab meine Gedanken in den einsamen Nächten preis, dass mir diese Bilder der letzten gemeinsamen Nacht immer vor Augen waren.
Was ich jedoch jetzt hier hatte, gefiel mir weitaus besser und es war wesentlich befriedigender!
„Ich freue mich auf sehr viele befriedigende Nächte mit dir, mi amor!" wie gerne wäre ich jetzt mit meiner Verlobten einfach hier oben geblieben, doch ihre Crew würde gleich erscheinen und noch zum Abendessen bleiben. Danach wollten wir sie verabschieden!
„Haytham, können wir nicht einfach sagen, du bist plötzlich krank oder so..." da war sie, ihre so typische Art.
Wir hätten später sicher noch genügend Zeit und ich scheuchte sie aus dem Bett mit meiner flachen Hand auf ihrem Po. Auch müsste Alex mir dringend die Haare in Ordnung bringen, sie hatte ein Talent dafür, Chaos anzurichten und das nicht nur bei meinen Haaren!
Siedendheiß fiel mir dann wieder ein, dass ich ihr noch gar nicht ihren Kleiderschrank gezeigt hatte, in welchem die Kleider hingen, die wir damals im Mai in New York erstanden hatten!
Ich schleifte sie hinter mir her ins Ankleidezimmer, öffnete die großen Türen und präsentierte ihr unsere Ausbeute voller Stolz!
„Daran hatte ich ja gar nicht mehr gedacht." kam es leise von meiner Verlobten und ihr Mund stand einfach offen, langsam fuhren ihre filigranen Finger über die Stoffe.
Ich schlug ihr kurzerhand vor, sich doch umzuziehen, meine Hilfe wäre ihr auf jeden Fall gewiss!
Ein Lachen von ihr und dann plötzlich war sie verschlossen, ihr Gesicht war kein offenes Buch mehr und das erschreckte mich im ersten Augenblick. Wer weiß, was sie insgeheim in ihrem Geiste plante für heute Abend?
„Nein, keine Sorge, ich dachte nur darüber nach, wie groß du eigentlich im Gegensatz zu mir bist."
Da hatte sie Recht und auch mir kam schon einmal dieser Gedanke, doch für mich war es völlig in Ordnung und im Scherz meinte ich, dass ich sie so leichter einfach verschleppen konnte, wenn ich wollte.
„Du darfst mich gerne jetzt und hier verschleppen, Haytham Kenway, tu dir keinen Zwang an." und dann fand ich meine Verlobte auf meinen Armen wieder, mit den Händen in meinem Nacken und ihren Beinen um meine Hüfte.
Ihre Küsse waren berauschend und ich ließ mich davon treiben, brachte uns hinüber ins Schlafzimmer.
Auf dem Weg dorthin, befreiten wir uns noch von unseren Sachen, aber nicht ohne dieser Frau noch einmal zu sagen, sie sei unmöglich. Aber sie war MEINE Frau!
Alex öffnete sich wie von alleine für mich und ihre Hingabe war so erregend wie wohltuend. Sie nahm mich auf, ihre Arme über ihrem Kopf hielt ich fest und mit der anderen Hand umklammerte ich ihren Oberschenkel.
Ohne Widerworte, tat sie, was ich befahl, Alex ging in diesen Momenten völlig in sich und konnte sich fallen lassen. Es war faszinierend und als sie dieses Mal über die Schwelle ging, hörte ich nur ein leises „Haytham!", welches mich selber hinüber begleitete und ich atemlos an ihrem Hals lag!
Leider wurden wir durch Stimmengewirr von unten in die Realität, welche sich immer noch nicht so für mich anfühlte, gerissen.
„Ich liebe dich, Haytham!" und ihre Hand lag warm auf meiner Wange, ihre Augen ließen mich wieder darin eintauchen!
Ich liebte diese Preußin ebenfalls, dass es schon fast wehtat!
Etwas widerwillig standen wir beide auf, wir konnten die Herren schlecht so lange unten warten lassen.
Während sie sich überlegte, was sie tragen sollte, fing auch ich an mich einzukleiden. Nachdem ich Alex noch erklärt hatte, dass sie hier zuhause selber entscheiden konnte, was sie trug, nahm sie zu meiner Freude das schwarze Seidenkleid mit den silbernen Stickereien heraus.
Für einen Moment sah ich ihr beim Anziehen zu und meinte dann, sie bräuchte dringend ein Zofe, für heute würde ich ihr aber noch helfen.
Diese Arbeit des Korsettschnürens übernahm ich gerne, so konnte ich ihr sehr ansehnliches Dekolleté bewundern, welches sich bei jedem Millimeter weiter hob.
Nein, ich würde keinen Platz lassen, das war damals nur eine Ausnahme!
„Na gut, aber... bitte... lass mir wenigstens... Luft zum... Atmen!"
Darauf konnten wir uns einigen, doch ich ließ meine Finger über diese weiche Haut im Ausschnitt gleiten, welche jedoch sofort weggeschlagen wurden mit den Worten „Nein, später, mi amor!" ich würde sie beim Wort nehmen und nicht nur das!
Alex war fertig angezogen und ich muss sagen, ihr Anblick in diesem Kleid war mal wieder atemberaubend! Ich ließ meinen Blick anerkennend über sie gleiten und meine Gedanken schweiften umgehend ab.
Gerade als meine Verlobte hinter mir stand um meine Haare in das Band zu bekommen, musste ich wieder schmunzeln, dieser Ausdruck auf ihrem Gesicht dabei war einfach seltsam.
„Was denn, Haytham. Du weißt, ich liebe es, in deinen Haaren zu wuseln." grinste sie mich an und ergriff eine Strähne, sah etwas ungläubig darauf und hielt sie mir mit den Worten vor die Nase „Mi amor, du hast ja graue Strähnen plötzlich."
Kein Wunder, wenn man eine solche Frau sein Eigen nennen darf, auch wenn ich sie vermisst habe, ihre doch recht anstrengende Art mitunter!
Gerade als wir das Schlafzimmer verließen, kam uns Zoe entgegen um dort aufzuräumen. In ihrem Blick, welchen sie Alex zuwarf, konnte ich Wut sehen, doch sie knickste höflich und verschwand dann.
Auch meiner Verlobten war dieser Blick nicht entgangen und sie fragte nach, WER das war, in ihrem Gesicht konnte ich sehen, dass Alex nicht wirklich einverstanden mit dieser Person war. Sie beließ es aber dabei!
Unten angekommen, war die 15köpfige Crew im Salon bereits versammelt und sie unterhielten sich über, ja, ich verstand nicht WORÜBER genau!
Rafael bemerkte uns als erster und dann sahen alle zu uns und ihre Blicke blieben auf Alex geheftet mit offenem Mund. Sie sah in diesem Licht tatsächlich ziemlich beeindruckend aus, was den Männern nicht entging und mir entgingen ihre Gedanken nicht.
Nachdem man sich bekannt gemacht hatte, wurde noch Wein und Ale gereicht, bis das Essen fertig war. Das Küchenpersonal musste innerhalb kürzester Zeit improvisieren und für so viele zusätzliche Mäuler ein Essen auf den Tisch bringen. Ich war zuversichtlich, es war nicht das erste Mal, dass Mrs. Wallace so kurzfristig mehr als nur einen Gast bewirten musste.
Während des Essens hatte ich eine interessante Diskussion mit dem „Navigator", so hatte Alex ihn betitelt, bezüglich alter Seekarten und Gewässerbeschreibungen. Seine Neugierde kannte keine Grenzen, genauso wenig wie meine und ich fragte ihn nach allen möglichen Kleinigkeiten aus, was die Seefahrt im 21. Jahrhundert anbelangte. Auch wenn ich nicht alles verstand, war es sehr aufschlussreich.
Mit halben Ohr bekam ich mit, wie meine Verlobte den Smutje zurechtstutzte, weil er zu viele Lebensmittel an Bord genommen hatte. Ihr Mentor sei nicht davon begeistert, hörte ich sie ziemlich aufgebracht noch sagen!
Irgendwann war es dann aber soweit und wir begaben uns wieder hinüber in den Salon.
Rafael stand völlig unschlüssig im Raum und sah Alex traurig an, dann auf diese Reiseartefakte.
Mit einem Male zog er seine beste Freundin in eine Umarmung und ich hörte ihn murmeln „Alex, ich lasse dich nicht gerne hier alleine! Ich habe Angst, dass es dir vielleicht nicht gut gehen wird, oder das... verdammt, ich habe Angst um dich und ich vermisse dich doch jetzt schon!"
Alex lehnte weinend an seiner Brust „Rafael, bitte... mach es mir nicht noch schwerer. Yannick hat mich schon fast zum Zweifeln gebracht. Und vergiss nicht, ich werde euch auf dem Laufenden halten!" in diesem Moment wurde mir bewusst, WAS meine Verlobte auf sich nahm, um hier zu sein.
Für einen kurzen Augenblick fühlte ich mich wie ein egoistischer Bastard, welcher nur seine eigenen Ziele vor Augen hat und welchem alles andere völlig egal war.
Es war der erste Maat, welcher mich aus diesen Gedanken holte.
„Master Kenway, passt bitte gut auf meine beste Freundin auf und sollten mir Klagen kommen..." mit ruhigem Gewissen konnte ich ihm sagen, dass er nichts dergleichen hören würde von ihr, ich würde alles für meine zukünftige Frau tun, damit es ihr gut ginge.
Noch einmal, dieses Mal etwas eindringlicher, wurde Alex gefragt, ob sie sich sicher mit den Artefakten sei!
Ein vorsichtiges Nicken und man aktivierte diesen Spiegel, durch welchen nun die Mannschaft nach und nach schritt.
Zum Schluss stand Rafael noch davor, ging auf meine Verlobte zu und gab ihr noch einen Kuss!
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass die beiden vor langer Zeit einmal ein Paar gewesen sein müssen. Dann war auch er wieder im 21. Jahrhundert und der Spiegel schloss sich langsam.
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Das Tagebuch des Haytham E. Kenway - Die verlorenen Seiten Part 3
Fanfic*** Wer konnte schon erahnen, was für Auswirkungen das Auftauchen von Mrs. Frederickson noch haben sollte. Wir beginnen unser gemeinsames Leben hier in Virginia im November 1762. Doch etwas in meinem Unterbewusstsein schürt eine Skepsis bezüglich un...