Kapitel 44

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Zuhause angekommen, gehe ich schnell in mein Zimmer. Wer ist die Stimme? und warum sagt mein Bruder etwas anderes als die Stimme? Lügt mein Bruder etwa?

Nachdem ich mich bettfertig gemacht habe, liege ich jetzt seit langer Zeit und versuche einzuschlafen. Es funktioniert jedoch nicht. Ich habe Hunger, wie so sehr oft in letzter Zeit. Aber Hunger ist gut. Es ist ein schönes Gefühl. Alys Waage spinnt. Letztes Mal hat sie unter 40 kg angezeigt. Das kann nicht sein. Ich bin fett. Gerade gestern, habe ich beim Duschen meine fetten Oberschenkel gesehen. Aly ist auch immer noch nicht zufrieden mit der auf der Waage stehenden Zahl. Dabei übergebe ich mich wirklich nun nach jedem Essen und esse während der Mahlzeiten so wenig wie möglich. Ich mache jeden Tag in meinem Zimmer Sport, ich weiss wirklich nicht, was ich noch verbessern kann... 

Mom ist definitiv enttäuscht von mir.

Irgendwie bin ich wohl doch eingeschlafen. Am nächsten Morgen werde ich von Ethan geweckt. "Morgen", mehr sagt er nicht. Er deutet mir an nach unten zu kommen. Ich mache mich fertig und warte in der Küche. Der Tisch ist bereits gedeckt, jedoch ist von meinen Brüdern keine Spur. Mir kommt eine Idee. Ich nehme Krümel vom Brot und verteile sie in meinem Teller. 

"Guten Morgen Louisa.", meint Nick mit einem kurzen Blick zu mir, als er die Küche betritt. Erschrocken schaue ich auf. "Morgen", sage ich mit einem aufgesetzten lächeln. Ich hasse den Namen .

"Wo ist mein...", ertönt es aus dem Wohnzimmer. "Ah da..." Jack gesellt sich dazu. "hey Maus, wie gehts?", fragt er und drückt mir einen Kuss auf die Stirn. Ich zucke leicht zusammen. Seitdem Aly den Mann ab und zu mit bringt. Hasse ich Berührungen. Jedes Mal zucke ich ungewollt zusammen und jedes Mal hoffe ich, dass es niemand merkt. Jack gibt schaut mich leicht besorgt an, will etwas sagen, wird jedoch von Michael abgelenkt.

"Hallo Familie", er setzt sich an seinen Platz. "Morgen", geben wir alle weniger motiviert zurück.

 "Wir beginnen bereits mit dem Essen. Ich habe keine Ahnung, wo die anderen sind, aber ich muss nachher los. Guten Appetit.", meint Nick, während er sich eine Scheibe Brot fischt und mit einer dünnen Schicht Butter beschmiert. Nebendran hat er sich bereits sein gesundes Müsli vorbereitet.

"Louisa? Warum isst du nicht?", fragt Jack besorgt, nachdem er seinen Biss runtergeschluckt hat. "Ich habe bereits gegessen, sorry, ihr wart nicht da und da habe ich gedacht, ich esse bereits. Tut mir leid, dass ich nicht gewartet habe." nuschle ich schnell meine Lüge. "Was hast du denn dein Brot geschmiert?", fragt Michael. "Butter und diese Konfitüre.", lüge ich weiter und zeige auf die Kirschenmarmelade von der sich Jack gerade bedient. "Warum?", füge ich noch an. "Weil du lügst.", meint Nick trocken. "Was?!", frage ich erschrocken. "Wieso sollte ich lügen?" "Sag du's mir!", entgegnet Nick und schaut mich finster an. "Dein Messer ist sauber und die Konfitüre habe ich vorhin erst geöffnet." erklärt mir Michael seufzend, als er meinen verwirrten Blick sieht. "Okay, Louisa, das kann doch nicht sein! Was machst du immer für einen Scheiss?! Hör zu, ich habe gerade keine Nerven für dich. Wir sprechen heute Abend. Iss das Brot jetzt sofort auf und wehe, du machst ein Theater daraus." Nick hat mir aggressiv ein Stück Brot auf den Teller geschmissen. 

Nick ist aufgestanden und hat das Zimmer verlassen, nachdem er seine Sachen weggestellt hat. Man hört nur noch, wie er die Treppe runter rennt, ein kurzes, grantiges "Tschüss" ruft und dann die Tür mit voller Wucht zuschlagen lässt. Er ist definitiv wütend.

Alle Blicke meidend, beisse ich langsam in mein Stück Brot. "Was ist den hier los?", fragt ein verwirrter Mason. Doch niemand gibt ihm eine Antwort. "Halloo?", fragt er ungeduldig. "Erklärs dir nachher. Bin oben", antwortet Michael angespannt und verlässt uns ebenfalls. "Wirst du mir etwas sagen?", fragt mich Mason. Doch ich schüttle nur den Kopf und nehme den nächsten Biss. "Weisst du was, ich bin auch weg, das kindische getue nervt nur." und schon ist Mason verschwunden. Nur Jack bleibt und schaut, dass ich mein Stück zu Ende esse. Er seufzt. "Sprich mit uns, Louisa.", meint er sanft, als er hinter mir steht, um sein Teller in den Geschirrspüler zu stellen. Er platziert einen sanften Kuss auf meiner Stirn und verlässt dann ebenfalls die Küche.

Gerade als ich die Küche verlassen will  kommt Ethan rein. "Morgen ist die Beerdigung.", meint er. Was morgen schon?! Ich bin noch nicht bereit. Erschrocken sehe ich ihn an. Er hat sein Handy am Ohr, also wollte er nicht mich informieren. Warum hat mir niemand gesagt, dass es schon morgen ist. "Das ist eine gute Idee, es geht ihr wirklich nicht gut. Bis gleich" Ethan schaut mich an. "Mach dich fertig, wir fahren in einer viertel Stunde." "Wohin?", frage ich erstaunt. "Wirst schon sehen.", meint er nur und angelt sich ein Stück Brot aus dem Brotkorb.

Seufzend verlasse ich die Küche. Im Badezimmer übergebe ich mich kurz und mache mich anschliessend fertig, um wohin auch immer mit Ethan hinzufahren. Eine viertel Stunde später sitze ich mit ihm im Auto. Wir schweigen beide und gehen unseren Gedanken nach. Morgen ist die Beerdigung. Ich bin noch nicht genug vorbereitet, Mom in ein Grab zu lassen. Wenigstens ist sie momentan noch oberhalb der Erde, aber bald, wird sie unten in einem Grab sein... Ich atme tief durch, um mich vom Weinen abzuhalten. "Louisa, mach dir keine Sorgen.", ist die Reaktion auf mein lautes Durchatmen. Ich nicke nur.

Ethan hält vor einem Haus, ich erkenne es wieder. Es ist das Haus von Benjamin. Ethan zeigt aus und geht zielstrebig zum Haus. Ich folge unsicher mit einigem Abstand. Benjamin hat die Tür schon längst geöffnet und Ethan begrüsst, als ich bei ihm ankomme. Er will mich in eine Umarmung schliessen, als er aber sieht, wie sich meine Augen vor Schreck zuerst öffnen und dann verkrampft geschlossen sind, nehme ich nur wahr, wie sich sanft eine Hand auf meine Schulter legt. "Hey, Mirja.", sagt er sanft. Ich öffne meine Augen wieder und sehe, wie er mich anlächelt und dann einen sehr verwirrten Blick Ethan zuwirft. Ethan bemerkt den Blick nicht mal. "Was ist los?", fragt mich mein Bruder mit einem wirklich besorgtem Blick. "Nichts.", murmle ich wieder mal eine Lüge. "Das hatten wir doch schon! Es ist nicht nichts!", meint er ernst. Ich beisse auf meiner Lippe rum und schaue, ob Benjamin immer noch da steht. Ich glaube er tut mir nichts, aber ich kann nicht sicher sein, schliesslich ist er ein Mann.

Ethan bemerkt meinen Blick. "Hat er dir etwas getan?", fragt er zischend. Ich sehe, wie er sich anspannt. Als ich nicht antworte, dreht er sich ab und macht einen Schritt auf Benjamin zu. "Nein.", antworte ich leise. Er schaut Benjamin an, der total verwirrt ist. Er versteht ja nichts und dann mich. "Er hat nichts getan." Ethan schaut mich prüfend an, nickt dann aber. "Wir sprechen später.", warnt er mich, bevor er mit Benjamin etwas diskutiert. 

Ich muss besser aufpassen. Sie dürfen auf keinen Fall herausfinden, was passiert ist!

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