Kapitel 20

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Mom legte sich wieder ins Bett und wir anderen sehen uns einen Film an. Nach dem Film habe ich keinen Hunger mehr, sondern gehe direkt ins Bett. Zu meiner Überraschung kommen Noah, Nick und Aiden in mein Zimmer, sie meinen, wir würden heute alle zusammen sprechen, da so etwas ungewöhnliches passiert ist. Kurz zusammengefasst, sagen sie mir, wie stolz sie auf mich sind und dass Mom sich jetzt sicher bessern würde. Das hoffe ich auch. Sie wünschen mir noch eine gute Nacht und verlassen dann mein Zimmer. Mit einem glücklichen lächeln schlafe ich ein.

Am nächsten Morgen sind natürlich mal alle wieder ausgeflogen. So stehe ich auf und bereite zuerst einmal Frühstück für mich und meine Mutter vor. Mit neuer Freude und Motivation, da meine Mutter mich endlich mag, koche ich sogar Rührei. Dann gehe ich in ihr Zimmer um sie zu holen. Sie sitzt auf dem Sofa und schaut irgendeine Serie im Fernsehr. "Mom, das Essen ist bereit.", melde ich ihr. "Kein Hunger", meint sie nur, ohne ihren Blick vom Bildschirm zu nehmen. Leicht enttäuscht gehe ich in die Küche und esse halt alleine mein Frühstück. Dabei bin ich an meinem Handy, welches ich gestern hier vergessen hatte. Mein Übersetzerapp ist noch geöffnet und hat die ganze Konversation seit gestern übersetzt. Sollte ich sie lesen? Schliesslich ging es doch um mich... Aber will ich überhaupt wissen, wieso sie über mich gestritten haben?

Ja, die Neugierde ist zu gross. Ich scrollte bis zum Anfang und begann zu lesen. Es geht darum, dass Mom mich sehr schlimm beleidigt, schlimmer als sie es bis jetzt je getan hat. Aber sie hat mich ja jetzt gerne, denke ich, nehme eine Gabel Rührei und lese weiter. Nick bittet Mom nett zu mir zu sein. Als Mom nachfragt weshalb, meint er es sei gut für ihre Gesundheit wäre. Wenn sie sich nicht bessern würde, drohte Nick ihr, sie in ein Heim zu stecken, wie es ein gewisser Doktor empfohlen hat. Sonst wäre es zu gefährlich für sie. Es könnte sein, dass sie, wenn sie sich nicht weniger aufregt bald einen grösseren Anfall hätte. Plötzlich würde sie einen nicht überleben.

Fazit, sie soll nur zu ihrem eigenen Vorteil versuchen mich zu mögen, sonst könnte sie sterben. Krass. Ich wurde gestern belogen. Ich habe gedacht es sei echte liebe und Mom würde sich für mich ändern. Dabei tut sie dies alles zu ihrem eigenen Vorteil. Ich lasse meine Gabel fallen. Mir ist der Appetit komplett vergangen. Schnell räume ich das halb gegessene Rührei in den Kühlschrank und die Gabel in die Abwaschmaschine. Dann renne ich in mein Zimmer. Was soll ich jetzt tun? Seit ich hier bin ist alles so kompliziert! Ich lege mich aufs Bett.

Ich muss wohl eingeschlafen sein. Es ist bereits halb zwölf. Wie ich mich gegenüber meiner Mutter und meinen Brüdern verhalten soll, weiss ich immer noch nicht. Es könnte sein, dass meine Mutter wegen mir in ein Heim muss. Will ich das? Will ich Schuld daran sein, dass hier nicht mehr eine normale Familie leben kann? Ist das hier überhaupt eine richtige Familie? Vielleicht sollte ich Mom einfach ignorieren und so tun, als ob ich nicht da wäre. So störe ich niemanden. Ja, ich bleibe einfach immer auf meinem Zimmer, ausser, wenn mich jemand ruft. 

Das heisst, ich gehe jetzt auch nicht in die Küche um das Mittagessen vorzubereiten, wie ich es sonst immer getan habe. Ich beginne wieder Englisch zu lernen, dies habe ich in den letzten Tagen ziemlich vernachlässigt.

Plötzlich steht meine Mutter vor der Tür. Sie hat einen knall roten Kopf und sieht mich wütend an. Sie schnauft laut. Wahrscheinlich vor Anstrengung. "Wo ist mein Mittagessen?", ruft sie laut. Ich zucke mit den Schultern. Sie kommt auf mich zu, holt aus und gibt mir eine Ohrfeige. Es zischt laut und schmerzt dann. Fest. Sehr fest. "Du machst mir jetzt sofort was zu Essen.", schreit sie. Eingeschüchtert nicke ich und verlasse schnell mein Zimmer.

Meine Wange brennt höllisch. Schnell versuche ich mich mit kochen abzulenken. Um meine Mom nicht noch mehr zu verärgern, mache schnell Teigwaren. Nach einer viertel Stunde ist das Essen fertig und ich gehe Mom suchen. In meinem Zimmer finde ich sie auf meinem Bett sitzend. Sie sieht müde aus. "Das Essen ist fertig", teile ich ihr mit. Das sind wohl die Wörter, die ich hier am meisten benutze. Stöhnend erhebt sie sich vom Bett und macht sich mit schweren Schritten auf den Weg in die Küche. Ich habe extra nichts für mich gekocht. Ich will nicht mit ihr alleine an einem Tisch sitzen. Ich lerne weiter Englisch und gehe anschliessend die Küche aufräumen. Mom ist wahrscheinlich in ihrem Zimmer.

Plötzlich geht die Haustür auf und laute Stimmen dringen in die Küche. "Hallooo", ruft jemand gut gelauntes. "Hey", rufe ich wem auch immer zurück. "Mirja, wo bist du? Wir haben dir was mitgebracht." "in der Küche.", antworte ich und trockne die letzte Pfanne ab. Jack erscheint in der Küche. Er legt etwas in Aluminium gepacktes auf den Küchentisch und kommt dann zu mir, um mir eine feste Umarmung zu geben. Jack habe ich in den letzten Tagen gar nicht oft gesehen. "Ist was passiert?", fragt Jack und sieht mich dabei forschend an. Einen kurzen Moment überlege ich, ob ich ihm von Mom erzählen soll, lasse es dann aber. Ich will ihnen  ja nicht noch mehr Mühe machen. Ich schütte den Kopf und Jack seufzt. "Und bei dir?", frage ich schnell um nicht unhöflich zu wirken. "Alles im grünen Bereich.", antwortet er lächelnd. "Ausser, dass Aiden Aly mitgebracht hat. Ich mag sie nicht.", flüstert er mir ins Ohr, als die genannten in die Küche treten. "Mirja", kreischt sie mit einer quitischgen Stimme. "Hey", antworte ich und setze ein lächeln auf. "Ich muss dir unbedingt etwas Tolles zeigen", meint Aly aufgeregt. "Können wir in dein Zimmer", fragt sie scheinheilig. Ich weiss genau, dass das, was sie mir zeigen will nicht so toll ist. Jedenfalls für mich. Trotzdem nicke ich und gehe vor. Aiden zieht ein beleidigtes Gesicht, weshalb ich leicht lächle.

In meinem Zimmer zieht sie eine Wage aus ihrer Tasche. Ihr geht es doch nicht ganz gut! Wieso hat sie eine Wage in ihrer Tasche? Sie legt sie auf den Boden und deutet mir an mich drauf zu stellen. Langsam komme ich ihrer Aufforderung nach. Würde ich leicht genug sein?





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