Kapitel 45

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Ich muss besser aufpassen. Sie dürfen auf keinen Fall herausfinden, was passiert ist!

Benjamin und mein Bruder verschwinden in die Küche. Zögerlich folge ich ihnen. Nimmt Benjamin zwei Biere aus dem Kühlschrank. Dann schaut er mich vorsichtig an. "Was möchtest du, Mirja?", Bevor ich antworten kann, meldet sich Ethan zu Wort. "Louisa. Sie heisst Louisa." Der arme Benjamin ist total verwirrt. "Mirja ist der Name, der ihr ihre Adoptiveltern gegeben haben. Mom hat sie Louisa getauft. Deshalb sprechen wir sie nur noch mit Louisa an. Anordnung von Nick.", fügt er augenverdrehend hinzu. Benjamin schaut mich nachdenklich an, nickt dann aber. "Wasser, bitte.", beantworte ich leise seine Frage.

Wir verschieben uns nach draussen auf die Terrasse. Benjamin hat ein grosses Pool. Am Rand stehen einige Liegestühle bereit. Die Jungs nehmen sich sofort die zwei gemütlichsten. Ich lasse mich auf diesem neben Ethan nieder, obwohl der zwischen den Beiden bequemer wirkt. Schon sind sie wieder in ein Gespräch vertieft.  Ich mache mir nicht wirklich die Mühe zuzuhören.

"Muss kurz aufs Klo.", meldet Ethan plötzlich und steht auf. Bevor ich demonstrieren kann, ist er bereits weg, und ich sitze mit Benjamin alleine auf der Terrasse. Ich merke, wie ich immer nervöser werde. Ich beginne mit meinem Haargummi um den Arm zu spielen. Der sanfte Schmerz, wenn das Band auf den Arm klatscht fühlt sich gut an.

Ich bin sosehr abgelenkt, dass ich gar nicht bemerke, wie Benjamin sich aufgesetzt hat und mich nachdenklich mustert. "Du hast abgenommen. Und du siehst weniger glücklich aus.", stellt er direkt fest. Ich zucke nur mit den Schultern, da ich ihn nicht verstehe und diese Antwort meistens gut ist. "Wie geht es dir?", fragt er besorgt. Nachdem ich nicht geantwortet habe, fügt er hinzu "Wenn dich was bedrückt, darfst du auch mit mir drüber reden, Mir... Louisa." Ich lache humorlos auf. Das haben mir schon so viele gesagt. Das Problem ist, ich weiss nicht worüber ich mit ihnen sprechen sollte. Es geht mir ja gut... Abgesehen davon, dass Mom gestorben ist, morgen ihre Beerdigung ist, ich Heimweh habe, meine Familie vermisse, Aly mich stresst, ich immer mehr Angst vor männlichen Wesen habe und ich immer noch zu fett bin, geht es mir blendend. 

Benjamin seufzt und Ethan kommt wieder zurück und lässt sich auf seinen Stuhl plumpsen. "Ich geh eine Runde schwimmen.", kündigt Ethan an in dem er sich sein Shirt über den Kopf zieht und es anschliessend auf seinen Stuhl wirft. Sofort steht auch Benjamin auf. "Lisa, kommst du auch?", "Habe nichts dabei.", sage ich. Zum Glück habe ich nichts dabei. Wenn er meine Narben sehen würde... "Kannst auch in der Unterwäsche.", meint Benjamin grinsend, hebt aber gleich darauf die Hände verteidigend hoch, als er den Blick von Ethan sieht. "Irgendwo sollte meine Mutter noch Badezeug haben.", meint er und lächelt mich leicht an. Mit einem mulmigen Gefühl schüttle ich den Kopf, füge aber noch ein Danke an.

Ich schliesse die Augen und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Ich höre, wie die zwei plantschen, doch ihre Stimmen scheinen immer weiter weg zu gehen. 

Plötzlich ist die Sonne weg und es regnet. Ich bin gerade dabei die Augen zu öffnen, als ich nun auch noch über dem Stuhl schwebe. Was ist hier los?! Ruckartig öffne ich die Augen und bemerke gerade noch, wie mich Benjamin loslässt. Eine halbe Sekunde später lande ich mit einem lauten Platsch im Wasser.

Hustend schwimme ich an die Oberfläche. Die Jungs kriegen sich fast nicht mehr ein vor lachen, während ich ihnen böse Blicke zu werfe. Eine Racheaktion habe ich nicht geplant. Ich habe keine Lust auf einen solchen Scheiss... Ich sollte mich auf die Beerdigung von Mom vorbereiten. Erschöpft von ihrer Aktivität, lege ich mich wieder auf den Liegestuhl. Ethan und Benjamin haben aufgehört zu lachen, sobald ich aus dem Wasser gestiegen bin. Beide schauen mich schockiert an. Was ist denn jetzt schon wieder passiert? Mit einem kurzen Blick auf meine Arme vergewissere ich mich, dass die Ärmel nicht verrutscht sind und immer noch den ganzen Arm verdecken. Verwirrt schaue ich sie an. Mit einem Kopfzeichen bringt mein Bruder Benjamin dazu, in die Küche zu gehen. Ethan kommt auf mich zu. "Steh bitte mal auf.", fordert er mich auf. "Warum?", frage ich zurück. Es ist gerade gemütlich. "Du darfst nachher wieder schlafen, doch bitte steh kurz auf." Sein Blick ist ernst, sehr ernst. Ich weiche gekonnt dem Augenkontakt auf. Seufzend komme ich seiner Bitte nach. Er mustert mich und sagt kein Wort, als es mir zu blöd wird und ich mich wieder hinsetzen will, hindert mich mein Bruder daran, in dem er sanft seine Hand auf meinen Rücken legt.

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