Kapitel 1

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Traurig sitze ich im Flugzeug. Unsere drei wöchigen Ferien in den USA sind vorbei. Es war ein toller Urlaub mit meiner Familie. Langsam rollt das Flugzeug auf die Startbahn zu. Ich schaue aus dem Fenster und betrachte nochmal die Umgebung. Es ist einfach wunderschön hier. Also nein, der Flughafen ist nicht wunderschön, ich meine das Land. Langsam setzt sich das Flugzeug in Bewegung und wird immer schneller. Bald schon schweben wir über dem Flughafen von Los Angeles. Ich hasse fliegen. In ein paar Tagen würde der normale Alltag wieder beginnen. Ich würde wieder jeden Tag aufs Gymnasium gehen, den Lehrern zuhören, abends kaputt nach Hause kommen, Hausaufgaben machen, schlafen gehen und wieder aufstehen, damit ich zur Schule gehen kann. Wenigstens habe ich zuhause noch meine beste Freundin. Sie muntert mich immer auf. Nina, so heisst sie, geht mit mir in die Klasse und mit ihr hat man immer etwas zum lachen. Meine jüngere Schwester stupst mich an und fragt, ob wir ein Spiel spielen wollen. Ich  nicke. So kann ich vielleicht für ein paar Stunden meine Flugangst vergessen. Meine Schwester ist 15 Jahre alt und liebt wie wir alle in der Familie Spiele zu spielen. So spielten wir die restliche Zeit des Fluges ein Spiel. Bis wir in Philadelphia landeten. Da haben wir einen Zwischenhalt und müssen sechs Stunden warten. Als wir dann sicher gelandet sind, steigen wir aus und gehen durch sämtliche Kontrollen. Als wir endlich im Wartebereich sind, will mein kleiner Bruder unbedingt den Flughafen erkundigen. Meine Mutter erbarmt sich und geht mit ihm  im Flughafen spazieren. Meine Schwester, mein Vater und ich lassen uns seufzend auf den Wartestühlen nieder. Ich tippe ein bisschen auf meinem Handy rum und vertreibe mir so die Zeit. Bis meine Mutter und mein Bruder wieder zurück sind. "Mirja, musst du auch aufs Klo?", fragt mich Loana, meine Schwester. Ich seufze. Sie wird eh nicht ruhe geben bis ich komme, deshalb stimme ich zu. Zusammen suchen wir die Toilette. Nach drei Mal verlaufen haben wir sie auch endlich gefunden. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Souvenirladen vorbei, an welchem Loana natürlich nicht einfach vorbei gehen kann, ohne alles genau anzuschauen. Das ist etwas, was ich an ihr nicht so mag an ihr. Sie muss immer alles genau wissen und gesehen haben. Als sie endlich alles im Laden entdeckt hat und merkt, dass es nichts gibt, was sie unbedingt braucht, können wir endlich zurück zum Wartebereich. Meine Eltern sprechen mit einem jungen Mann, der nicht viel älter als ich zu sein scheint. Wenn ich ganz ehrlich bin, so habe ich nicht viel Erfahrung mit älteren Jungs. Also eigentlich gar keine. Ich bin so ziemlich allen erfolgreich aus dem Weg gegangen. Mein Bruder steht ebenfalls daneben. Ich schaue mich nach Loana um, doch diese geht zielstrebig zu unseren Eltern. Seufzend folge ich ihr. Als mein Vater uns erblickt, sieht er mich traurig an. Ich bin verwirrt. Mein Vater ist selten traurig. "Mirja, Loana, das ist Aiden." Ich schaue mir ihn genau an. Er ist vielleicht drei Jahre älter als ich. Er ist gross und gut gebaut. Ich habe richtig Respekt vor ihm. Mit Jungs hatte ich nie viel Kontakt. Es ist nicht so, dass ich schlechte Erfahrungen gemacht hätte, sondern ich habe wahrscheinlich einfach noch keine gemacht, habe aber schon viel gehört. Ich lächle und sage freundlich ein "hey" und setze mich etwas abseits auf einen Wartestuhl. Meine Geschwister tun es mir gleich. Wir quatschen zusammen, bis mein Vater mich zu sich rief. Ich stehe auf und gehe zu ihnen. Er schaut mich komisch an und beginnt dann zu sprechen: "Mirja, also... ehm wie sag ich das am Besten?... Also hör zu..." spätestens jetzt habe ich ein ganz schlechtes Gefühl. Meine Eltern hatten nie grosse Geheimnisse vor mir und stocken tut er auch nie beim Sprechen. Was war bloss los? Ich schaue zu meiner Mutter und diese kämpft stark mit den Tränen. "Was ist passiert?" , frage ich mit zitternder Stimme. "Mirja... du bist nicht unsere leibliche Tochter", stammelt mein Vater. "Was? wie meinst du das?" , frage ich verwirrt. "wir haben dich adoptiert" , schluchzt meine Mutter laut auf. "Und Aiden ist dein Bruder." ,ergänzt mein Vater. Nun war ich komplett durcheinander. "Ist das wahr?" , ist das einzige, was ich noch hervor bringe und als meine Mutter nickt und mich in den Arm nehmen will, renne ich davon. Direkt zur Toilette. Dort schliesse ich mich ein und lasse mich schluchzend an der Tür hinuntergleiten. Langsam lasse ich mir die Informationen der letzten paar Minuten nochmals durch den Kopf gehen. Meine Familie, die ich immer geglaubt hatte, es sei meine ist nun nicht mehr meine. Ich wurde adoptiert. Mein ganzes Leben lange hat man mir eine Lüge erzählt und ich habe alles geglaubt. Ich wurde nicht in diese Familie geboren. Das waren nicht meine richtigen Eltern, Loana ist nicht meine richtige Schwester und Marvin nicht mein richtiger Bruder. Ob meine Geschwister es wohl wussten, dass ich nicht zu ihnen gehöre? Auf einmal bin ich richtig wütend. Wer hat sich das Recht genommen über mich zu bestimmen und zu sagen, in welcher Familie ich wohnen soll. Wieso wurde ich nicht gefragt?! Was passiert jetzt? Muss ich mit Aiden mit? Nein, das werde ich nicht machen. Ich werde bei dieser Familie bleiben, die ich 17 Jahre lang als meine bezeichnet habe. Ich werde sicher nicht mit Aiden mitgehen, egal, ob er es will oder nicht. Entschlossen mache ich die Kabinentür auf. Als ich mich im Spiegel entdecke, erschrecke ich. Ich war vollkommen verweint und sehe einfach nur schrecklich aus. Ich spritze mir ein bisschen Wasser ins Gesicht, was jedoch nicht viel hilft. Wieder im Warteraum sehe ich, wie meine "Eltern" immer noch mit Aiden zusammenstehen. Langsam ging ich auf sie zu. "Mirja, da bist du ja." Meine Mutter umarmt mich lange. Ich liess sie einfach. "Mirja, hör zu: du wirst mit Aiden wieder nach Los Angeles fliegen und dort wohnen. Wir werden dir, sobald wir zuahuse sind, alle deine Kleider und anderen Sachen rüberschicken." , sagt mein Vater. "Nein" , erwidere ich. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, dass ich auch ein Recht habe über mein Leben zu bestimmen und dieses Recht mache ich jetzt geltend. Jedoch läuft das nicht so wie erhofft: "Doch du kommst mit mir, das ist so abgemacht." , erklärt Aiden. Eingeschüchtert schaue ich ihn an. Wieso kann ich nicht einfach selbstbewusst sein und meine Meinung durchgeben, wie ich es bei Mädchen kann auch bei Jungs tun? Wieso kann ich nichts erwidern, sondern schaue ihn einfach nur an. "Es tut mir Leid Mirja, aber du kannst nicht mit zu uns kommen. Deine Familie hat ein Recht auf dich und wenn sie dich wollen, dann bekommen sie dich. Bitte geh einfach. Wir haben dich lieb. Tschüss, meine Grosse" Mein Vater zieht mich in eine lange Umarmung. Und da breche ich richtig in Tränen aus. Auch meine Mutter und meine Geschwister kommen hinzu und so gibt es eine riesige Familienumarmung. Durch die Flughafenlautsprecher tönt die Stimme, die Mitteilt, dass man Einboarden kann. Langsam löst sich unsere Umarmung. "Kommt, das ist unser Flugzeug." , seufzt mein Vater. Wir alle nehmen unser Gepäck. Meine Mutter umarmt mich nochmals lange, dann meine weinende Schwester und zum Schluss noch mein Bruder. Langsam gehen sie auf das Flugzeug zu. Sie schauen ein letztes Mal zurück und verschwinden dann von meinem Blickfeld. Weinend lasse ich meine Tasche fallen und renne ihnen hinterher. Jedoch komme ich nicht weit. Da mich jemand am Handgelenk festhält. Sanft zieht dieser jemand mich in eine Umarmung. Und da kann ich nicht mehr und breche weinend zusammen. Wieso ich?


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