Plötzlich schrecke ich auf. Unsicher schaue ich mich um. Mein Zimmer ist dunkel, draussen ist es dunkel. Es war nur alles nur ein komischer Traum. Ich taste einem Licht. Als ich mich aufsetze, durchzuckt mich ein Schmerz. Meine Rippen. Es war also leider doch nicht nur ein Traum... Als ich endlich den Lichtschalter gefunden habe und ihn betätige, geht es mir gerade ein bisschen besser. Ich hasse Dunkelheit.
Langsam holt mich die Realität ein. Der Traum war nicht nur ein Traum, es waren die gestrigen Ereignisse in einer komischen Reihenfolge und mit einigen kuriosen anderen Personen. Kurzentschlossen greife ich nach meinem Tagebuch, welches ich sicher versteckt halte und beginne aufzuschreiben. Vom Besuch im Burger King, wie stolz ich auf Aiden bin, dass er so gut gespielt hat, Ethans Prügelei, Nick, der mich untersucht, ohne auf meine Zustimmung zu warten und Ethan, der sich nicht entschuldigt hat. Zum Schluss schreibe ich noch mal Alys Regeln auf. Ich habe so Angst, dass ich aus Versehen eine vergesse. Nur wenn ich die Regeln befolge, wird sie mich mögen. Und nicht nur sie, auch meine Brüder und hoffentlich auch bald der Rest der Welt. Nur mit diesen Regeln werde ich einen besseren Menschen. Da fällt mir gerade ein, dass ich gestern Abend kein Abendessen gegessen habe. Das ist gut. Lächelnd schreibe ich weiter auf, alles was mir durch den Kopf geht.
Ich höre ein lautes Klopfen an meiner Tür. Erschrocken ziehe ich Luft ein und verstecke mein Tagebuch rasch unter meinem Kopfkissen. «Ja?» Die Tür öffnet sich und Aiden kommt rein. Und mit ihm eine Alkoholwolke.
«Du bist noch wach?», fragt er laut. «Ja», flüstere ich zurück. «Um diese Zeit sollten kleine Mädchen aber schlafen.», meint er ernst. Er lallt leicht und es fällt mir schwer, ihn zu verstehen. Er kommt auf mich zu und drückt mich unsanft an den Schultern aufs Kissen. Mir entfährt ein Schrei. Meine Rippen. «Was war das?», will er sofort wissen und zieht mich wieder hoch. Diesmal schaffe ich es mit aller Kraft einen Schrei zu unterdrücken. Solche ruckartigen Bewegungen schmerzen! «Wo tut es weh?», fragt er mit lauter Stimme. «Es ist alles gut, Nick weiss es, er hat mich untersucht.», versuche ich ihm auszuweichen. «Gut und jetzt sag es mir auch noch: wo tut es weh?», fordert er eine Antwort. Er starrt mich durchdringend an. Ich erinnere mich an Alys Regeln «Meine Rippen.», flüstere ich geschlagen zurück. Er drückt mich wieder zurück aufs Kissen. Ich kneife meine Augen zusammen. «Aiden, du solltest schlafen.», versuche ich ihm einen gutgemeinten Rat zu geben.
«Zeig», ist das Einzige, was er darauf erwidert. Nicht schon wieder! «Aiden, es ist schon spät», versuche ich es. «Ich sollte schlafen.» «Kannst du gleich, zeig mir deine Rippen.», sagt er laut und greift nach meinem Oberteil. Gleichzeitig greife ich auch nach meinem Oberteil, um es nach unten zu ziehen. «Zeig es mir jetzt und hör auf so ein Theater zu machen.» Er greift nach meinen Händen und hält sie zusammen, mit der anderen Hand zieht er mein Langarmshirt hoch. Ich wehre mich, traue mich aber nicht etwas zu sagen. Er ist nun so nah, dass ich den Alkohol noch deutlicher riechen kann. Ich erhielt fast einen Brechreiz. Warum nur tut er mir das an.
«Wer hat es getan?», fragt er. Mich hält er immer noch in der gleichen Position und starrt auf den blauen Flecken. Es ist so erniedrigend so vor ihm zu liegen. Doch er ist zu stark für mich. Ich habe keine Chance gegen ihn und zusätzlich habe ich das Gefühl, dass er seine Kraft nicht regulieren kann in seinem Zustand. «Wer hat es getan?», fragt er und drückt meine Hände noch mehr zusammen. Vor Schmerz stöhne ich kurz auf. «Es war ein Unfall», sage ich dann. «Er hat es nicht mit Absicht getan.» «Wer ist er?», fragt er laut und gefährlich. Als ich einen Moment nicht antworte fragt er nochmals mit gefährlichem Unterton: «Wer ist er?» «Ethan», antworte ich schliesslich als ich merke, dass es keinen Ausweg mehr gibt.
Fassungslos starrt er mich an. Ängstlich schaue ich von ihm weg. Er ist unberechenbar. «Hat er sich entschuldigt?», fragt er mich flüsternd. Weshalb interessiert ihn das? Beschämt schüttle ich den Kopf. «ETHAN», ruft er sogleich laut. «Aiden, es ist mitten in der Nacht, sei still.», weise ich ihn leise an. Keine Ahnung, woher ich den Mut hernahm.
Keine Sekunde später wird meine Tür aufgerissen und Jack steht im Raum.
«Was ist hier los?» Schnell hat er sich einen Überblick verschaffen. «Aiden, lass sie sofort los!» Aiden jedoch bewegt sich nicht «EEETHAAAANNN», ruft er laut. Ich zucke zusammen. Die Tür öffnet sich ein weiteres Mal und endlich ist Ethan da. Jack reisst Aiden von mir weg. Er erstarrt kurz in seiner Bewegung, als er den blauen Fleck sieht, zieht dann aber sogleich mein Oberteil runter. Am liebsten würde ich verschwinden. Als ob Jack meine Gedanken lesen kann und das bestmögliche in dieser Situation machen will, gibt er mir die Decke und deckt mich sanft zu. Er setzt sich zu mir auf den Bettrand und legt seine Hand auf meine Schulter. Das beruhigt mein Herz ein bisschen und mir wird wärmer.
«Was ist los?», meldet sich nun der verwirrte Ethan zu Wort. «Es ist halb vier morgens.» Ich habe kein Bedürfnis mich zu äussern, Aiden ist schuld, dass wir alle in meinem Zimmer sind. «Du hast dich nicht entschuldigt!», sagt Aiden angepisst. Er macht mir Angst. Ethan seufzt, er kommt auf mich zu, gibt mir ein Kuss auf die Stirn und sagt «Es tut mir Leid, Louisa. Du weisst, dass ich es nicht mit Absicht gemacht habe, oder?» Ich nicke nur und schaue zu Boden. «Gut und nun alle ins Bett.», weist Jack an. «Ich schlafe bei Louisa, ich muss schauen, dass ihr niemand etwas antut.» «Nein, du schläfst in deinem Bett.», sagt Jack unmittelbar nachdem er meinen erschrockenen Blick gesehen hat. «Okay.», meint Aiden nun kompromissbereit und gähnt. «Ich bringe dich ins Bett», sagt Ethan.
«Tut mir Leid. Schlaf gut, Maus», sagt Jack noch, und schliesst dann die Tür hinter sich. Müde schliesse ich die Augen.
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Meine neue Familie
Teen FictionWarnung! In dieser Geschichte sind Ritzen und Magersucht eins der Hauptthemen! Begleitet Mirja auf ihrem Weg in ihre neue Familie. Als ich mit meiner Familie aus den Ferien zurück flog, kam plötzlich ein fremder, junger, gutaussehender Mann auf uns...