Kapitel 19

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"Mirja höre mir jetzt genau zu: Ich bin so froh dich zu haben. Du bist überhaupt keinen Fehler auf dieser Welt. Jeder Mensch der auf der Erde lebt ist gewollt. Jeder wurde einzigartig geschaffen. Bitte glaube mir und nicht Mom! Versprich mir, dass du mir glaubst, dass du ein wunderbares Mädchen bist und kein Fehler." Nick schaut mich ernst an. Ich zögere. Soll ich ihm glauben?

Nein ich glaube ihm nicht. Wieso sollte ich auch. Aly und Mom haben es mir deutlich genug gemacht, dass ich nicht erwünscht bin. Aber wenn ich ihm jetzt sage, dass ich ihm nicht glaube, wird er mich fragen weshalb. Die einfachste Lösung ist es, wiedermal, zu lügen. Also nicke ich und halte meinen Blick weiterhin gesenkt. "Gut", meint Nick erleichtert und drückt mir eine Kuss auf den Scheitel. "Komm, wir gehen runter.", zusammen gehen wir die Treppe runter, wo bereits Aiden und Noah warten. "Was machen wir?", fragt Noah, nachdem er mich in seine Arme gezogen hat. "Ich hab hunger", meldet sich Aiden zu Wort. Wie auf Kommando beginnt auch mein Bauch zu knurren. Die anderen lachen. Peinlich berührt streiche ich über meinen Bauch, um ihn zu beruhigen, was jedoch nicht viel bringt. "Kommt, wir kochen uns etwas. Alle zusammen.", entscheidet Noah.

Wir sind in der Küche und haben die grösste Party. Aiden hat sein Handy an die Boxen angeschlossen. Wir machen tanzend eine Lasagne. Nur leider hat Noah nicht sehr grosses kochtalent und so brennt ihm das Hackfleisch beim anbraten an. Leider war es die letzte Packung. So mussten wir einen Kochstopp einlegen und ins nächste Einkaufszentrum fahren, um eine neue Packung zu besorgen. Nach ein eineinhalb Stunden steht die Lasagne fertig auf dem Tisch. Nick meint, Mom müsse auch wieder etwas essen, sonst wäre dies nicht gut für ihre Gesundheit.

Nach weiteren fünf Minuten sitzen alle am Tisch. Meine Brüder haben extra geschaut, dass ich nicht neben und nicht vis-à-vis von Mom sitzen muss. Trotzdem sehe ich immer die  unfreundlichen Blicke, die sie mir zuwirft. Ich hoffe nur, dass dieses Essen bald ein Ende nimmt. Doch Aiden scheint nicht zu merken, wie gerne ich von diesem Tisch flüchten möchte, denn er schaufelt sich nochmals eine extra grosse Portion auf den Teller. Ich versuche die ganze Zeit ihren Blicken auszuweichen, jedoch ist dies gar nicht so einfach. "Mom, jetzt schau Mirja nicht die ganze Zeit an, merkst du denn nicht, wie unangenehm es für sie ist?", meint Nick plötzlich. "Sie soll sich hier auch nicht wohl fühlen. Schliesslich gehört sie nicht zu dieser Familie! Sie sollte nirgendwo sein! Wie gesagt, sie ist ein Fehler. Und du hast mir immer noch nichts zu sagen."  Noah ist aufgestanden, nimmt mich an der Hand und zieht mich hinter sich aus dem Esszimmer. Als ich ihn fragend anschaue, meint er nur:" das sind nur Unwahrheiten, die du nicht hören musst." Ich nicke nur und setze mich auf das Sofa. In der Küche werden Nick und Mom immer lauter. Sie schreien richtig. Besorgt schaue ich Richtung Tür. "Mom sollte sich doch nicht zu fest aufregen, dass ist doch gefährlich.", murmle ich. Noah schaut mich erstaunt an. "Wieso interessierst du dich, ob es Mom gut geht oder nicht? Sie behandelt dich doch wie der letzte Dreck!" "Trotzdem ist sie meine Mutter", antworte ich. Noah seufzt. In der Küche streiten sie immer noch. "Kannst du nicht etwas machen, damit sie aufhören?", frage ich meinen Bruder verzweifelt. Er zuckt nur mit den Schultern und wendet sich seinem Handy zu. Macht er sich den gar keine Sorgen? Immer wieder höre ich aus der Küche meinen Namen. Ich halte es nicht mehr aus und stehe auf. "Mirja, tu das nicht.", warnt mich Noah. "Geh nicht in die Küche." Doch genau dies werde ich jetzt tun. Sie sollen doch nicht wegen mir streiten. Ich öffne die Tür. Sofort sind alle ruhig und schauen mich an. "Mirja, geh zu Noah.", weist mich Aiden grob an. Doch ich denk nicht dran, sondern gehe direkt auf meine Mutter zu, die weinend vor Nick steht. Ohne zu überlegen, umarme ich sie einfach. Sie will mich zuerst weg stossen, doch ich halte mich an ihr fest. Und es tat einfach gut. Auch wenn sie es nicht will, so geniesse ich es doch so nah an meiner Mutter zu sein. Plötzlich legen sich zwei Arme und mich. Erstaunt stelle ich fest, dass sie Mom gehören. Tränen vor Freude und Erleichterung fliessen über meine Wangen. Nach einer Ewigkeit lösen wir uns langsam wieder. Ich sehe, wie Noah, Nick und sogar Aiden mich erstaunt  und auch etwas stolz anschauen. Ich hab es geschafft, dass Mom mich mag! Überglücklich strahle ich meine Brüder an.

Mom legte sich wieder ins Bett und wir anderen sehen uns einen Film an. Nach dem Film habe ich keinen Hunger mehr, sondern gehe direkt ins Bett. Zu meiner Überraschung kommen Noah, Nick und Aiden in mein Zimmer, sie meinen, wir würden heute alle zusammen sprechen, da so etwas ungewöhnliches passiert ist. Kurz zusammengefasst, sagen sie mir, wie stolz sie auf mich sind und dass Mom sich jetzt sicher bessern würde. Das hoffe ich auch. Sie wünschen mir noch eine gute Nacht und verlassen dann mein Zimmer. Mit einem glücklichen lächeln schlafe ich ein. 


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