Kapitel 3

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"Was ist los?", fragt er leicht genervt. "Wer ist da drinnen?" Aiden seufzt. "Deine neue Familie." Er nimmt mich an der Hand und öffnet die Tür. Das erste was ich sehe, ist eine chaotische Garderobe.

Aiden zieht seine Schuhe aus und schmeisst diese in eine Ecke. Ich tue es ihm gleich, bis auf dass ich mein Paar schön säuberlich nebeneinander stelle. Mit einem Kopfzeichen fordert er mich auf ihm zu folgen. Ganz nervös gehe ich hinter ihm her in ein grosses Wohnzimmer. "Bin wieder zuhause!", ruft Aiden ins Haus. "Pssst, nicht so laut, sie schläft", höre ich eine Stimme von oben.

Leider war ich nie die Beste im Englisch, ich hatte es nie gemocht. Mist, was mache ich, wenn hier alle Englisch sprechen. Meine Güte, das ist ja sehr wahrscheinlich, da ich nun in Los Angeles bin! In dem Moment, als ich diese Erkenntnis habe, kommt jemand die Treppe runtergetrammpelt. "Hey, du musst Mirja sein. Ich bin dein Bruder Jack. Herzlich Willkommen." Ich bin komplett überfordert mit allem und erwidere deshalb viel zu spät die Umarmung.

"Warte hier, ich rufe schnell die anderen." Und schon ist Jack wieder verschwunden. Ich mag ihn jetzt schon. Nach nicht mal einer Minute stehen fünf weitere Jungs im Wohnzimmer. So aufgeregt und unsicher war ich noch nie, wie jetzt gerade. Alles ist so neu. Noch nie hat mich ein männliches Wesen so intensiv gemustert, geschweige dann fünf auf einmal! Verzweifelt schaue ich zu Jack. Der scheint zu merken, wie unangenehm mir das Ganze ist und sagt deshalb: "kommt, wir setzen uns aufs Sofa, dann können wir alles klären." Dankbar lächle ich ihn an.

Wir setzten uns also alle auf das riesige Sofa und einer der fünf Jungs fängt an zu sprechen: "Hey Mirja, herzlich Willkommen in deiner Familie. Das bescheuert! Aber leider ist es nun mal so" er lächelt mich schräg an. "Ich bin Nick, der Älteste von uns allen", fährt er fort. "Ich bin Mason und bin 19 Jahre alt." "Für sein Alter sieht er aber aus wie ein kleines Milchbubi. Ich bin übrigens Michael" "Du bist gleichalt du Trottel und ausserdem sind wir Zwillinge, eineiige. Das bedeutet, wir sehen ziemlich gleich aus." "Gar nicht wahr, ich sehe viel reifer aus, als du!" , erwidert Michael. "So Schluss jetzt, ihr müsst Mirja nicht am ersten Tag bereits eure Streitgespräche präsentieren! Ich bin Noah und bin 25 Jahre alt und der persönliche Streitschlichter der kleinen Zwillinge." , Noah grinst mich an. "Ich bin Ethan und bin 23 Jahre alt." "Aiden und meinen Namen kennst du ja bereits" Jack lächelt mich freundlich an.

"Wollen wir...", weiter kommt Aiden nicht, da eine laute stimme ihn unterbricht. "Habe ich euch nicht gesagt, ihr sollt still sein, wenn ich schlafe. Was ist hier los?!", eine ungefähr 55 Jährige Frau kommt aus einem Zimmer heraus und sieht echt wütend aus. "Sagt mir nicht, dass ist das kleine Dreckskind! Ihr habt es also wirklich geholt, obwohl ich euch gesagt habe, dass ich dieses hässliche Wesen nie mehr sehen will! Wieso ist es hier?!" , die Frau schreit und zeigt auf mich. Leider verstehe ich nicht was sie sagt. Aber es hat ganz offensichtlich etwas mit mir zu tun.

Unsicher schaue ich zu den Jungs. Ethan ist aufgestanden und läuft auf sie zu und zieht sie wieder ins Zimmer aus welchem sie gekommen ist. Die Jungs schauen mich entschuldigend und etwas nervös an, doch ich verstehe es noch nicht wirklich.

"Ehm Mirja, das ist unsere Mutter, sie ist schwer krank, deshalb bitte nimm das, was sie sagt nicht ernst. Wir sind froh, dass du hier bist und du bist ein wundervolles und hübsches Mädchen, bitte glaub mir!" Jack kommt auf mich zu und umarmt mich. Immer noch verwirrt schaue ich ihn an. "Was hat sie gesagt?", frage ich ihn schliesslich flüsternd. "Du hast es nicht verstanden?", fragt er fast schon erleichtert zurück. "Nein, nicht wirklich, ich habe nur bemerkt, dass es um mich ging." "gut", sagt Mason. "Ich möchte aber wissen, was sie gesagt hat", sage ich leise. "Nein, niemand wird diese Wörter wiederholen, denn sie sind unwahr. Es muss dich nicht interessieren, was sie sagt, denn sie ist krank!", sagt Aiden schroff. Erschrocken weiche ich zurück. Jack hat einen Arm um mich gelegt und schaut mich nachdenklich an. Ethan kommt leise aus dem Zimmer. Er schaut Noah an und die Beiden scheinen sich mit ihren Blicken zu unterhalten.

"Komm, wir zeigen dir mal das Haus", sagt Michael schliesslich nach einer kleinen Stille. Alle stehen auf. Das Haus ist echt riesig. Auch mein Zimmer gefällt mir. Es ist zwar kleiner, als die meisten anderen, aber es hat eine Dachschräge und das finde ich super.

Nun sitzen wir alle am Tisch. Wir haben Pizza bestellt. Gerade hat Mason ein Witz erzählt und alle lachen sehr laut, bis plötzlich die Frau von vorhin wieder kommt. Ich kann sie einfach nicht meine Mutter nennen, das geht nicht. "Wieso gebt ihr dem Mädchen Pizza zum Essen, wollt ihr, dass sie noch Fetter wird? Gebt ihr eine Karotte! Wenn sie noch dicker wird, dann werde ich sie aus dem Haus schmeißen." Alle schauen sie erschrocken an. Das habe sogar ich ziemlich gut verstanden. Sie beschwert sich, dass ich zu dick sei. Stimmt das? Ganz dünn bin ich nicht. Schliesslich esse ich gerne Schokolade oder Pizza oder... aber zu dick? "Sie ist nicht dick, Mom. Mirja ist genau richtig. Ich weiss nicht was du hast. Und wir werden nicht zulassen, dass du sie nochmals weggibst.", sagt Ethan aufgebracht. Die Frau dreht sich wortlos um und geht.

Mir ist der Appetit vergangen. Noah schaut mich besorgt an. "Hast du etwas verstanden?" , fragt er mich. Ich zucke nur mit den Schultern. "Du bist überhaupt nicht fett, Mirja!" Ich nicke nur und unterdrücke ein gähnen. Auf einmal bin ich unendlich müde. "Komm, ich bringe dich nach oben." Noah begleitet mich in mein Zimmer. Ich putze mir die Zähne und ziehe mir ein Pyjama im Badezimmer an. Als ich rauskomme, sitzt Noah auf meinem Bett. Ich lege mich in mein Bett und er lächelt mich sanft an. Als ich fast schon die Augen geschlossen habe, fängt er an zu sprechen.

"Wie geht es dir, Mirja?" meint er das ernst? Ich habe keine Lust mehr zu reden, ich bin soooooo müde. "Gut", antworte ich daher knapp und halte meine Augen weiterhin geschlossen. "Mirja, du musst mich nicht anlügen. Wir sind jetzt eine Familie. Wir vertrauen einander und du kannst uns sagen, wenn es dir schlecht geht. Deshalb haben wir abgemacht, dass jeder Abend einer von uns zu dir kommt, damit du uns erzählen kannst, wie du dich fühlst. Also ich frage dich nochmals, wie geht es dir?"

Ich atme tief durch. "Wie soll es mir schon gehen. Ich habe heute erfahren, dass meine Familie nicht meine Familie ist und dass ich adoptiert bin. Nun habe ich eine Mutter, die mich anscheinend nicht abhaben kann. Ich weiss nicht was ich hier soll. Ich will einfach nur nach Hause." Tränen kommen aus meinen Augen und fließen über meine Wangen ab. Noah nimmt mich in den Arm und drückt mich fest an sich. "Pssst, Mirja, alles wird gut." Ich will einfach alleine sein, deshalb tue ich so, als würde ich schlafen. Ich merke noch, wie Noah aufsteht, mich zudeckt und mir einen Kuss auf die Stirn gibt. Dann verlässt er leise mein Zimmer.

Meine neue FamilieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt