Kapitel 6

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Fünf Minuten später sind wir alle bei der Tür versammelt bereit, um los zu gehen.

Wir gehen durch die breiten Strassen Los Angeles.  Nach ungefähr einer viertel Stunde sehe ich das blaue Meer vor uns. "Wunderschön", sage ich leise. Ethan hinter mir lacht leise. "Daran darfst du dich gewöhnen, kleine Schwester." Nachdenklich lasse ich meinen Blick über das weite Meer schweifen. "Schaut, da vorne sind Cole und die andern!" Aiden zeigt auf eine Gruppe junge Männer. Wir gehen auf sie zu. Meine Brüder begrüssen die Jungs und gleich sind alle in ein Gespräch eingebunden. Alle bis auf mich. Ich stehe neben der Gruppe und ich glaube die Jungs haben mich bereits vergessen. Der Strand ist wunderschön und es hat viele Leute. Viele junge Leute sitzen in Gruppen zusammen. Ab und zu laufen verschwitze Jogger vorbei. Ich beobachte eine Familie. Wie gerne hätte ich meine frühere Familie jetzt hier. Wir würden zusammen irgendwo sitzen und baden. Doch nun bin ich ja bei meiner "richtigen" Familie... "Das ist unsere Schwester Mirja", Mason zieht mich zu sich. Nun schauen mich alle an. "Hey" , sage ich schüchtern und winke dämlich mit meiner rechten Hand. "Hey, wusste gar nicht, dass ihr eine Schwester habt.", meint ein grosser braunhaariger Junge. "Sie wohnt auch erste seit gestern bei uns. Das ist alles ein bisschen kompliziert." "Mirja, das sind Cole,  Liam, James,  William, Benjamin, Alexander und Jacob." Mason zeigt auf den jeweiligen. Das sind gerade ziemlich viele auf einmal. Deshalb nicke ich nur.  Wir setzen uns zu ihnen und alle sprechen ausgelassen. Nur ich bin ein wenig verloren.  Jacob hat versucht ein Gespräch mit mir zu beginnen, doch ich habe ihn nicht verstanden und da meine Brüder gerade anders beschäftigt waren und mich somit nicht übersetzten konnten, war das Gespräch nicht sehr spannend und bald zu Ende.

"Komm, Mirja, wir holen Eis" , reisst mich plötzlich Noah aus meinen Gedanken. Er zieht mich an der Hand hoch und zusammen gehen wir zum Eisverkäufer. "Jacob findet dich nett" , unterbricht Noah die Stille. "Er hat gar nicht verstanden, was ich ihm gesagt habe und ich habe nicht begriffen was er mir sagen wollte. Also kann er mich gar nicht nett finden", gebe ich frustriert zurück. "Hey Mirja, du wirst hier schon noch Englisch lernen, Kopf hoch." Noah schaut mich aufmunternd an. Ich lächle schief. "Was für ein Eis möchtest du, Mirja?" , fragt mich Noah. "Schokolade", sage ich ohne zu schauen, welche Sorten es gibt. Schokoladeneis ist einfach das Beste!

Der Eisverkäufer schaut nicht schlecht als Noah 15 Eis bestellt. Lachend versuchen wir alle zu transportieren, ohne dass etwas runterfällt. Bei den Jungs angekommen, stürzen sich diese gleich auf ihr Eis. Es ist lustig, auch wenn ich nicht viel verstehe, so macht es mir doch Spass die Jungs zu beobachten. Alle scheinen echt gute Freunde zu sein, auch nicht alle gleich alt sind.

Plötzlich klingelt Noahs Handy. Er hebt mit einem komischen Blick ab und geht ein paar Schritte weg, um zu telefonieren. Als er wieder zurück kommt, sagt er etwas auf Englisch, was ich natürlich nicht verstehe. Meine Brüder und die Jungs diskutieren wild. Wobei ich nur verzweifelt zu sehe, in der Hoffnung, irgendjemand würde sich erbarmen und mir sagen, um was dass es geht. Doch niemand beachtet mich. 

"Mirja, hör zu, wir müssen los. Bleib du bei den Jungs. Sie werden dich dann nach Hause bringen.", erklärt mir Mason. "Aber ich verstehe sie doch nicht mal! Kann ich nicht mitkommen, oder du kannst hier bleiben. Wo müsst ihr denn hin?", frage ich ihn aufgebracht. "Pssst, Mirja beruhige dich. Du kannst nicht mitkommen, da... egal und ich muss mit. Und nach Hause kannst du auch nicht. Ich möchte dich nicht mit Mom alleine lassen. Bitte bleib. Die Jungs wissen, dass du nicht viel Englisch verstehst, aber auch wenn ihr euch nur schwer verständigen könnt, sie werden gut auf dich aufpassen." , er lächelt mich sanft an. Aber sie können mich nicht einfach bei fremden Jungs lassen, die ich nicht verstehe. Aber ich traue mich auch nicht Mason nochmal etwas zu bitten. Vielleicht werde ich ihm ja zu anstrengend und er wird sich ab mir nerven. Das möchte ich auch nicht. Aber arg! "Kann ich nicht mit?" , versuche ich es schliesslich nochmals leise. "Mirja nein und jetzt hör auf zu nerven! Kommt Jungs, wir müssen uns beeilen!" ,sagt Aiden wütend. Jack kommt auf mich zu und umarmt und gibt mir einen Kuss auf die Stirn. "Es tut mir Leid", sagt er leise. Und dann gehen alle. Ich schaue ihnen nach. Wieso verlassen mich alle?

"Mirja, komm wir spielen ein Spiel.", sagt glaube ich Cole. Ich nicke leicht und setze mich wieder zu ihnen. Was für ein Spiel sie wohl spielen wollen. Ich glaube kaum, dass diese Jungs Kartenspiele mitnehmen. Doch Cole nimmt wirklich ein Kartenspiel aus seinem Rucksack. Auch die anderen Jungs schauen ihn nun erstaunt an. Er versucht mir das Spiel zu erklären. Und nach einer Weile verstehe ich es sogar ziemlich. Wir spielen eine ganze Weile.  Die meisten Jungs sehen nicht sehr begeistert aus, als Cole auch ihnen Karten austeilt, doch er stupst sie an und sagt etwas auf Englisch, was ich wieder nicht verstehe. Daraufhin nehmen sie die Karten und spielen mit. Mit der Zeit machte es allen Spass.

Plötzlich klingelt das Handy eines Jungen und er steht auf, um zu telefonieren. Es ist mir schon etwas peinlich, doch ich weiss die Namen schon nicht mehr. Schüchtern lehne ich mich zu Cole rüber und frage ihn leise mit meinem brüchigen Englisch nochmals nach den Namen. Er lacht auf und sagt sie mir nochmals. Der Junge, welcher vom telefonieren zurückkommt ist Liam. Er sagt etwas auf Englisch. Die Jungs sehen ihn erschrocken an und beginnen dann zu diskutieren. "Mirja, hör zu. Wir müssen weg. Benjamin nimmt dich mit zu sich nach Hause. Deine Brüder werden dich später bei ihm abholen. Hast du mich verstanden?", Cole schaut mich entschuldigend und fragend zugleich an. Er hat extra langsam und deutlich gesprochen, so dass ich ihn verstanden habe. Ich nicke leicht und bin ziemlich verwirrt. Wo müssen denn alle hin? "Was ist los?" , frage ich. Doch niemand beachtet mich. Alle springen auf. Cole kommt auf mich zu und umarmt mich zum Abschied. Die anderen winken und rennen zu ihrem Auto wahrscheinlich. Ich atme tief durch und schaue zu Benjamin. Der nun auch zu mir sieht und schmunzelt. "So, dann spielen wir mal Babysitter." ,lacht er.  Ich habe es auch verstanden und lache nun auch leicht. "Komm, wir gehen zu mir." , er deutet mir an ihm zu folgen. Schweigend gehen wir nebeneinander her. Bei einem Auto hält er an lädt seine Sachen in den Kofferraum und setzt sich dann hinters Steuer. Ich setze mich auf den Beifahrersitz. "Seit wann bist du bei den Jungs?" "Seit gestern" "und wie gefällt es dir hier?" "super", lüge ich. Am liebsten wäre ich zuhause. Benjamin schaut mich schräg an, nickt dann aber. "Darf ich fragen weshalb du hier bist?" Ich überlege kurz schüttle dann aber den Kopf.  Erstens wäre es zu kompliziert auf Englisch zu erklären und zweitens weiss ich den Grund ja gar nicht. Ich habe nicht mal danach gefragt! Ich bin so dämlich.

Den Rest der Fahrt schweigen wir.  Bei einem riesigen Haus hält Benjamin an und wir steigen aus. Eine breite Treppe führt zu einer Glastür. Mit Benjamins Fingerabdruck lässt sich die Tür öffnen. Er hält mir die Tür auf und lässt mich eintreten. Ich  stehe in einer riesigen Eingangshalle. Staunend sehe ich mich um, bis ich ein leises lachen hinter mir hörte. "Hast du hunger, Kleine?", fragt er mich. Ich nicke und folge ihm in die Küche. Aus dem Tiefkühler holt er eine Pizza. "Ist Pizza gut?" , fragt er mich. Zum Glück heisst Pizza auf Deutsch und Englisch dasselbe, deshalb nicke ich nur.

Nach zwanzig Minuten ist die Pizza fertig und wir setzen uns an den Tisch. Eine unangenehme Stille herrscht. Ich suche krampfhaft nach einem Thema, über welches wir sprechen können. Doch mir fällt nichts ein, über was ich mit meinem wenigen Englisch sprechen könnte. "Wo sind deine Eltern?" , frage ich schliesslich. "Nicht da", antwortet er kühl. Offensichtlich ist das kein gutes Thema. "Hast du fertig gegessen?" , fragt er. Ich nicke schnell. "Komm wir schauen ein bisschen Fern." So räumen wir unsere Teller weg und setzen uns vor den grossen Fehrnsehr im luxuriösen Wohnzimmer. Wir schauen irgendeine Serie. Doch da ich nicht viel verstehe und auch von den Personen her überhaupt nicht draus komme, lasse ich meine Augenlider, die immer schwerer werden zu fallen.

"Hey Benjamin, danke fürs hüten. Wo ist Mirja?" "Sie ist auf dem Sofa eingeschlafen. War wohl ziemlich müde. Wie ging es bei euch?" "Es ging. Alexander wurde ein bisschen verletzt, aber sonst ist nicht viel passiert." Die beiden Stimmen kommen ins Wohnzimmer. Leicht öffne ich meine Augen, um zu sehen, wer hier ist. Ethan und Nick stehen mit Benjamin vor dem Sofa und schauen mich an. "komm, wir gehen nach Hause." , sagt Nick und streicht mir über die Haare. Verschlafen setze ich mich auf. Ich will gerade aufstehen, als mich Ethan auf seinen Arm nimmt und mich so rausträgt. "Bye Benjamin" sagt er und geht dann mit mir Richtung Auto. Ich lege meinen Kopf an seine Schulter und schliesse meine Augen nochmals.

Wenig später merke ich wie wir losfahren. "Wie geht es dir, Kleines?" , fragt mich Nick, der hinter dem Steuer sitzt. Ethan hat mich auf die Rückbank gesetzt und ich bin schon fast wieder eingeschlafen. Mann, bin ich müde. "gut, bin nur müde." "Gleich kannst du schlafen." Ethan lächelt mich durch den Rückspiegel an. "Wo seit ihr so plötzlich hingegangen?" Nick und Ethan tauschen einen komischen Blick. "Schlaf jetzt", sagt Nick schliesslich. Ich verdrehe die Augen und schlafe bald darauf ein.

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