Kapitel 29

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Bis plötzlich eines Tages Jack breit grinsend vor mir steht und freudig ankündigt: "rate mal, was wir morgen vorhaben? Morgen ist mein Mirja-Tag"

An diesem nächsten Morgen stellte ich überraschend fest, dass ich mich auf diesen Tag freute. Ich freute mich Zeit mit Jack zu verbringen. Ich mag ihn.

Nachdem ich meine Morgenroutine erledigt hatte, ging ich gut gelaunt nach unten in die Küche, in der auch schon Michael stand und mich angrinste. "Willst du mal mein neues Gericht versuchen?", fragt er ganz aufgeregt. "Was ist es denn diesmal?", frage ich ein wenig skeptisch. Letztes Mal, als ich sein Essen versucht habe, war es tausendmal zu scharf. Ich musste daraufhin zum Kühlschrank rennen und die halbe Flasche Milch trinken. Das brannte damals. Ich schüttle den Kopf, um diese Erinnerung loszuwerden und fokussiere mich wieder auf meinen Bruder. "Keine angst, ich habe nur Pancakes versucht. Und ich glaube, sie sind gut gekommen.", informiert er mich stolz. "Na dann", meine ich zögernd und setze mich an den Tisch. Gleich darauf wird mir auch schon ein Teller mit einem Pancake vor die Nase gestellt. Vorsichtig schneide ich ein Stück mit der Gabel ab und führe es in mein Mund. Michael beobachtet jeder meiner Bewegungen gespannt.

Als ich die Gabel bereits im Mund hatte, überlegte ich es mir doch anders.  "Hast du schon versucht?", frage ich. "Nein, du hast die Ehre, es zuerst zu versuchen." "Das ist keine Ehre, Michael. Der Koch muss doch schauen, dass es gut ist", er schaut mich enttäuscht an. "Vertraust du mir denn nicht?", fragt er. Unruhig rutsche ich auf meinem Stuhl herum. Vertraue ich meinen Brüdern. Ein bisschen schon, aber ich vertraue ihnen noch nicht felsenfest. Ich kenne sie immer noch zu wenig. Und dazu reden wir immer noch von älteren Jungs...

Ich nicke schnell und nehme die Gabel nochmals in meinen Mund. Jedoch spuke ich den Inhalt gleich darauf wieder raus. Keine Ahnung, was er reingemischt hat, aber es ist hässlich. Soll keine Beleidigung sein. "Ist es nicht gut?" "Versuch du mal." ich schiebe ihm meinen Teller hin. Er schaut mich an, während er einen Biss versucht. Gleich wie ich, nimmt er ein Stück hat es keine Sekunde im Mund und spuckt es wieder raus. "Hast recht, es ist nicht gut.", meint er traurig und spielt mit dem Pancake im Teller. "Was mach ich den nur? Ich kann nichts, dabei wollte ich doch Koch werden. Ich wollte so gross und bekannt werden wie James Oliver. Daraus wird wohl nichts. Ich kann einfach nichts... Bekomm ich wenigstens eine Umarmung?" Seufzend stehe ich auf und umarme ihn. Schliesslich kann ich traurige Menschen nicht sehen. Und schlecht ist er ja garantiert nicht...  Kochen muss er einfach noch ein bisschen lernen... Aber das kommt bestimmt noch! Er hält mich fest. "Ja, Ziel erreicht!", ruft er freudig. "Welches Ziel", frage ich erstaunt und will mich aus der Umarmung befreien. Das ist jedoch nicht möglich. "Ich darf dich umarmen." "Und deshalb hast du ein neues Rezept versucht?", frage ich ungläubig. "Ja", nickt er stolz. "Ich habe Pfeffer, Muskatnuss und viel Hefe reingemischt." "Du bist voll gemein." reklamiere ich. "Da stimm ich ihr zu, kleiner Bruder", ertönt eine Stimme von hinten. "Jack", rufe ich erfreut und löse mich endgültig aus der Umarmung. Er kommt auf mich zu und umarmt mich seitlich. "Bist du bereit für heute?" ich nicke. "Dann komm, tschüss Michael und gib doch Mason dein Pancake. Er hat sicher Freude." Ich kichere und gehe mit Jack zur Tür.

Nach einer zehn minütigen Autofahrt steigen wir auf einem Hügel aus. Jack nimmt aus dem Kofferraum eine Picknickdecke und einen Korb. Gemeinsam schlendern wir einen kleinen Weg mitten im Feld entlang. An einem schönen Ort breitet Jack die Decke aus und wir setzen uns darauf. Er nimmt den Korb und nimmt viele leckere Sachen heraus. Nachdem er schlussendlich ein Brot aus dem Kob zieht und mir überreicht, wusste ich, dass es ein wundervoller Ausflug werden würde. Wir sitzen wir auf einem Hügel und er erzählt mir, wie er diesen Platz einmal per Zufall gefunden hatte. Er war damals zehn Jahre alt und von zuhause weggelaufen. Ich hätte nicht gedacht, dass mein lieber Jack früher mal so rebellisch war.

Nachdem ich so viel gegessen habe, dass ich beinahe platzte, fiel mir mit Schrecken Aly ein. Ich habe vor lauter feiner Sachen und der friedlichen Atmosphäre vollkommen vergessen, darauf zu achten, dass ich nicht zu viel esse! Heute werde ich extra Turnübungen machen, damit ich vielleicht einen Teil wieder gut machen kann. "Warte kurz", mit diesen Worten reisst mich Jack aus meinen mich bedrückenden Gedanken. "Bin gleich zurück.", meint er und geht zurück Richtung Auto. Verwirrt blicke ich ihm nach. Kurze Zeit später kommt er mit zwei grossen Boxen zurück. Es sind nicht irgendwelche Boxen, es sind Gitarrenboxen. Er setzt sich neben mich und reicht mir eine Gitarre. Erstaunt blicke ich ihn an. "So jetzt beginnt deine erste Gitarrenlektion." Er beginnt mir zu zeigen, wie ich das Instrument halten muss und dann welche Saiten ich zupfen soll, damit es einen bestimmten Ton gibt. Nach einer Weile konnte ich schon ein einfaches Lied spielen und er konnte mich dazu begleiten. "Danke Jack", sagte ich, als mir die Finger zu sehr schmerzten, um weiter zu fahren. "Hat es spass gemacht?", fragt er grinsend. "Und wie! Danke und danke für alles, wirklich Jack. Ich hab dich lieb." Er lächelt nur und nimmt mich in den Arm.

Wieder zuhause gehe ich in mein Zimmer und mache heimlich einige Übungen. Nach einer Stunde training bin ich fix und fertig und nehme eine Dusche.

Fertig angezogen liege ich auf meinem Bett und lese ein Buch. Plötzlich klopft es an der Tür. "Ja", sage ich. Entgegen meiner Erwartung, dass es einer meiner Brüder sein muss, steht meine Mom im Raum. Ich atme tief durch, um mich auf ein weiteres "nettes" Gespräch mit ihr vorzubereiten. 

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