Heute ist also der Tag. Der Tag der Beerdigung. Mühsam richte ich mich in meinem Bett auf. Ich bin bei Benjamin eingeschlafen und habe keine Erinnerung mehr daran, wie ich in mein Bett gekommen bin. Ich atme tief durch. Es ist sieben Uhr. Die Beerdigung beginnt um drei. Wir werden bereits früher gehen. Wo ist mein Kleid? Hoffentlich sitze ich nicht neben Noah!
In meinen Gedanken herrscht ein riesiges Chaos. Ich hoffe nur, dass ich nicht zu sehr weinen muss... Langsam stehe ich auf und mache mich für den Tag bereit. Dabei fallen mir sämtliche Utensilien runter. Zuerst die Haarbürste, dann die Zahnpasta und als ich sie aufheben will, schlage ich mit meinen Kopf am Waschbecken an. Stöhnend reibe ich mir die schmerzende Stelle. Kurz darauf wird an die Tür geklopft. "Wer ist drin? Alles okay?" Ich seufze "Jaa". "Louisa?", es ist Jack. "Ja", murmle ich. "Was ist los?" Kurzerhand öffne ich mit der Zahnbürste im Mund die Tür. Es ist mir zu blöd, durch eine Wand zu kommunizieren. Jack wirft mir direkt einen besorgten Blick zu. Als er aber merkt, dass eigentlich alles ziemlich normal ist, sieht er erleichtert aus. Ich will die Zahnpasta wieder an ihren Platz zurücklegen, als ich das Tablar schon wieder nicht treffe. Peinlich berührt, will ich sie aufheben, doch Jack übernimmt das sehr zuvorkommend für mich. "Warum putzt du die Zähne, du hast doch noch gar nichts gegessen.", meint er verwirrt. Stimmt. Ich bin so blöd. Schnell spucke ich und lege die Zahnbürste zurück. "Weiss nicht.", nuschle ich peinlich berührt. Als ich keine Anstalten mache, mich zu bewegen, sondern nur den Boden mustere, flüstert er ein "komm" und legt seine Hand auf meine Schulter. Da ich überhaupt nicht mit einer Berührung gerechnet habe, zucke ich stark zusammen.
Unten angekommen, setzte ich mich zu Noah an den Tisch. "Hey", begrüsse ich ihn angespannt. Ich habe noch nicht vergessen, wie er sich noch vor einigen Tagen mir gegenüber verhalten hat und ich habe Angst, dass er wieder so werden könnte. Er nickt mir als Antwort zu. Ich gehe in die Küche, um mir mein Morgenessen vorzubereiten. Ich stehe gefühlte zehn Minuten vor dem Schrank, ohne irgendetwas zu tun, bevor mir wieder in den Sinn kommt, dass ich mir eigentlich ein Müsli machen will. Als ich die Schüssel aus dem Schrank hole, schlage ich sie mit einem lauten Knall gegen die Tür. Beim Schliessen der Schranktür, rutscht mir der Griff aus der Hand und sie knallt laut zu. "Was ist los?!", fragt Noah verärgert über den Krach. "Sorry", entschuldige ich mich leise. Ich schütte Milch über die Flocken und nehme einen Löffel. Zögerlich setzte ich mich zu Noah an den Tisch. Als ich mit meinem Essen beginnen will, merke ich, dass ich nur ein Messer in der Hand hab. Wann habe ich dann bitteschön das Messer genommen? Ich habe doch den Löffel aus der Schublade genommen... Seufzend stehe ich auf und tausche das Messer gegen einen Löffel. Ich bemerke den besorgten Blick von Jack.
Schweigend essen wir unser Frühstück, wobei ich versuche so langsam wie möglich zu essen, damit ich nachher den Rest ausleeren kann, sobald Noah weg ist. Die Früchte habe ich immerhin gestern bei Noah in der Toilette gelassen, aber ich will jetzt trotzdem nicht zu viel essen.
"Noah, bitte sei nett zu ihr heute. Ich weiss, dass du dich entschuldigt hast und das schätze ich. Ich möchte dich aber trotzdem daran erinnern, dass es heute für alle einen schweren Tag wird. Sie ist schon recht verwirrt heute morgen, darum bitte, bemühe dich.", Noah schüttelt nach Jacks Worte nur schnaubend den Kopf. Ich bin also verwirrt? Als ob!
Es fällt mir sehr schwer, die Flocken runter zu bringen. Immer wieder denke ich an die heutige Beerdigung. Als Noah fertig ist und die Küche verlassen hat, versuche ich auch zu verschwinden. Unauffällig verstecke ich, dass sich in der Schüssel noch Essen befindet und gehe Richtung Abfall. Es hat geklappt. Ich kann mein Essen dort versorgen. "Was machst du L.?", fragt mich Michael. Oh, warum habe ich auch nur so viele Brüder? "Ich eh... hatte keinen Hunger mehr.", versuche ich es auf die ehrliche Art. Er nimmt mir die Schüssel aus der Hand. Es befinden sich noch ein paar wenige Flocken darin. "Komm schon, du musst essen, damit du gross und stark wirst, Zwerg.", meint er. "Bitte Michael, ich kann nicht mehr. Ich...", "Morgen Michael.", unterbricht mich Jack. "Was ist los?", fragt er. "Sie hat den Rest von ihrem Müsli weggeleert.", berichtet Michael. Ich schaue beschämt auf den Boden. Daraus muss man jetzt echt nicht so ein grosses Theater machen... Es geht um einige Flocken.
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Meine neue Familie
Novela JuvenilWarnung! In dieser Geschichte sind Ritzen und Magersucht eins der Hauptthemen! Begleitet Mirja auf ihrem Weg in ihre neue Familie. Als ich mit meiner Familie aus den Ferien zurück flog, kam plötzlich ein fremder, junger, gutaussehender Mann auf uns...