Ich bin wahrscheinlich im Restaurant eingeschlafen. Ich liege jetzt jedenfalls in meinem Bett und habe keine Ahnung mehr wie ich hier her gekommen bin. Was war gestern überhaupt los? Ah stimmt, wir wollten in ein Restaurant um zu feiern, dass Mom und ich uns verstehen, was ja nicht so ist. Das wissen meine Brüder aber nicht. Oh und dann hat Mom Alkohol getrunken und Aiden ist ausgerastet. Langsam kommen die Erinnerungen an den gestrigen Abend wieder. Und heute ist mein Nick-Tag. Ob diese Tage mit meinen Brüdern wohl etwas bringen? Kann ich mich überhaupt irgendeinmal in dieser Familie wohl fühlen? Ich weiss es nicht. Aber ich werde mich bemühen und diesem Nick-Tag eine Chance geben.
Deshalb stehe ich kurze Zeit später in der Küche, um das Frühstück vorzubereiten. "Ah da bist du ja", höre ich eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehe ich mich um und sehe Nick. "Guten Morgen kleine Schwester", begrüsst er mich schmunzelnd und zieht mich in eine Umarmung. Ich erwidere diese und murmle ein Morgen. Hinter mir höre ich ein wildes getrampel. Kurz darauf höre ich ein gekreische. Nick stöhnt auf und dreht sich um. Die Zwillinge trampeln laut die Treppe runter. Mason vorne, Michael hinterher mit erhobenem Schuh. Mason kreischt wie ein Mädchen und versteckt sich hinter mir, was natürlich absolut nichts bringt, da er erstens viel grösser und zweitens ein ziemliches bisschen breiter ist als ich . "Was läuft denn bei euch falsch?", fragt Nick genervt. "Falsch nichts, oder Michi?" "Bei mir nicht, bei dem schon!", ruft Michael und zeigt dabei mit dem Schuh auf Mason. "Pssst, nicht so laut!", schimpft Nick. "Lasst Mom schlafen, sie hat gestern einen ziemlich grossen Schluck Bier getrunken. Ich hoffe, es hat ihr nicht zu viel geschädigt und sie bleibt weiterhin so fit wie bisher." Augenblicklich sind Michael und Mason still. "Stimmt, daran haben wir nicht mehr gedacht. Kommt, wir machen Frühstück.", meint Michael. "Aber leise!", ermahnt Nick noch, bevor die Beiden in der Küche verschwinden. Ich will ihnen gerade hinterher gehen, als Nick mich am Arm zurück hält. "Mom wird heute nicht sehr freundlich sein, da sie wahrscheinlich einen ziemlichen Kater haben wird, deshalb versprich mir bitte, dass du das, was sie sagt nicht ernst nimmst. Sie hat sich zwar dir gegenüber sehr verbessert, jedoch kann es gut sein, dass sie heute nicht sehr freundlich ist." Ich nicke kurz. Das kann ja was werden. Richtig freundlich zu mir war sie ja noch nie!
Eine Viertelstunde später, sitzen wir alle ausser Mom am Frühstückstisch. Es herrscht eine ausgelassene Stimmung und wir, also die anderen, redeten fröhlich miteinander. Ich lausche die Gespräche und staune, wie weit die Meinungen über eine Band auseinander liegen können. "Wie findest du sie, Mirja", werde ich plötzlich von Ethan aufgefordert am Gespräch teilzunehmen. Peinlich, ich kenne die Musikgruppe gar nicht. "Ehm, also ehrlich gesagt kenne ich sie nicht.", gebe ich ehrlich zu. Alle meine Brüder schauen mich schockiert an. "Die muss man kennen, obwohl sie so schlecht sind." meint Noah geschockt. "Sie sind voll gut, sag noch einmal, dass sie schlecht sind und du...", beginnt Aiden zu drohen, wird aber auch gleich von Nick unterbrochen. "Am Tisch wird nicht gestritten", meint er streng. "Ich zeige sie dir nachher." meint Jack hilfsbereit. Unsicher nicke ich. "Was hörst du für Musik Mirja?", fragt Noah gespannt. "Kommt ganz darauf an. Ich mag das Normale, das was wahrscheinlich alle mögen", gebe ich von mir. "Aha, gibt es normale Musik?", fragt Aiden belustigt. Unbehaglich rutsche ich auf meinem Stuhl herum und zucke mit den Schultern. Ich mag es nicht, wenn mich alle so anschauen und ich im Mittelpunkt stehe. Und noch schlimmer, alle warten auf eine Antwort, die ich selber nicht weiss! Die Tür geht auf und Mom steht da. Sie sieht aber überhaupt nicht gut aus. Sie wankt leicht und hält sich den Kopf. Sofort fliegen alle Blicke von mir zu Mom. "Mom, leg dich wieder ins Bett, ich bringe dir gleich eine Tablette.", meint Nick sofort. Mom schüttelt den Kopf und will weiter zu uns kommen, als sie sich jedoch plötzlich schwer atmend an meiner Stuhllehne abstützt. Sie hält sich mit ihrem ganzen Gewicht an meiner Lehne fest und da sie wahrscheinlich fast doppelt so schwer ist, wie ich, passiert das, was passieren musste. Der Stuhl kippt nach hinten, meine Mutter fällt auf den Boden und ich mit dem Stuhl über sie. Schmerzerfüllt stöhnt sie auf. Ich bin zwar weicher gelandet als sie, aber erschrocken bin ich trotzdem. "Steh sofort auf, du fettes Schwein!", schreit meine Mutter. Sofort versuche ich aufzustehen, doch es ist schwerer als erwartet. Jack eilt mir zu Hilfe und hebt mich vom Stuhl. Ich mag es nicht, wenn mich jemand hoch hebt, schliesslich bin ich doch viel zu schwer! Das sagen jedenfalls alle. Doch anstatt mich gerade wieder runter zu lassen, trägt Jack mich nachdem er einen kurzen Blick mit Nick ausgetauscht hat gerade in sein Zimmer, dort lässt er mich auf meinem Bett runter. Verwirrt sehe ich ihn an. "Vertrau mir, es ist besser so.", ist sein einziger Kommentar. Nachdem ich mein Blick in seinem Zimmer habe herumschweifen lassen, fiel mir seine Gitarre auf. "Spielst du schon lange?", frage ich ihn und deute auf seine Gitarre. "Seit ich fünf bin", erzählt er stolz. "Kannst du mir etwas vorspielen?", frage ich ihn schüchtern. Er grinst mich an und holt sein Instrument aus der Ecke. Er beginnt herum zu zupfen. Fasziniert bestaune ich, wie seine Finger flink über die sechs Saiten wandern und dabei wunderschöne Töne zaubern. Als er noch zu singen beginnt, schaue ich ihn erstaunt an. "Was ist?", fragt er und hört abrupt auf zu spielen. "Nichts", sage ich unsicher, "ich eh, habe nur nicht erwartet, dass du singen kannst.", gebe ich leise zu. Entsetzt schaut er mich an. "Ehm, also ich habe es mir nur nicht überlegt, dass du singen könntest. Also ich...", verzweifelt schau ich auf meine zusammengefalteten Hände. Jetzt ist er sicher beleidigt, weil ich so von ihm denke und mag mich nicht mehr, falls er mich überhaupt jemals gemocht hat... Plötzlich legt sich ein Arm um meine Schulter. "Ach Mirja", seufzt er, "Du weisst noch viel von uns nicht. Das ist doch kein Problem!", erleichtert schau ich ihn an. Da wird auch schon die Tür geöffnet und Nick kommt rein. "Alles okay?", fragt Nick gleich. Jack und ich nicken synchron. "Und bei Mom?", fragt Jack besorgt. Nick nickt knapp mit einem Seitenblick zu mir sagt er: "Zieh dich warm an Mirja, wir gehen gleich raus. Sei in 20 Minuten unten, okay?" Seine Stimme duldet kein Widerspruch, weshalb ich rasch nicke und in mein Zimmer gehe. Dort putze ich meine Zähne, binde meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und ziehe mir wie befohlen wärmere Kleider an. Ich bin ja gespannt was wir heute machen werden...
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Meine neue Familie
Teen FictionWarnung! In dieser Geschichte sind Ritzen und Magersucht eins der Hauptthemen! Begleitet Mirja auf ihrem Weg in ihre neue Familie. Als ich mit meiner Familie aus den Ferien zurück flog, kam plötzlich ein fremder, junger, gutaussehender Mann auf uns...