Kapitel 12

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  Ich stehe langsam auf. Doch mir wird sofort schwarz vor Augen. Ich bleibe stehen, bis das Schwindelgefühl weg ist. Ich setze mich auf mein Bett und greife nach dem Handy, welches die Blondine vorher achtlos auf mein Kissen geworfen hat. Ich gehe auf mein Übersetzerapp, das unsere ganze Konversation gespeichert hat und lese es mir durch. Ich bin geschockt. Bin ich wirklich so hässlich, dass sich meine Brüder ab mir schämen müssen? 

Ich darf meinen Brüder auf jeden Fall nichts von diesem Gespräch erzählen. Ich lege mich aufs Bett und lese ein bisschen. Bis es wieder klopft. "Ja?", rufe ich müde. "Ach da bist du, Mirja. Wir haben dich schon überall gesucht. Was machst du hier alleine? Komm doch runter." Aiden steht in meinem Zimmer und schaut mich sanft an. Ich schüttle den Kopf. Ich habe gerade keine Lust. Meine Brüder müssen ja nicht auf mich schauen. Sie sollen jetzt mal wieder etwas für sich geniessen können, ohne dass ich dabei bin. "Das war keine Frage. Komm ich stelle dir meine Freundin Aly vor. Du wolltest sie doch unbedingt kennen lernen." Ich zucke mit den Schultern. Wenn es diese von vorher ist, kann ich verzichten. Doch Aiden hat andere Pläne. Er kommt auf mich zu und wirft sich über seine Schultern. Ich strample wie verrückt, doch er lässt mich nicht runter. "Aiden, bitte! Ich komme auch selber, aber lass mich runter!" "Lass mich überlegen", sagt er. "Nein" "Aiden mir wird schlecht!", reklamiere ich.

Endlich unten angekommen, stellt er mich wieder auf den Boden. Es sind nochmal viel mehr Menschen gekommen. Eine richtige Hausparty. Gegenüber von mir steht die Blondiene, welche vorher in mein Zimmer kam. Das ist doch bitte nicht seine Freundin! "Mirja, das ist meine supernette Freundin Aly.", spricht Aiden meine Befürchtung aus. Aly sieht mich warnend an. Aiden stupst mich erwartungsvoll an. "Hey", sage ich und lächle gequält.  "Oh, das ist also deine Schwester?", fragt Aly unschuldig und sieht meinen Bruder intensiv an. "Ja, das ist meine kleine Schwester." Aiden legt einen Arm um mich und zieht mich an sich.

Plötzlich steht Jacob vor mir und grinst mich an. "Hey Mirja, wie geht es so?", fragt er. "Gut und dir?" "Super. Willst du mitkommen, in Michaels Zimmer wird Flaschendrehen gespielt." "Was ist Flaschendrehen?", keine Ahnung was das Wort Flaschendrehen bedeutet. "Das ist ein Spiel, komm einfach." Er zieht mich an der Hand in Michaels Zimmer. Dort sitzen schon viele Jugendliche in einem Kreis. Jacob setzt sich neben ein hübsches Mädchen und deutet mir an mich neben ihn zu setzen. Ich beobachte die Menschen, die im Kreis sitzen genauer. Die Meisten haben ein Bier in der Hand und es gibt einige, die nicht mehr so nüchtern aussehen. Plötzlich werde ich von hinten umarmt. Erschrocken drehe ich mich um. "Hallo kleine Schwester", begrüsst mich Mason und quetscht sich neben mich und den fremden Jungen. Nick kommt rein und erklärt das Spiel auf Englisch. Ich komme nicht ganz draus. Plötzlich steht ein Junge auf und dreht die Flasche, in der Mitte liegt. Komisch diese habe ich noch gar nicht bemerkt. Das ist doch kein Flaschendrehen! Erschrocken schaue ich Jacob an, der jedoch gar nichts bemerkt, da das Spiel fasziniert mitverfolgt. Die Flasche bleibt stehen und zeigt auf ein Mädchen mit pinken Haaren. Der Dreh-Junge geht auf sie zu und küsst sie. Alle zählen von zehn bis eins runter. Bei eins gehen die Beiden auseinander. Das Mädchen hat leicht gerötete Wangen und schaut peinlich berührt auf den Boden. Nun dreht ein anderer die Flasche. Alle schauen sie wieder erwartungsvoll an. Und oh Schreck, sie bleibt bei mir stehen. Aber ich will das nicht. Ich wollte immer, dass mein erster Kuss etwas spezielles wird. Den will ich hier nicht bei einem dämlichen Spiel verlieren. Nick schaut mich erschrocken an. "Mirja, wieso bist du da?", fragt er scharf. Ich zucke verzweifelt mit den Schultern. Mir ist das ziemlich unangenehm, denn alle starren mich jetzt an. "Geh auf dein Zimmer. Das ist noch nichts für dich.", befielt mir Nick sauer. Ich stehe auf und flüchte förmlich aus dem Raum. Ich höre noch, wie ein paar reklamierten, aber das ist mir egal.

In meinem Zimmer atme ich zunächst erleichtert auf. Zum Glück habe ich den Typ nicht küssen müssen! Ich beschliesse mich bettfertig zu machen. Als ich vom Bad wieder in mein Zimmer komme, sitzt Cole auf meinem Bett. "Hey Mirja. Hast du Lust auf eine Englischlektion mit dem besten Englischlehrer?", fragt er mich breit grinsend. Ich nicke lächelnd. Und so beginnt er wieder mit dem benennen der Gegenstände.

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