Kapitel 14

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Ich muss kurz überlegen, bis mir einfällt, dass er mir heute meine Vergangenheit erzählt hat. Das ist meine Chance. Schnell nicke ich und versuche ihm nicht in die Augen zu sehen. Jack seufzt. "Rutsch mal ein Stück.", fordert er mich auf. Widerwillig komme ich seiner Aufforderung nach. Jack legt sich neben mich und dreht mein Gesicht zu ihm. "Ich bin so froh, dass du hier bist. Wir lieben dich alle.", erklärt er mir und gibt mir einen Kuss auf meine Stirn.

Das glaub ich ihm nicht, sage aber jedoch nichts dazu.

Am nächsten Morgen werde ich von einer sanften Stimme geweckt. Ethan steht neben meinem Bett und lächelt mich an. "In fünf Minuten gibt es Frühstück.", informiert er mich noch bevor er mein Zimmer verlässt. Müde werfe ich einen Blick auf meinen Wecker. Es ist halb zehn. Ich ziehe mich an und gehe nach unten. Im Esszimmer warten schon alle am Tisch auf mich. Sogar Mom sitzt schon angezogen da. Ich begrüsse alle Anwesenden mit einem Hallo und setze mich an meinen Platz. "Also Plan für heute: Wir gehen zu Benjamin. Willst du mit Mirja?", ich überlege kurz. Eigentlich habe ich keinen Bock mit Mom alleine zuhause zu bleiben. Aber was ist, wenn Aly auch bei Benjamin ist? Da bleibe ich doch lieber zuhause. Also schüttle ich den Kopf und beisse in mein Marmeladebrötchen. "Bist du sicher?", hakt Michael mit einem Seitenblick zu Mom nach. Ich nicke, jedoch weniger überzeugt als vorher. "Also Mum, wir gehen zu Benjamin und sind um acht Uhr wieder zuhause. Wenn was ist, kannst du mich wie immer anrufen. Bis dann." mit diesen Worten steht Nick auf und verlässt den Raum. Oke?! Ich habe doch gerade gesagt, dass ich nicht mit will. Aber anscheinend ist meine Meinung nicht ernst zu nehmen.! Leicht sauer schaue ich Nick hinterher. Auch die anderen Jungs stehen auf und verlassen die Küche. Hallo, was geht hier vor?! Wenn man mit Essen fertig ist, so räumt man den Tisch auch ab. Seufzend mache ich mich an die Arbeit.

Wenig später sitzen wir im Auto. Ich habe versucht mich gegen diesen Besuch zu wehren, doch Aiden hat mich mit seinem warnenden Blick zum schweigen gebracht. Ich hoffe nur, dass Aly nicht da ist. Nach einer viertel Stunde Autofahrt kommen wir bei Benjamin an. Lustlos schlurfe ich hinter meinen Brüdern die Eingangstreppe hoch. Ethan klingelt und keine zehn Sekunden später wird auch schon die Tür von einem breit grinsendem Benjamin geöffnet. "Haallooo", ruft er freudig. Meinen Brüder gibt er einen freundschaftlichen Handschlag und mich zieht er in eine liebevolle Umarmung. "Na wie gehts so?" , fragt er nachdem er mich aus seinen starken Armen entlassen hat. "Gut", antworte ich leise. "Aiden, Schatz!", ertönt eine nerventönende Stimme hinter mir. Aly schubst mich zur Seite und rennt mit ihren 20 cm Absätzen zu Aiden. Ihre knallroten Lippen drückt sie auf Aidens. Mir wird schlecht bei dem Anblick. Angeekelt wende ich mich ab. Plötzlich kommen zwei Mädchen aus dem Wohnzimmer. Boah, nicht noch mehr Alys. Die beiden sind mindestens genau so stark geschminkt wie Aly. Die blonde Tussi hängt sich sofort an Noah und die andere umarmt Benjamin. Jetzt bin ich wirklich geschockt. Nie hätte ich gedacht, dass Noah etwas von so einer will. Vielleicht ist es jetzt zu schnell verurteilt, schliesslich kenne ich sie ja noch gar nicht richtig. Nick umarmt mich von hinten. "Wer ist denn das?", fragt die Blondine in Noahs Armen und zeigt mit angeekeltem Gesichtsausdruck auf mich. "Das ist meine Schwester Mirja.", sagt er und schenkt mir ein aufmunterndes lächeln. "oh", mehr sagt sie nicht. "Kommt wir gehen ins Wohnzimmer.", fordert uns Benjamin auf.

Im Wohnzimmer verteilen wir uns sofort auf die Sofas. Die Jungs vertiefen sich sofort in ein Videospiel. Aly und ihre Freundinnen reden kichern die ganze Zeit und werfen mir immer wieder böse Blicke zu. Und ich verfolge gelangweilt das Spiel.

Nach einiger Zeit bestellen wir Pizza. Nachdem ich mein Pizzastück als letze auch noch aufgegessen habe, seufze ich und lehne mich pappsatt zurück ins Sofa. Doch mit zurücklehnen ist nichts. Denn Aly sagt laut: "Kommt Mädels, ich muss euch etwas zeigen." Die drei erheben sich. "Mirja, du auch", fügt sie hinzu und schaut mich warnend an. Leider fällt mir keine Ausrede ein, damit ich nicht mitgehen muss. So stehe ich auf und gehe hinter den drei her in den oberen Stock. Dort steuert Aly auf ein Zimmer zu. Kaum sind wir im Zimmer angekommen, fragt sie mich: "Was musst du nach dem Essen tun?" Als ich nicht antworte, schleipft sie mich an den Haaren ins Nebenzimmer, was sich als Bad herausstellt. "Übergib dich!", ordnet sie streng an. Langsam lasse ich meinen Kopf über die Schüssel schweben. Als ich jedoch keine Anstalten mache, mir den Finger in den Mund zu stecken, reisst sie mir noch mal fester an den Haaren. Ein leises Wimmern kommt über meine Lippen. Langsam stecke ich mir den Finger in den Mund und lasse mein gegessenes in die WC-Schüssel landen. Tränen der Verzweiflung treten mir in die Augen, als sie mich immer wieder auffordert es zu tun.

Nach dem fünften Mal findet sie es sei genug. Grob reisst sie mich zurück ins andere Zimmer. Dort schubst sie mich vor sich auf den Boden. "Nimm dein Übersetzerapp zur Hand". Ich krame mein Handy aus meiner Hosentasche und öffne wie befohlen die App. "Da du dich gestern nicht übergeben hast, erwartet dich jetzt, wie schon angedroht, die Strafe." Mit einem fiesen lachen kickt sie mir mit ihrem Fuss in den Bauch. Überall schlugen sie auf mich ein. Mein ganzer Körper schmerzt. Mit viel Mühe versuche ich die Tränen zurückzuhalten. Doch das ist unmöglich. Leise bahnen sich die Tränen ihren Weg über meine Wangen. Nach gefühlten Stunden lassen die drei von mir ab. Die Brünette zieht aus dem Schrank einen grossen Pullover, der wahrscheinlich Benjamin gehört und wirft ihn mir vor die Füsse. "Zieh den an, damit man keine Verletzungen sehen kann. Und wehe du sagst irgendjemandem ein Wort, was wir getan haben. Fettes Miststück!" "Mirja, wo bist du?", höre ich eine Stimme von unten. "Hier", antworte ich nachdem ich mich geräuspert habe. Die Mädchen werfen mir noch warnende Blicke zu, bevor ich fluchtartig das Zimmer verlasse und direkt Jack in die Arme springe. Jack's feste Umarmung ist gerade das, was ich brauche.

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