"Danke, dass du mir das erzählt hast." flüstere ich und gebe ihm einen Kuss auf die Wange. Jack zieht mich noch näher zu sich und so verharren wir.
Nach und nach kommen alle meine Brüder runter. Nun sitzen wir am Küchentisch und warten auf Mutter, um mit Essen zu beginnen. Sie setzt sich und wir beginnen. "Mirja, Aly hat gefragt, ob ihr heute einen Mädelstag machen wollt. Hättest du Lust?", fragt Aiden und sieht mich an. Ich verschlucke mich an meinem Kakao. Wie bitte? Ich will sicher nichts mit ihr machen. Das muss ich jetzt nur noch meinen Brüder beibringen, die mich alle anschauen. "Ehm, ich weiss nicht. Was ist, wenn ich sie nicht verstehe?", versuche ich mich rauszureden. Doch dieses Argument scheint nicht überzeugend zu sein. "Das ist doch eine gute Chance um Englisch zu lernen.", findet Noah. "Ja vielleicht. Aber ich kenne sie noch gar nicht richtig.", wende ich ein. Doch Aiden findet, es sei eine beschlossene Sache und teilt ihr sofort mit, dass ich mich freuen würde sie zu sehen, was natürlich absolut nicht stimmt.
Zwei Stunden später sitze ich mit Aiden im Auto, um zu Aly zu fahren. Was hat sie wohl vor. Sicher nichts Nettes. Angst macht sich in mir breit. Wie soll ich mich ihr gegenüber verhalten? Aiden hält vor einem riesiger weisser Villa. "Na komm schon", muntert mich Aiden lächelnd auf. Also steige ich aus und folge ihm die Treppe rauf zur Tür. Drei Sekunden später, nach dem Aiden die Klingel betätigt hat, steht Aly in der Tür und küsst Aiden stürmisch. Peinlich berührt schaue ich auf den Boden. "Hey Mirja", Aly umarmt mich gespielt freundlich "schön, dass du hier bist.", flötet sie schleimisch. Ich lächle ein bisschen, als Aiden mich skeptisch mustert. "Ich hole dich in drei Stunden wieder ab", informiert mich Aiden. Das werden drei lange Stunden! Ich sehe Aiden nach, wie er die Treppe zu seinem Auto runter steigt, sich in sein Auto setzt und losfährt. Ich atme tief durch, ehe ich Aly anschaue. Ihr 'freundlicher' Blick ist verschwunden. Sie sieht mich hasserfüllt an. "Komm rein du kleines Miststück!", befiehlt sie mir. Ich erhasche kurz einen Blick in ihre Augen. Sie sind voller Hass. "Schau mir nie in die Augen. Du bist nicht würdig dafür! Hast du verstanden, du dummes Kind?", fragt sie aufgebracht. Ich glaube das Englisch üben hat etwas gebracht. Ich verstand sogar das Meiste. Ich solle ihr nicht in die Augen schauen. Weshalb weiss ich nicht. Aber wenn sie es so sagt, dann ist der Grund ja wohl auch egal.
Ich folge Aly die breite weisse Treppe hoch. In einem Zimmer, ich nehme an es ist Alys, denn es ist komplett in Rosa und Pink gehalten - eine grässliche Kombination, schubst sie mich grob aufs Bett. "Hör zu, ich lerne dir heute ein paar Grundsätze, die du kennen und dich daran halten musst. Nimm dein super Übersetzerapp, damit du verstehst, was ich dir zu sagen habe." zügig fische ich mein Handy aus der Hosentasche und öffne meine Lebensrettende App. "Warum die Jungs so ein ekliges Wesen bei sich haben wollen ist mir unklar. Fakt ist, du bist hässlich und fett. Aiden hat seit deiner Ankunft mir kaum mehr geschrieben und das müssen wir ändern. Iss das!", Aly hält mir einen Teller Fastfood Essen hin. Was gibt das jetzt für einen Sinn? Sie sagt und ich weiss es auch, dass ich fett bin und ich soll trotzdem essen! Als ich aufschaue, sehe ich ihren strengen Blick. Schnell verschlinge ich das fettige Essen.
Als der Teller wenig später leer ist, steht Aidens Freundin auf und zieht mich ins angegrenzte Badezimmer. Sie drückt mich grob vor der Toilette auf den Boden. "Steck dir den Finger in den Hals und übergib dich!", ich werfe sicherheitshalber noch einen Blick auf mein Handy, doch dieses bestätigt nur, dass ich sie richtig verstanden habe. Geschockt schau ich sie an. "Schau mir nicht in die Augen!", knurrt sie. Schnell wende ich meinen Blick von ihr. Als ich ihrem Befehl nicht nachkomme, reisst sie mich grob an den Haaren. Mir kommen sofort die Tränen. "Tu es" Als ich immer noch zögere gibt sie mir eine heftige Wasche. Mein Kopf fliegt heftig nach links. Langsam beuge ich mich über die Schüssel und stecke mir wie befohlen den Finger in den Hals. Und das Ergebnis lässt nicht lange auf sich warten.
Aly fordert mich immer und immer wieder auf, es zu tun. Es schmerzt jedes Mal mehr. Endlich sagt sie es reiche. Sie tritt mich noch in den Rücken, bevor sie mir erlaubt aufzustehen. "Das machst du nun jedes Mal, nachdem du etwas gegessen hast. Und glaube mir, ich merke es, wenn du es nicht tust. Steh auf die Wage." Aly zieht mich grob am linken Arm Richtung Wage. Ich stelle mich drauf und bald schon sieht man ein weisses 49 kg aufleuchten. Für meine knappe ein Meter 60 ist das voll oke. Doch Aly scheint nicht derselben Meinung zu sein. "Walross", murmelt sie.
Sie reisst mich von der Wage runter und schubst mich in ihr Zimmer. Dort bleibt sie vor mir stehen. Ich will ihr in die Augen schauen, doch sie drückt meinen Kopf gleich wieder runter. "Wieso kannst du dir das nicht merken? Schau mir niemals in die Augen" Ich nicke leicht mit gesenktem Kopf, um ihr mitzuteilen, dass ich verstanden habe.
Endlich klingelt es an der Tür. Aiden würde mich nun nach diesen drei langen qualvollen Stunden abholen. Aly hat mir in vorher noch ein paar Mal eingeschärft, dass ich niemandem etwas von diesem Nachmittag erzählen darf und mich nach jedem Essen übergeben muss. Falls ich gegen ihre Regeln verstossen, hätte das schlimme Folgen. In der Tür steht Aiden und lächelt mich glücklich an. Ich springe ihm entgegen und er umarmt mich fest und gibt mir einen Kuss auf den Haaransatz. "Hey Maus" Dann lässt er mich los und geht auf Aly zu und küsst sie lange und leidenschaftlich. Ich hasse es, wenn ich ihnen dabei zusehen muss.
Als sich die beiden nach einer Ewigkeit endlich wieder lösen, kneift mir Aiden belustigt in meine knallroten Wangen. "Ach Mäuschen. Komm wir gehen." Aly umarmt mich und sagt dabei so laut, dass Aiden es hören kann: "War toll mit dir Mirja, das müssen wir unbedingt wiederholen." Sie schaut mich warnend an, weshalb ich leicht nicke.
"Du scheinst dich ja super mit meiner Freundin zu verstehen", grinst Aiden im Auto. "Jap", nicke ich zustimmend. Ich mag das nicht. Ich muss meinem Bruder direkt ins Gesicht leugnen. Ich hoffe er merkt nichts, sonst wird das schlimme Folgen haben.
Zuhause will ich gerade in mein Zimmer verschwinden, als ich von Noah abgehalten werde. "Na Mirja, wie wars?", will er wissen. "Gut, bin nur kaputt. Ich gehe schlafen." "Du siehst blass aus, ist wirklich alles in Ordung?", fragt er weiter. "Ja", ich will gerade die Treppe hoch gehen, als er mich am Arm zurückzieht. "Moment, zuerst wird gegessen.", weist er mich zurecht. "Ich habe keinen Hunger. Ausserdem habe ich bei Aly schon gegessen.", stimmt sogar. "Nix da. Du kannst ja auch nur eine Scheibe Toast essen. Komm.", er zieht mich in die Küche. Ich versuche mich zu wehren, was natürlich nicht geht. Bei der Küchentür stemme ich mich dagegen. Noah schaut mich verwirrt an. "Was ist denn?", fragt er ziemlich verwirrt. Ich habe Angst zu essen. Ich mag mich nicht übergeben! Ach es ist eine komplizierte Situation! "Nichts", murmle ich und folge ihm ins Esszimmer. Dort esse ich langsam eine Scheibe Toast.
Nachdem ich das Toast gegessen habe, gehe ich in mein Zimmer. Muss ich mich jetzt wirklich übergeben? Aly hat gesagt ich müsse. Aber kann ich es zulassen, dass sie über mein Leben bestimmen kann? Nein. Ich werde das machen was ich will und das ist definitiv nicht das, was Aly will. Ich mache mich Bettfertig und lege mich ins Bett. Ich schliesse gerade meine Augen, als ich ein klopfen an meiner Tür höre. Ich seufze und Sekunden später steht Jack in meinem Zimmer. "Hallo meine Lieblingsschwester.", begrüsst er mich warm lächelnd. "Hallo", murmle ich zurück. Jack setzt sich auf den Bettrand und schaut mich besorgt an. "Wie geht es dir Mirja?", will er schliesslich wissen. "Gut", antworte ich und will mich auf die andere Seite drehen. Doch Jack hält mich mit seiner starken Hand an meiner Schulter zurück. "Mirja, ich sehe das du lügst. Ist es wegen der Geschichte, die ich dir heute Morgen erzählt habe?", fragt er besorgt. Ich muss kurz überlegen, bis mir einfällt, dass er mir heute meine Vergangenheit erzählt hat. Das ist meine Chance. Schnell nicke ich und versuche ihm nicht in die Augen zu sehen. Jack seufzt. "Rutsch mal ein Stück.", fordert er mich auf. Widerwillig komme ich seiner Aufforderung nach. Jack legt sich neben mich und dreht mein Gesicht zu ihm. "Ich bin so froh, dass du hier bist. Wir lieben dich alle.", erklärt er mir und gibt mir einen Kuss auf meine Stirn.
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Meine neue Familie
Novela JuvenilWarnung! In dieser Geschichte sind Ritzen und Magersucht eins der Hauptthemen! Begleitet Mirja auf ihrem Weg in ihre neue Familie. Als ich mit meiner Familie aus den Ferien zurück flog, kam plötzlich ein fremder, junger, gutaussehender Mann auf uns...