Die Wahrheit tut weh

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War sie etwa die ganze Zeit über auch da gewesen?

Fragend sah ich zunächst zu Marco und er daraufhin zu Scarlett. Er machte keine Anstalten, sich auch nur einen Millimeter aus seiner Position zu bewegen.

,,Hey, sorry. Hast du mich gesucht?"

Mit kleinen Schritten kam sie in ihrem halblangen schwarzen Kleid mit Mantel darüber auf uns zu gelaufen. Die Arme vor der Brust verschränkt.

,,Und ob ich das habe. Ich würde gerne fahren. Was wird das hier eigentlich wenn ich fragen darf?"

Unterschwellig abwertend zeigte sie mit ihrem Finger auf uns und bewegte ihn in kreisenden Bewegungen.

,,Das ist Diana, Scarlett. Sie arbeitet bei uns. Wir haben sie vor zwei Wochen doch bei dem Spaziergang getroffen."

Langsam bewegte sie den Kopf auf und ab und ich spürte, wie Marcos Umarmung noch enger wurde. Er beschütze mich. Ich beschloss mich zunächst aus dieser Konversation heraus zu halten, sollte ich nicht essentieller Bestandteil dieser werden.

,,Achso Diana. War ja klar, dass du mit ihr hier bist. Und es ist nötig sie so auf deinem Schoß sitzen zu haben und ihr deine Jacke zu geben?"

Bei dieser abwertenden Wortwahl wurde ich dann doch hellhörig und ich schwöre, ich hätte meinen Senf dazu gegeben, hätte Marco nicht wieder das Wort ergriffen. Sein Körper war nun deutlich angespannter als gerade noch und er richtete sich leicht auf.

,,Entschuldige bitte, aber es ging ihr schlecht und ich bin daraufhin zu ihr. Du hättest bei einem deiner Freunde bestimmt ganz anders reagiert habe ich recht? und warum ist das bitte so selbstverständlich?"

Nicht nur in ihm schien die Wut etwas hoch zu kochen. Auch ich hatte meine Mühen mich zurückzuhalten, doch ihre nächsten Sätze brachten das Fass endgültig zum Überlaufen.

,,Das fragst du noch ? Du verhältst dich sau komisch, seitdem du sie kennengelernt hast. Jeder zweite mit dem man hier spricht, schwärmt davon wie mega harmonisch doch eure Zusammenarbeit ist und wie gut ihr euch verstehen würdet. Dann das Bild von euch, was anscheinend gemacht wurde, als ich noch im Auto war. Ich weiß ja nicht, ob ihr Augen im Kopf habt, aber ein Blinder mit Krückstock sieht die Blicke, die ihr euch zugeworfen habt. Und dann deine "Rede". Marco verarschen kann ich mich selbst. Sag mir die Wahrheit."

Die Situation war super angespannt und auch Marco konnte nun nicht mehr ruhig sitzen bleiben. Er löste seinen Griff um mich und stand mit einem wütenden Gesicht auf.

,,Du willst die Wahrheit, hier hast du sie."

Ohne sich umzudrehen, zeigte er mit seiner Hand auf mich ehe er weitersprach.

,,Du hast es schon gut zusammengefasst. Ja, vielleicht ist da mehr als Freundschaft was ich für sie empfinde."

Hatte er das gerade wirklich ausgesprochen? Hatte er wirklich Klartext mit Scarlett gesprochen? Die doch überraschende Wende des Gesprächs, veranlasste mich auch aufzustehen, ich blieb jedoch kurz hinter Marco stehen.

,,Ist das gerade wirklich euer Ernst ? Wie lange geht das mit euch schon ?"

Ihre Stimme klang plötzlich deutlich leiser und es sah fast so aus, als würde sie Marcos Ehrlichkeit mehr überraschen, als ich es gedacht hätte.

Vorsichtig trat ich näher an Marco und berührte seinen Arm. Er kochte vor Wut.

,,Lass sie daraus! Das ist gerade eine Sache zwischen uns beiden."

Er lies meine Berührung jetzt immer mehr zu und zog mich näher an sich heran.

Kurz herrschte Stille zwischen den beiden und es schien, als müssten beide das gerade gesagte zunächst verdauen. Scarlett rieb sich fast schon verzweifelt mit der Hand durchs Gesicht und konnte Marco nicht einmal mehr richtig ansehen. Und auch er atmete tief durch und blickte zu mir. Natürlich war auch ich mehr als überfordert mit all dem was hier gerade passiert war und wusste rein gar nicht, wie ich mich verhalten sollte. Sollte ich lieber gehen?

,,Marco, ich fahre lieber nach Hause oder?" flüsterte ich ihm leise zu.

,,Bist du verrückt? Du fährst ganz sicher nirgendswo mehr hin. Ich fahre dich. Gib mir eine Minute."

Ich nickte und er sah wieder zu Scarlett, mit einem Blick, der nun nicht mehr voller Hass war.

,,Scarlett. Wollen wir beide nicht erst einmal etwas runterkommen und die Sache später weiter bereden? Wir treffen uns zu Hause."

Still nickte sie. Marco legte mir schützend den Arm um die Taille und so schlängelten wir uns an ihr vorbei auf den Weg nach draußen. Genauso wie sie, konnte ich ihr nicht in die Augen sehen. So richtig die Wahrheit jetzt auch war. das was wir getan hatten war falsch und ich fühlte mich ihr gegenüber immer schlechter. War es wirklich das, was ich wollte? Das, was wir wollten?

Schweigend und ohne uns auch nur von einer Person zu verabschieden, liefen wir geradewegs durch den großen Saal, vorbei an der Musik, den tanzenden Menschen, die eigentlich unsere Freunde waren. Alleine durch die Dunkelheit bahnten wir uns den Weg zu meinem Auto, vor dem wir still zum Stehen kamen.

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