Abschiede

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                 --Marcos Sicht--

Als wir an dem Haus ihrer Besten Freundin im Dortmunder Osten ankamen, überkamen mich weitere Schuldgefühle. Konnte ich es verantworten, sie in der Situation alleine mit sich selbst zu lassen? Zumindest was die nächsten Stunden betraf, blieb mir keine andere Wahl.

In einer leeren Parklücke, quasi direkt vor der Haustüre kam ich zum stehen und machte das Auto aus.

Vorsichtig wagte ich es zu ihr sehen. Sie wischte sich gerade nochmal mit den Händen über ihre Wangen um zu verstecken, dass sie geweint hatte, doch die leicht verwischte Mascara unter ihren grünen Augen verriet sie.

,,Danke fürs Fahren Marco. Wie wollen wir das mit dem Auto machen?"

Kurz brauchte ich einen Moment um zu verstehen, was sie von mir wollte, ehe ich verstand, dass wir ja mit ihrem Auto gefahren waren und ich noch irgendwie nach Hause kommen musste.

,,Sorry, ich habe wirklich nicht bedacht, dass ich ja noch weiter muss. Das sollte nicht selbstverständlich rüber kommen. Ich...."

Leicht musste sie lächeln, doch ich konnte dieses Mal nicht einschätzen, ob es ein ehrliches war, oder ob sie es sich nur meinetwegen aufzwang. Sie beugte sich etwas nach vorne, löste den Anschnallgurt und machte sich daran mein Jackett auszuziehen, ehe sie mich unterbrach.

,,Hey, mach dir keinen Kopf. Du kannst mein Auto gerne haben. Wenn ich darauf angewiesen bin, kann ich erstmal auch Jasmins haben."

Zögernd reichte sie mir bei ihren Worten mein Jackett. Ich spürte ihre Unsicherheit.

,,Danke dir vielmals. Ich fahre am Montag damit zum Training und organisiere mir für den Heimweg eine Mitfahrgelegenheit, dann hast du dein Auto übermorgen schon wieder. Gib mir das Jackett einfach auch dann wieder, Es ist immernoch echt kalt draußen."

Mit einem wirklich ehrlichen Lächeln zog sie ihren Arm wieder zurück und drückte das Jackett fest an ihren Oberkörper, als würde sie sich versuchen an ihm festzuhalten. Als würde sie versuchen sich zweifelhaft an irgendwas festzuhalten.

,, Abgemacht. Ich werde daran denken. Schlaf gut Marco und... viel Erfolg. Du kannst dich ja vielleicht melden, wenn du dich danach fühlst. Fahr vorsichtig."

Explizit nach einem Lebenszeichen von mir verlangt hatte sie noch nie, aber das unterstrich vermutlich nur meine These ihrer Unsicherheit. Es schmerzte so unendlich, sie so verzweifelt zu sehen. es schien fast als bettelte sie darum einen Teil von mir bei ihr zu haben und das dauerhaft. Umso schlimmer war das Gefühl als sie schließlich die Türe öffnete und aus dem Wagen stieg.

,,Das werde ich. Pass bitte auf dich auf Kleines"

Einen letzten Blick warf sie nach meiner Antwort noch ins Auto, ehe sie die Türe zufallen ließ und ich darin zurückblieb. Sie legte sich mein Jackett erneut über die Schultern und lief auf die Haustüre zu. Ich startete den Wagen nicht eher, als dass ich sie sicher im Haus wusste. Natürlich drehte sich nicht noch einmal um. Warum auch? ich denke ich hätte das selbe getan.
Keine Umarmung, kein Kuss, nichts. Ein solcher Abschied von ihr fühlte sich ungewohnt und falsch an, wo ich dieser Frau doch eigentlich so nah sein wollte.

Ich saß bestimmt noch 10 oder 15 Minuten in ihrem Auto und beobachte wie die Lichter im Haus an und aus gingen und sich dieser Vorgang mehrere Male wiederholte, ehe ich mir selbst komisch vorkam und beschloss loszufahren.

Auch auf dem Weg nach Hause dachte ich nur an Diana. Was sie gerade wohl machen würde? Wahrscheinlich konnte sie noch nicht schlafen und ist noch wach. Woran sie wohl denkt. Hatte ich sie verletzt oder ihr unrecht getan ?

Auf der Einfahrt zu unserem Grundstück sah ich bereits, dass im Grunde überall im Haus das Licht brannte und Scarletts Auto direkt vor der Haustüre stand. Verwirrt blieb ich am Ende der Einfahrt stehen, stieg aus dem Auto und machte mich auf den weg zum Haus.

An der Haustüre angekommen, kam mir Scarlett auch schon, bepackt mit einer ihrer Sporttaschen bepackt entgegen.

,,Scarlett, was wird das?."

,,Oh hey, da bist du ja. Ich packe das nötigste zusammen und fahre zu meiner Mama. Bitte versuch jetzt nicht dich weiter zu erklären. Es ist okay. Wir sollten jetzt beide etwas Abstand suchen und dann die Tage miteinander sprechen, wenn die Sache nicht mehr so aktuell ist wie jetzt gerade. Meld dich, wenn du Emily zwischendurch abholen magst oder ähnliches."

Ihre Klarheit über die Situation überforderte mich. Nicht, dass ich etwas gegen ihr Vorhaben hätte, aber die Spontanität dessen überraschte mich. Sie wirkte einfach so anders als gerade eben noch. So abgeklärt und vollkommen entspannt. Fast, als hätte sie nur auf diesen Moment gewartet.

,,Ähm okay. Ja mach das. Bis dann, denke ich."

Kaum hatte ich meinen Satz beendet lief sie auch schon an mir vorbei und war durch die Türe.

,,Machs gut Marco."

Und zack, war die Türe zu und ich war wieder alleine. Was war das denn bitte jetzt?
Jetzt war ich derjenige, der verwirrt im Haustüre stand und nicht wusste, was er tun sollte.

Schließlich entscheid ich mich, mir zunächst etwas zu trinken zu holen und mich auf der Couch niederzulassen.

In Gedanken war ich immernoch bei Diana. Wie auch eigentlich den Rest der Zeit in den letzten zwei Wochen. Wenn ich das mit ihr wirklich wollte, durfte ich es definitiv nicht versauen.

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