Um ehrlich zu sein blieb mir beim Training gar nicht erst die Zeit um auf Marco oder Dinge zu achten, die mit ihm im Verbindung standen, weil ich drauf und dran war, die letzten Details für die Reise nach München zu organisieren und erst als Rose mich ansprach, bemerkte ich, dass das Training vorbei war.
,,Mach Schluss für heute. Hast du das Hotel erreichen können?"
Ich sah zu ihm auf und nickte.
,,Perfekt. Wir fahren hier um ca. 18 Uhr los und sind dann sicher um 18.30 Uhr am Flughafen, es reicht, wenn du dort zu uns stößt. Du wirst dann für die Zeit bei uns im Hotel unterkommen."
,,Alles klar, dann bis später."
Wir verabschiedeten uns, ich packte meine Sachen und lief zum Auto. Die knappen anderthalb Stunden, die mir blieben, bis ich am Flughafen sein müsste reichten bestimmt gerade so aus, um meinen Koffer zu packen. Ich wollte den Wagen gerade starten, da leuchtete mein Handy von einer Nachricht auf.
,,Hey ich hab dich nach dem Training leider nicht mehr erwischt :( Werde dich in München vermissen."
Sofort legte ich das Handy wieder beiseite und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Warum schrieb er mir immer genau dann, wenn ich am wenigsten damit rechnete? Und die Tatsache, dass er so tat, als wäre alles wie immer machte mich bekloppt. Da er jedoch nicht zu wissen schien, dass ich mit nach München kommen würde und dass ich mitbekommen hatte, worüber er vorhin gesprochen hatte, entschied ich mich dazu ihm nicht zu antworten und ihn später zur Rede zu stellen. Auf sein Gesicht war ich mehr als gespannt.
Der Gedanke an die Worte der Jungs und wie sie fast schon gehyped um ihn herumsprangen wie kleine 13 Jährige Jungen, die gerade erfahren hatten, dass ihr bester Freund die kleine Anna aus der Parallelklasse geküsst hatte, ging mir nicht aus dem Kopf und sein zögerndes Lächeln zunächst, als würde er im Kopf die Geschehnisse der letzten Nacht noch einmal durchgehen und jedes Detail davon genießen. Warum war ich so naiv und dachte, dass dieser Mann auch nur ansatzweise etwas ernstes von mir wollte? Vermutlich redete er mit seinen Freunden genauso über mich, nur ohne meinen Namen zu nennen und diese reagierten auf die gleiche Weise bei den schmutzigen Details. Der widerwärtige Gedanke daran ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Wie konnte er nur so sein?
Mit Wut gefüllt packte ich den Griff meines kleinen Koffers und machte mich auf den Weg zum Flughafen. Wie sollte das nur weitergehen?
Ich hatte selbst ein bisschen Angst vor mir beim Autofahren, weil ich mit den Gedanken überall aber nicht im Straßenverkehr war und so glich es fast einem Wunder, dass ich den Flughafen lebend erreichte. Doch nicht nur ich hatte es zum Gate geschafft sondern auch die Mannschaft inklusive Team und Mitarbeiter. Mit ihren kleinen Koffern oder Designer-Reisetaschen kamen sie auf mich zugestapft und obwohl ich ihn zunächst nicht sah, spürte ich es an meinem ganzen Körper, als mich Marcos Blick traf. Sein Lachen wandelte sich augenblicklich in eine neutrale Mundhaltung, einen verwirrten Blick und er legte eine kurze Pause ein, ehe er weiterging. Doch ich lächelte nur freundlich in seine Richtung und wartete darauf, dass die Mannschaft bei mir ankam.
Ich begrüßte sie alle freundlich und hatte gerade ein Gespräch mit Julian beendet, da ergriff Marco auf einmal das Wort und trat etwas näher an mich heran.
,,Hey, du hattest mir gar nicht erzählt, dass du uns begleiten wirst. Schöne Überraschung."
Am liebsten hätte ich ihn genau jetzt schon auf die Sache angesprochen und es benötigte eine Menge Selbstbeherrschung ihm nicht vorzuhalten, dass er mir ja auch gar nicht erzählt hat, dass er eine andere Frau gefickt und mich verascht hat. Aber die Phrasen konnte ich mir für später aufheben und so entgegnete ich nur ironisch lachend :,, Da kannste mal sehen, ich bin auch immer für eine Überraschung gut." und drehte mich wieder zu Julian und Marco den Rücken zu.
Doch das ließ er augenscheinlich nicht auf sich sitzen und drehte mich mit einem Griff an meine Schulter wieder zu sich. Sofort bemerkte auch er, dass das vermutlich etwas zu impulsiv und auffällig für diese Kulisse war und sah sich um, ob uns jemand gesehen hatte. Auch ich blickte nach rechts und links, doch da alle im Gespräch vertieft zu sein schienen, flüsterte ich ihn wütend an. Zumindest insofern das möglich ist.
,,Hast du sie noch alle? Ich glaube du vergisst wo wir sind, verdammt."
Nochmals blickte er sich um und stieg daraufhin in mein Flüstern ein.
,,Ich vergesse mich gleich. Was ist denn plötzlich los mit dir?"
Ich musste leicht lachen und blickte zur Seite während ich den Kopf schüttelte. Wäre es nicht so verdammt verlogen, wäre es fast schon witzig, für wie dumm er mich hielt. Doch das änderte auch nichts an der Situation, dass ich meinem Ärger hier keine Luft machen konnte, also musste ich mich zügeln.
,,Es ist gar nichts Marco. Der Tag war lang und anstrengend. Vielleicht bin ich etwas gereizt. Wir reden später, wenn wir alleine sind okay?"
Tatsächlich schien ihm diese Erklärung, zumindest für den Moment, zu genügen und so nickte er, ehe er sich zu zweien seiner Mannschaftskollegen gesellte.
Das war knapp. Hätte er noch so einen Satz von sich gelassen, hätte die ganze Sache schon anders aussehen können.
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Love is a game
FanfictionDiana ist ein gewöhnliches Mädchen aus dem Ruhrgebiet und führt ein ebenso ruhiges und gewöhnliches Leben. Als sie jedoch einen Nebenjob bekommt um neben ihrem Studium Geld zu verdienen, ahnt sie nicht, dass sich ihr Leben für immer verändern wird u...